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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Problem war, dass bisher – außer ihr selbst – noch niemand dieses Mittel mit Erfolg angewendet hatte. Auch sie hatte die Seuche nicht verschont, aber bereits am nächsten Tag war sie, dank ihres Wundermittels, soweit wiederhergestellt, dass sie in der Apotheke ihren Pflichten nachgehen konnte, und am übernächsten Tag war sie vollkommen gesund.
    Sie wagte es schließlich, sich Betz anzuvertrauen: »Hört zu, Betz, ich kenne ein Heilmittel, das bisher noch niemand ausprobiert hat. Meint Ihr, ich sollte es bei Frater Gregor zur Anwendung bringen?«
    Die jungen Leute diskutierten eingehend die Vor-, aber auch die möglichen Nachteile.
    Als es Frater Gregor am selben Tag noch schlechter ging, beschloss Magdalena kurzerhand, einen Versuch zu wagen.
Sie war sich sicher, dass es dem Ordensbruder ebenso wie zuvor ihr selbst helfen würde. Das Einzige, was ihr etwas Sorge bereitete, war die Tatsache, dass ihr Frater Malachias nicht von der Seite wich. So als ahne er, dass sie etwas Ungewöhnliches vorhatte.
    »Was ist das?«, fragte der missgünstige Rivale scheinbar interessiert, während er beobachtete, wie Magdalena kleinere Bröckchen von rötlichweißer und messinggelber Färbung in einem Mörser zerstampfte und zu feinem Pulver zerrieb.
    »Das ist ein Mineral, das in Wittichen im Schwarzwald abgebaut wird. Ich habe es kürzlich von einem fahrenden Händler erworben.«
    »Seid Ihr schon so tief gesunken, dass Ihr auf derlei unwirksames Zeug zurückgreifen müsst?«, erkundigte sich der Frater mit ätzendem Spott.
    »Beruhigt Euch, Frater Malachias«, entgegnete Magdalena, mühsam ihre Ruhe bewahrend, während sie den Stößel weiter im Mörser bewegte.
    »Schon mein verstorbener Vater, der anerkannte Stadtapotheker von Ravensburg, kannte dieses Zeug, wie Ihr es nennt. Es heißt Bismutum, das bedeutet ›in sumpfigen Bergwiesen geschürft‹, und hilft gegen entzündete Wunden. Wenn Ihr einen eitrigen Fingernagel habt, hilft ein Umschlag mit diesem Pulver, und Ihr seid das Übel los. Allerdings ist das Bismutum ungeheuer giftig. Ein Zuviel davon ist absolut tödlich. Wie immer kommt es auf die richtige Dosis an.« Die letzten Sätze waren Magdalena, die wie immer ganz in ihrem Element war, wenn sie über Heilpflanzen deklamierte, herausgerutscht ohne nachzudenken. Ein verstohlener Blick auf Malachias ließ sie ahnen, dass dies womöglich alles andere als klug war.
    Und tatsächlich kam sogleich die misstrauische Nachfrage: »So so. Und was wollt Ihr jetzt damit?«

    »Mich hatte die Seuche auch erwischt, und ich habe es mit Bismutum probiert – und siehe da! Mir fehlt nichts mehr«, beeilte Magdalena sich zu erklären, wobei sie in ihre Worte so viel Überzeugungskraft wie möglich legte. »Jetzt denke ich, es ist an der Zeit, auch Frater Gregor an der Entdeckung teilhaben zu lassen, ehe er noch schwächer wird und uns womöglich wegstirbt.«
    Sie hatte kaum ausgesprochen, da war Malachias auch schon weg. Eilends trommelte er die Brüder des Konvents zusammen. Das heißt die wenigen, die ihre Zelle überhaupt noch verlassen konnten. Vor Leibschmerzen zusammengekrümmt schleppte sich auch der Prior ins Refektorium.
    »Ungeheuerliches habe ich Euch zu vermelden, ehrwürdiger Vater Prior und meine lieben Brüder!«, plusterte der Intrigant sich auf. »Unsere famose Apothekerin schickt sich an, Frater Gregor zu vergiften!«
    Seine Worte wirkten, als hätte er ihnen den Boden unter den Füßen weggezogen. Alle schrien wild durcheinander. Das war doch nicht möglich! Was war bloß in die junge Frau gefahren? Als einigermaßen Ruhe eingekehrt war, bat der Prior mit schwacher Stimme um Aufklärung.
    »Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie das Weib den Rock gehoben und ein Säckchen aus den Gewandfalten hervorgeholt hat, gefüllt mit merkwürdigen gelben Bröckchen einer Substanz, die nur Gift sein kann!«, erzählte Malachias mit donnernder Stimme, wobei seine Augen fanatisch glitzerten. »Diese tat sie in einen Mörser und zerrieb sie zu feinem Staub. Von mir über ihr befremdliches Tun befragt, behauptete sie frech, das sei ein neues Wundermittel, das sie an Bruder Gregor auszuprobieren wünsche. Es würde ihm sicher helfen, von der Seuche zu genesen. Wenn Ihr mich fragt, handelt es sich bei diesem Pulver jedoch um
ein gefährliches Gift, welches sie Bismutum nennt. Ich habe noch nie davon gehört. Ihr etwa?«
    Der Prior und die übrigen Fratres verneinten dies. Ein Heilmittel dieses Namens war ihnen völlig

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