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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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sie wie nebenbei: »Du kannst Berta jetzt loslassen! Ich übernehme das.«
    Und um das Ganze »effektiv« – im Sinne ihrer Magd – zu gestalten, rief sie nach Betz, und zwar so laut, dass er sie in der unruhig wie Bienen im Stock summenden und immer wieder in Hochrufe ausbrechenden Menge auch hören musste:

    »Betz, seid doch so liebenswürdig und kümmert Euch um Änneli, damit sie in der Menge nicht umgestoßen wird!«
    Und der junge Bursche, gewohnt, »seiner Herrin« aufs Wort zu gehorchen, ließ die Kleine mit den schwarzen Augen stehen und quetschte sich die wenigen Schritte seitwärts, bis er neben Änneli zu stehen kam. Galant bot er ihr seinen Arm, und das Mädchen ergriff ihn sofort, wobei sie strahlend zu ihm aufblickte. Dass sie sich dann enger an ihn schmiegte als nötig, amüsierte Magdalena sehr.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, und die enttäuschte Miene der anderen Magd, die sich zu diesem feierlichen Anlass mächtig herausgeputzt hatte, ging ihr beinahe zu Herzen. Wie es schien, hatte auch sie sich in den jungen Apothekersgehilfen verliebt.
    Würde auch Magdalena sich irgendwann wieder in einen Mann verlieben? Oder war es ihr tatsächlich bestimmt, eine alte Jungfer zu werden – ohne noch Jungfrau zu sein?
    Dabei fiel ihr ihre letzte Patientin ein. Dem schönen Kind hatte sie tatsächlich mit einem ganz speziellen Sitzbad helfen können. Der Heirat mit einem Bräutigam aus edlem Hause stand nun nichts mehr im Weg. Die junge Dame, die so leichtfertig ihre Jungfräulichkeit verschenkt hatte, konnte ohne Furcht ihrer Hochzeitsnacht entgegensehen und sich ihrem ahnungslosen Gemahl als Unberührte präsentieren.
    Magdalena empfand über diesen offensichtlichen Betrug noch immer keinerlei Reue. Was sie vielmehr ärgerlich stimmte, war die stillschweigende und selbstverständliche Übereinkunft aller Autoritäten, sich niemals um die Jungfräulichkeit des künftigen Gatten Gedanken zu machen. Stattdessen tat man so, als nütze ausschließlich die Frau sich ab, sobald sie sich einem Mann in Liebe hingab.

    Magdalenas Blick ruhte nach wie vor auf dem Mädchen mit den auffallend dunklen Augen, während sie ihren Gedanken nachhing. Auf einmal geriet ihr eine Person ins Blickfeld, deren Anblick sie schlagartig aus ihren Betrachtungen riss und ihr förmlich den Atem stocken ließ. Nein, das konnte doch nicht sein! Die junge Frau erschrak so sehr, dass sie sich von plötzlichem Schwindel ergriffen fühlte. Unwillkürlich drängte sie sich näher an Berta heran – so, als suche sie Schutz vor einer drohenden Gefahr. Die Haushälterin sah sie kurz von der Seite her an, achtete dann aber nicht weiter auf sie, zu gebannt verfolgte sie das Geschehen.
    Magdalena hatte mittlerweile den Mann, den sie glaubte, vorhin erkannt zu haben, aus ihrem Blickfeld verloren. Sie ließ Bertas Arm abrupt los und drängte sich durch die Menschenansammlung, um nach ihm zu suchen. Niemals in ihrem ganzen Leben könnte sie dieses rohe Gesicht vergessen … Aber wie ein Spuk schien der Mensch verschwunden. Magdalena erntete allenthalben unwilliges Murren, hatte sie sich doch reichlich ungestüm an den Zuschauern vorbeigedrückt. Mit rotem Kopf und sehr verlegen murmelte sie eine lahme Entschuldigung und kehrte zu Berta und den Übrigen zurück.
    Erneut versuchte sie, ihre Aufmerksamkeit auf die Schar der Honoratioren zu richten, die immer noch feierlich das »Konzil« umkreisten und zum wiederholten Male Veni creator spiritus weithin über den See erschallen ließen. Doch Magdalena vermochte sich nicht mehr zu konzentrieren, sie bekam das schemenhafte Bild ihres schlimmsten Alptraumes einfach nicht mehr aus dem Kopf.
     
    Das vermeintliche Wiedersehen mit dem Mann, dessen gemeine Gesichtszüge sie niemals vergessen würde, bescherte ihr eine durchwachte Nacht. Urplötzlich kehrten all die
furchtbaren Ängste wieder, unter denen sie so lange Zeit gelitten hatte und die sie doch eigentlich schon besiegt glaubte.
    Als ihr gegen Morgen endlich ein unruhiger Schlaf vergönnt war, fuhr sie, von grausigen Alpträumen gepeinigt, immer wieder schweißgebadet auf. Balzer – denn um niemand anderen handelte es sich bei dem Mann, den sie so flüchtig gesehen hatte – und seine Satansbrut Ludwig und Simon würden ihr bis zum letzten Atemzug so gegenwärtig sein wie das Bild jenes unseligen Hohlwegs auf dem Weg zum Comersee. Für immer hatten sich die Ereignisse jenes Tages in ihrer Erinnerung eingebrannt.
    All das Entsetzliche, das

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