Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können

Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können

Titel: Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
fügte man als vierte Gruppe noch diejenigen hinzu, die auf gesunde Ernährung Wert legen.
    Traditionell orientierte Menschen wünschen zuverlässige, vertraute Eigenschaften, während Abwechslungssucher etwas Neues wollen ( für diese Gruppe werden zum Beispiel immer neue Geschmacksrichtungen bei Kartoffelchips angeboten). Die Fantasievollen lassen sich laut Beckley »mit Ambiente, Romantik oder Emotionen« ködern. Ihnen geht es nicht um die Nahrung, sondern um das Konzept, das sie vermittelt.
    Lebensmittelhersteller und Fastfood-Restaurants können für jede dieser Gruppen begehrenswerte Produkte entwerfen. Nehmen wir zum Beispiel den Hamburger. Im Brötchen mit etwas Ketchup befriedigt er den Traditionellen. Mit Zwiebeln, Speck und drei Lagen Käse freut sich der Abwechslungssucher darüber. Und wenn man dem Fantasievollen zusätzlich eine Grillparty vorgaukelt, bekommt er nicht genug davon. Lassen wir das Brötchen weg und kleben das Etikett »Low Carb« darauf, stellen wir sogar Ernährungsbewusste zufrieden.
    Ich frage Beckley, was den Hamburger sonst noch begehrenswert macht. »Ein Hamburger bietet alle nötigen Geschmacksrichtungen und die richtige Konsistenz. Man freut sich so darauf,
dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Wenn man anfängt zu kauen, fühlt man sich richtig lebendig. Für einen kurzen Moment bleibt die Zeit stehen.«
    Wenn man begreift, was Nahrung für wen ansprechend macht, versteht man viele Eigenschaften von Nahrung, die über den Geschmack hinausgehen, ob Konsistenz, Duft oder andere sensorische Eigenschaften, die zur Erregung beitragen. Beckley hält Begehren für eine »körperliche Angelegenheit. … Der Körper versucht, sein Glück zu steuern. Er will in den Zustand der Glückseligkeit gelangen.«
    Dazu gehört auch eine angenehme, anregende Atmosphäre. Die Menschen möchten das Gefühl haben, ein gutes Geschäft zu machen. »Sobald die Teller größer werden und besser gefüllt sind, steigt der Umsatz«, berichtet der Investor. Es kostet ein Restaurant nicht viel, wenn die Portionen so groß ausfallen, dass die Gäste viel essen können und trotzdem etwas übrig bleibt.
    Außerdem achtet die Industrie genau darauf, in welchem Umfeld Speisen angeboten werden. Dabei kann sie sich auf umfangreiche Forschungsarbeiten stützen, die zeigen, wie Sinnesreize–Vielfalt auf dem Teller, Verpackung, Beleuchtung, Geräuschpegel und andere Aspekte des Ambientes sowie die jeweilige soziale Situation –den Verzehr anregen können. [Ref 103] Sogar der Produktname spielt eine Rolle. Bei einer Untersuchung kam heraus, dass die Beschreibung in der Speisekarte (»Saftiges italienisches Fischfilet« anstatt »Fischfilet«, »Traditionelle rote Cajun-Bohnen mit Reis« statt »Rote Bohnen mit Reis« oder »seidenmatter Schokoladenpudding« statt »Schokoladenpudding«) die sensorische Wahrnehmung beeinflusst. [Ref 104] Die Probanden behaupteten, dass die Speisen mit der genaueren Beschreibung besser aussahen, besser schmeckten und besser sättigten.

    Beim kreativen Brainstorming, wie man mehr Kunden anlocken könnte, kam Starbucks auf den Frappuccino, wie mir der Investor erzählte. Denn die Geschäfte waren zwar frühmorgens voll, nachmittags jedoch »waren sie so leer, dass man dort hätte Bowling spielen können«. Die Erfindung eines cremig-süßen, milchshakeartigen Kaffeegetränks stellte diese Regel auf den Kopf.
    Starbucks lernte eine grundlegende Lektion: Mach ein attraktives Angebot leicht und ständig verfügbar, erneuere es regelmäßig, und schon kommen die Gäste immer wieder. [Ref 105] Wenn Speisen in praktisch jedem Umfeld verfügbar sind, steigt die Anzahl der Hinweisreize und die Anzahl der Gelegenheiten zum Verzehr, während alle Schranken fallen, meint David Mela, leitender Wissenschaftler für Gewichtskontrolle am Unilever Health Institute. [Ref 106] »Der Umweltreiz hat sich verändert.«
    Bezeichnen wir es als die große Taco-Prüfung–die Herausforderung, kontrolliert zu essen, obwohl immer Nahrung verfügbar ist. »Vor 40 Jahren musste man sich vielleicht einmal im Monat bei einem entsprechenden Anlass der Taco-Prüfung unterziehen. Jetzt findet sie täglich statt«, erklärt Mela. »Solche Lebensmittel sind jeden Tag und überall vorhanden. Sie sind billig, und sie sind leicht erhältlich. Sie sind ständig im Angebot.«
    Ein weiteres wichtiges Verkaufsinstrument ist die Portionsgröße. Extragroße Portionen und All-you-can-eat-Buffets gestatten dem Gast den Zugang

Weitere Kostenlose Bücher