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Das Ende meiner Sucht

Das Ende meiner Sucht

Titel: Das Ende meiner Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivier Ameisen
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eine Erlaubnis zur Berufsausübung.«
    »Ich wette, darüber wird niemand sprechen, einfach weil es zu unangenehm ist«, erwiderte ich. Marworth würde jedenfalls nicht für mich seine Regeln ändern, und so schloss ich mich dem Club der süchtigen Heilberufler an, zu dem nur Ärzte, Krankenschwestern und Apotheker Zutritt hatten. Die Mitgliedschaft bestand zu meiner Zeit aus ungefähr einem Dutzend Personen.
    Mir wollte es nicht einleuchten, warum man in der Klinik ein Klassensystem errichtete, und ich bin sicher, manche andere Patienten fühlten sich dadurch verletzt. In anderen Kliniken habe ich so etwas nie erlebt, und wenn ich eines bei den AA mag und schätze, dann, dass dort alle gleich sind. Es missfiel mir, dass ich die organisierten Aktivitäten zwangsweise mit anderen Angehörigen medizinischer Berufe absolvieren musste, und ich verbrachte meine Freizeit bevorzugt mit Patienten aus anderen Lebenszusammenhängen. In beiden Gruppen entwickelten sich mit einigen gute Beziehungen.
    Mein Zimmergenosse war ein wunderbarer Mann namens Peter. Nach dem Klinik-Jargon waren Peter und ich »Dinosaurier«, das heißt, einfach nur Alkoholiker, während die meisten Süchtigen heute von mehr als einer Substanz abhängig sind; man spricht dann von Mehrfachabhängigkeit oder Polytoxikomanie. Bei AA- und NA-Meetings in der Klinik hörte ich oft Leute erzählen, wie man »Downer« wie Alkohol, Heroin oder Barbiturate mit einem »Upper« wie Kokain oder Amphetamin kombinierte. Die meisten anderen Mediziner in Marworth waren in erster Linie von verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln wie Codein abhängig und von Anästhetika wie Fentanyl und in zweiter Linie von Alkohol oder einer anderen Droge.
    Praktisch alle Alkoholiker und andere Süchtige sind auch von Nikotin abhängig. Bei den AA und in der Klinik konnten die Leute kaum glauben, dass ich nicht rauchte. In der Suchtbehandlung gilt Rauchen nicht als eine Cross-Abhängigkeit, es ist die einzige Formder Abhängigkeit, die 12-Schritte-Programme und Entzugskliniken nicht verbieten. In Marworth trafen sich die Raucher – wieder fast alle außer mir – regelmäßig und qualmten gemeinsam.
    Ich war sicher prädisponiert zum Raucher: Nikotin war die einzige Droge, die in unserer Familie regelmäßig konsumiert wurde. Mein Vater hatte im Arbeitslager zu rauchen begonnen, um den Hunger zu unterdrücken, wie er uns erzählt hatte, und meine Mutter ließ sich von ihm anstecken. Als ich klein war, rauchten sie beide jeweils mindestens zwei Päckchen pro Tag. Mein Vater hörte auf, als ich sechs oder sieben war, fing wieder an, als ich achtzehn war, und hörte ein Jahr später endgültig auf. Meine Mutter rauchte stark bis zu ihrem Tod. Mein Bruder Jean-Claude und meine Schwester Eva begannen als Teenager im Ferienlager zu rauchen. Eva hörte ein paar Jahre später auf, Jean-Claude raucht bis heute.
    Ein Klischee über das Rauchen besagt, es beruhige die Nerven. Tatsächlich ist das eine der am besten dokumentierten Eigenschaften. Es kann auch die Stimmung ein wenig heben. Studien haben gezeigt, dass Raucher über den Tag hinweg Stimmungsschwankungen mit Nikotin geschickt ausgleichen. Meine Mutter griff immer zu einer Zigarette, wenn sie ängstlich oder nervös war.
    Ich fing nicht mit dem Rauchen an, weil ich mir die wiederholten Warnungen meines Vaters, ich solle die Finger von Zigaretten lassen, denn es sei so schwer, wieder damit aufzuhören, zu Herzen nahm. Über Alkohol sagte er nichts, denn niemand in der Familie hatte ein Alkoholproblem. Als ich mit dem Trinken anfing, glaubte ich, diese Tatsache würde mich irgendwie vor Alkoholabhängigkeit schützen.
    Wenn mein Vater mich vor Alkohol gewarnt hätte, hätte ich bestimmt versucht, einen Bogen darum zu machen, und ich zweifle, ob ich jemals auf die Idee gekommen wäre, meine Angst mit Alkohol zu dämpfen. Natürlich kann man nicht sagen, wie es mir in dem Fall ergangen wäre, aber es ist auch ganz sicher, dass meine Ängste, gegen die keines der Medikamente half, die mir verschrieben wurden, verheerende Wirkungen gehabt hätten. Ich denke, sie hätten mich umden Verstand bringen oder als letzten Ausweg in den Selbstmord treiben können.
    Ich fand es oft ironisch, wie Menschen mit einer bestimmten Sucht auf andere herabblicken, die von einer anderen Substanz abhängig sind. Die Heroinabhängigen glauben, sie stünden ganz oben in der Hierarchie. Die Kokainabhängigen glauben das auch. Beide Gruppen blicken auf die Alkoholiker

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