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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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betrugen.
     Bis zum Ende des Jahres 2008 waren sie auf 290 Prozent gestiegen.
    Die Schuldenexplosion betraf den gesamten privaten Sektor. Die Unternehmen wirtschafteten noch am klügsten: Der Wert ihrer
     Gesamtverschuldung stieg von 53 auf 76 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die privaten Haushalte übten da schon weniger Zurückhaltung:
     Betrug ihre Verschuldung im Jahr 1981 noch 48 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, war sie bis zum Jahr 2007 auf 100 Prozent
     gestiegen. Oder, anders gesagt, stieg das Verhältnis von Schulden zu verfügbarem Einkommen von 65 auf atemberaubende 135 Prozent.
     Der größte Anteil stammte aus Immobilienkrediten, denn Hauskäufer erwarben mit immer weniger Eigenkapital immer teurere Eigenheime.
     Dank der Erfindung von »Huckepack-Krediten« und anderen Konstruktionen konnten Hauskäufer auf dem Höhepunkt des Immobilienbooms
     ihre Eigenheime sogar ganz ohne jede Eigenbeteiligung erwerben.
    |119| So sehr die Verschuldung der privaten Haushalte und der Unternehmen in diesem Zeitraum auch wuchs, das war nichts gegen die
     Entwicklung auf dem Finanzsektor: Zwischen 1981 und 2008 verfünffachte sich die Verschuldung der Banken von 22 auf 117 Prozent
     des Bruttoinlandsprodukts. Wird Fremdkapital aufgenommen, um mehr zu investieren, wird das als Hebelung bezeichnet. Wenn beispielsweise
     eine Investmentbank hypothekenbesicherte Wertpapiere im Wert von 20 Millionen Dollar aufkauft und diesen Kauf mit 1 Million
     Dollar Eigen- und 19 Millionen Dollar Fremdkapital bestreitet, dann beträgt der Fremdkapitalanteil beziehungsweise die Hebelung
     20:1.
    Hebelungen kommen in vielen Formen vor. 34 Es gibt einfache Hebelungen, wie die eben beschriebene, aber es gibt auch die sogenannte verschachtelte Hebelung. Im zweiten
     Fall winken Gewinne (und Verluste), die ein Vielfaches der eigentlichen Anlage betragen können. CDOs werden beispielsweise
     in unterschiedlichen Tranchen angeboten, und bei Ausfällen werden die riskanteren Tranchen am härtesten getroffen. Für die
     Besitzer bestimmter Anteile des CDO potenzieren sich die Verluste – ein geringer Ausfall im zugrundeliegenden Portfolio trifft
     diese Investoren besonders hart. Diese Hebelung ist auf dem Markt nicht zu erkennen, doch im Verlustfall können die Auswirkungen
     dramatisch sein.
    Daneben gibt es die umfassende Hebelung, was bedeutet, dass eine ursprüngliche Kreditaufnahme die Spitze einer riesigen, umgekehrten
     Schuldenpyramide werden kann. Nehmen wir an, eine gut situierte Privatperson leiht sich 3 Millionen Dollar von einer Bank,
     nimmt 1 Million Dollar aus ihrem Eigenkapital dazu und legt das Geld in einem Dachfonds an, der in andere Hedgefonds investiert.
     Zu Beginn beträgt der Hebel 4:1. Nehmen wir weiter an, dass der Fonds diese 4 Millionen Dollar nimmt, weitere 12 Millionen
     Fremdkapital von einer anderen Bank aufnimmt und das Geld in einen Hedge-Fonds investiert. Wieder beträgt der Hebel nur 4:1,
     doch aus dem ursprünglichen Einsatz von 4 Millionen sind 16 Millionen geworden. Nehmen wir nun an, der Hedge-Fonds nimmt |120| seinerseits 48 Millionen Dollar, wiederum mit einem Hebel von 4:1, auf und investiert insgesamt 64 Millionen Dollar in eine
     risikoreiche Tranche eines CDO. Der kleine ursprüngliche Einsatz von 1 Million Dollar ist damit der Ausgangspunkt für eine
     64-Millionen-Dollar-Wette geworden.
    Das ist in Ordnung, solange der Wert der Anlage gleich bleibt oder besser noch, wenn er steigt. Ganz anders sieht die Sache
     aus, wenn der Wert fällt. Kehren wir zu dem einfachen Beispiel vom Anfang zurück und gehen davon aus, dass eine Bank einen
     Fremdkapitalanteil von 20:1 hat. Das Eigenkapital der Bank beträgt 1 Million Dollar. Nehmen wir an, der Wert der Anlage fällt
     von 20 auf 19 Millionen Dollar, also nur um 5 Prozent. In diesem Fall hat die Bank ihre Investition vollständig verloren,
     die effektive Rendite ihrer Investition liegt bei minus 100 Prozent. Diese Logik gilt bei jeder Fremdkapitalaufnahme. Beträgt
     das Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital 100:1, dann löscht selbst ein winziger Preisrückgang von nur 1 Prozent das gesamte
     Eigenkapital aus.
    Aber es könnte noch schlimmer kommen. Es ist durchaus nicht so selten, dass Geldgeber einen konstanten Eigenkapitalanteil
     verlangen, selbst wenn die mit dem Kredit erworbene Anlage an Wert verliert. Nehmen wir beispielsweise an, ein Hedge-Fonds
     nimmt 95 Millionen Dollar von einer Investmentbank auf, steuert 5 Millionen Dollar

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