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Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können

Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können

Titel: Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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gehen.«

    Je mehr wir versuchen, den Gedanken an Käsekuchen zu verdrängen, desto heftiger wird der Konflikt. Geläufig ist dieses Phänomen als das »Eisbär-Problem«: Wenn jemand Sie auffordert, nicht an einen Eisbären zu denken, schiebt dieser Eisbär sich immer mehr in den Vordergrund. Untersuchungen belegen, dass wir Gedanken nur kurzfristig unterdrücken können. Sobald wir uns einreden: »Daran sollte ich lieber nicht denken«, konzentrieren wir uns zunehmend darauf. »Der Versuch, einen Gedanken zu unterdrücken, macht ihn noch vordringlicher«, so Kavanagh.
    So bringt uns die Vorstellung, nicht zu essen, letztlich dazu, mehr zu essen. Das Gefühl, mir etwas zu versagen, erhöht den Belohnungswert von Nahrung, was für gewöhnlich zum Naschen und häufig zu Übertreibungen führt. Sobald aus dem Wunsch ein Bedürfnis erwächst, machen wir genau das, was wir doch unbedingt vermeiden wollten–wir essen das Stück Torte. Und dann sind wir von uns enttäuscht, was die nächste Entgleisung noch wahrscheinlicher macht.
    Aus dieser Falle kommen wir erst heraus, wenn wir verstehen, wie unser Gehirn funktioniert, was konditioniertes Hyperessen auslöst und was wir essen können, ohne damit ein Verhalten einzuläuten, das Belohnung suggeriert und so Gewohnheiten den Weg bereitet.

29 | Warnzeichen bei Kindern
    Um zu begreifen, wann konditioniertes Hyperessen das Gehirn vereinnahmt, sollten wir berücksichtigen, in welchem Alter erste Hinweise auf Essen als Belohnung auftreten. Das Phänomen scheint im frühen Kindesalter einzusetzen und mittlerweile immer jüngere Kinder zu betreffen.
    Lange ging man davon aus, dass Kleinkinder und Kindergartenkinder ihre Nahrungszufuhr im Lauf des Tages automatisch so steuern, dass sie eine etwa konstante Kalorienzahl aufnehmen. Dieses »Kompensationsverhalten« ist durch zahlreiche Arbeiten belegt. Wenn wir einem Vorschulkind Lebensmittel vorsetzen, die kalorienreicher sind als sonst–also mehr Kalorien in derselben Nahrungsmenge–, gleicht das Kind dies aus, indem es anschließend weniger andere Speisen isst. Auf diese Weise erhält der Körper sein Gleichgewicht.
    Doch dieses selbstgesteuerte System verändert sich. Susan Johnson, die am Zentrum für Gesundheitswissenschaften der Universität Colorado das Kinderesslabor leitet, berichtet, dass die Wissenschaft einen Wandel beobachtet, der die gesamte Bevölkerung umfasst. [Ref 185] Noch in den 80er-Jahren kompensierten die Zwei- bis Vierjährigen 90 Prozent der zusätzlichen Nahrungskalorien. In den 90ern wurden hingegen nur noch ungefähr 45 Prozent der Zusatzkalorien ausgeglichen.
    Johnson führte eigene Studien durch und stellte dabei fest, dass schon die Drei- und Vierjährigen sehr große Mengen verschlingen konnten, mitunter bis zu 800 Kalorien in einer einzigen Mahlzeit. Und sie verlangten immer noch mehr. »So ein Verhalten habe ich
früher nicht beobachtet«, sagt sie dazu. »Vor 15 Jahren hätte ich voller Überzeugung behauptet, dass Vorschulkinder kompensieren. Aber in neueren Untersuchungen zeigt sich eine mangelhafte Regulierung des Verhaltens in unglaublichem Ausmaß.«
    Johnson untersuchte auch die Altersgruppe zwischen fünf und zwölf. [Ref 186] Dabei verglich sie die Wirkung von zwei verschiedenen Fruchtgetränken mit ähnlichem Geschmack, aber unterschiedlichem Kaloriengehalt in Bezug darauf, wie viel Nahrung Kinder anschließend bei einer Mahlzeit zu sich nahmen. Bei denen, die nach dem kalorienreichen Getränk weniger aßen, als wenn sie etwas Kalorienarmes getrunken hatten, sprach man von Kompensationsverhalten.
    Johnson fand heraus, dass Schulkinder nur bis zu einem gewissen Grad kompensieren, und dass diese Fähigkeit besonders bei den Mädchen von Jahr zu Jahr abnimmt. Je älter sie werden, desto schlechter konnten sie ihre Kalorienzufuhr regulieren.
    Zum Beispiel verzehrten fünfjährige Mädchen nach einem kalorienreichen Getränk etwa 80 Prozent weniger Kalorien. Das bedeutete, dass sie immer noch 20 Prozent mehr Kalorien zu sich nahmen als die, die kalorienarme Getränke erhielten. Mit acht Jahren glichen die Mädchen nur noch 60 Prozent der Zusatzkalorien aus dem Getränk durch weniger Essen aus, und mit elf lag der Prozentsatz bei 30 Prozent.
    Kontrollverlust–eines der Definitionsmerkmale für konditioniertes Überessen–scheint also schon bei Kindern zunehmend aufzutreten. »Bei einigen unserer Untersuchungen zur Portionsgröße bemerke ich eine neue Form der Hemmungslosigkeit bei

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