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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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der Mutter Oberin antanzt!«, »Und der Mauritz, ihr famoser Vormund, wird sofort die Mitgift vom Kloster zurückverlangen, haha!«.
    Aber das war den vier Knechten, die sich die Füße wundgelaufen hatten auf dem holprigen Pflaster der Gassen, nun auch schon egal. Sollten das ruhig der jetzige Apotheker Scheitlin und die Oberin Notburga miteinander ausmachen – sie jedenfalls hatten getan, was menschenmöglich war.

KAPITEL 11
    IM LICHT DES ersten Tages saßen Gertrude, Rolf und Magdalena einander gegenüber und musterten sich. Mutter und Sohn stellten bei sich fest, wie hübsch ihre junge Verwandte doch war, und Magdalena wiederum war sehr angetan vom fein geschnittenen Antlitz Gertrudes und der natürlichen Autorität, die sie ausstrahlte, sowie vom männlichen und Vertrauen erweckenden Aussehen ihres Sohnes.
    »Ich bin Großmutter so dankbar, dass sie mich zu Euch geschickt hat, Trude. Ich hätte wirklich nicht gewusst, wohin ich mich hätte wenden sollen in meiner Not.«

    Gertrude winkte ab. »Wir lassen niemanden im Stich, der unverschuldet ins Elend geraten ist. Und eine junge Frau, der man so übel mitspielt, schon gar nicht«, sagte sie. »Pass auf, mein Kind, mein Sohn hat dir einen Vorschlag zu machen.«
    Magdalena wandte sich aufmerksam ihrem Vetter zu.
    Und was sie von ihm zu hören bekam, rührte sie beinahe zu Tränen. »Base Lena, wenn es Euch recht ist, würde ich Euch gerne begleiten, wenn Ihr Euch unbedingt auf die Suche nach Eurem entlaufenen Bräutigam machen wollt.«
    »Das würdet Ihr wirklich für mich tun, Vetter?«
    Die junge Frau konnte ihren Ohren kaum trauen. Obgleich entschlossen, Konrad zu folgen, hatte sie in Wahrheit schreckliche Angst davor, sich mutterseelenallein auf den Weg zu machen. Die Zeiten waren gefährlich. Überall gärte und brodelte es, und allenthalben gab es Aufstände der Eidgenossen gegen die Habsburger und ihre Anhänger.
    Und die schweizerischen Älpler waren nicht gerade zimperlich, wenn es darum ging, missliebige, sprich ihrem Unabhängigkeitsdrang entgegenstehende Herren samt ihren Knechten über die Klinge springen zu lassen beziehungsweise mit ihren Armbrüsten treffsicher zu »erledigen«.
    Zudem führten Städte und Gemeinden, Adlige und Bürgerliche immer wieder Krieg gegeneinander, und die Straßen waren alles andere als sicher. Das räuberische und mörderische Gesindel hatte überhandgenommen – in der Hoffnung, sich durch die Maschen der löchrig gewordenen Justiz mogeln, beziehungsweise das Recht selbst in seine verbrecherischen Hände nehmen zu können.
    Magdalena war blutjung, unerfahren und aufgrund ihrer Schwangerschaft besonders verletzlich. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine wochenlange Reise durch die Alpen nach Italien …

    Aber jetzt sah die Sache schon anders aus! Mit einem jungen, kräftigen Begleiter an ihrer Seite, der sie vor den Gefahren der feindlichen Welt beschützen würde und gewiss auch ihre Rechte gegenüber Konrad Grießhaber zu verteidigen wüsste, könnte sie ganz anders auftreten. Selbst wenn sie nicht genau hätte erklären können, worin diese »Rechte« eigentlich bestanden. Er war schließlich verheiratet …
    »Aber wie könnt Ihr so einfach von Ravensburg weggehen, Vetter Rolf? Habt Ihr denn keine Arbeit?«, erkundigte sich Magdalena, nachdem sie ihre erste Rührung überwunden hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein junger Mann überhaupt nichts zu tun hatte. Nach bewährter schwäbischer Art war sie so erzogen worden, dass es für jeden gesunden Menschen selbstverständlich war, je nach seinen geistigen oder körperlichen Kräften tätig zu sein, solange bis – ja, bis es Gott gefiel, einen ins Paradies zu holen. An die Hölle mochte sie dabei nicht denken.
    Rudolf Reichle musste lachen, und auch Gertrude verzog ihren Mund zu einem amüsierten Lächeln.
    »Natürlich habe ich zu tun – sogar eine ganze Menge, liebe Base. Aber nicht nur in Ravensburg. Ich bin in vielen Städten tätig, auch im Ausland, und zwar in meinem Beruf eines Waffenschmieds, Büchsenmeisters und Kanonenbauers.« Der junge Mann hielt kurz inne, ehe er fortfuhr, wobei seine Stimme eine Nuance dunkler zu werden schien:
    »Eigentlich arbeite ich in meiner Heimatstadt am wenigsten – für uneheliche Sprösslinge hat man hier nicht allzu viel übrig. Es hat lange gedauert, bis man mir die Erlaubnis gab, mich überhaupt um Aufnahme in die Zunft der Büchsenmacher zu bewerben. Über meinen Antrag haben die Meister bisher

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