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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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immer noch nicht entschieden.
    Aber andernorts, wo man über meine Herkunft nichts
weiß oder sich nichts daraus macht, sondern nur meine Fähigkeiten schätzt, da bin ich stets willkommen, sogar in Ländern wie Italien und Spanien, die selbst in der Waffentechnik Überragendes leisten. Inzwischen hat mich immerhin das Stadtregiment zum zweiten Vorsitzenden der Ravensburger Schützengesellschaft gewählt.«
    Aus Rudolf Stimme klang unverhohlener Stolz heraus.
    »Und welche Art von Waffen stellt Ihr her?«
    Magdalena war in diesen Dingen eher unbedarft. Von Schusswaffen und dergleichen wusste sie so gut wie nichts, da ihr Vater sie niemals zu den von der Bevölkerung so geliebten Schützenfesten mitgenommen hatte. »Das ist Männersach’«, war Georgs Meinung gewesen.
    »Früher waren es hauptsächlich Armbrüste, mit deren Verbesserung ich mich beschäftigte.« Rudolf stand vom Tisch auf und spazierte im Raum auf und ab.
    »Im Vergleich mit dem einfachen Bogen aus Eibenholz, den man vor Jahrhunderten schon benützt hat, ist der zusammengesetzte Bogen der Ungarn und anderer Reitervölker aus dem Osten eine geradezu unerhörte Errungenschaft. Aber auch er wird an Reichweite und Durchschlagskraft vom Mechanismus einer Armbrust weit übertroffen. Gekannt hat man die Armbrust schon in der späten Antike, ehe sie im Abendland auftauchte und sich schnell verbreitete. Die Ritter und alle anderen Adligen benützen sie allerdings nicht. Sie halten diese Waffe für unehrenhaft, weil damit der Feind aus der Ferne getötet wird und kein Kampf ›Mann gegen Mann‹ stattfindet. In den Städten jedoch schätzt man die Armbrust als Waffe zur Verteidigung der Bürger sehr. Ihre Anfertigung setzt beträchtliches handwerkliches Können voraus, und ich darf sagen, dass ich einiges zur Vervollkommnung der Armbrust beigetragen habe.«

    »Ich empfinde die Haltung der Ritterschaft als äußerst unklug. Was hat denn der Kampf gegen den Feind mit Ehrenhaftigkeit zu tun? Wichtig ist doch nur die Wirksamkeit einer Waffe, oder?«, fragte Magdalena. Ihre Gastgeber waren erheitert.
    »Ich finde das auch«, gab Rudolf zur Antwort. »Einen noch viel gewaltigeren Auftrieb erhielt die Schießkunst allerdings mit der Entwicklung der Feuerwaffen. Die Chinesen, ein sehr kluges Volk aus dem Fernen Osten, haben das Schießpulver entdeckt; sie benützten es aber nur, um Signale über weite Entfernungen zu geben, und für die bei ihnen so beliebten Feuerwerke. Vor gut achtzig Jahren hat man es in Mitteleuropa als Treibmittel für Geschosse in Kanonen entdeckt. Die ältesten Kanonen bestanden zu Anfang aus einem aus Holz gefertigten Rohr, um das zur Verstärkung mehrere Eisenbänder gelegt wurden. Wegen ihrer Form nannte man die neuen Kriegswaffen ›Büchsen‹, worunter man anfänglich nur Kanonen verstand. Heute nennt man die Handfeuerwaffen ebenso.«
    Magdalena machte große Augen. Davon hatte sie noch nie gehört, obwohl sie Kanonen natürlich schon gesehen hatte.
    »Im vorigen Jahrhundert waren die Geschütze noch so schwerfällig, dass ihre Bedienung sehr gefährlich und nur einigen wenigen Experten gestattet war«, fuhr Rudolf fort, der sichtlich ganz in seinem Metier war. »Zimmerleute und Schmiede waren die Hauptbeteiligten an der Herstellung, und so gingen aus ihren Reihen die ersten Büchsenmeister hervor. Auch ich habe als junger Kerl das Schmiedehandwerk in Tirol erlernt.«
    Magdalena, die unwillkürlich einen Blick auf seine Hände warf, musste schmunzeln. »Euren Händen sieht man das aber nicht an, Vetter. Dazu sind sie viel zu edel.«

    »Die schmalen Hände sind unser Familienerbe«, warf Gertrude ein. »Schau dir meine an, Kind, oder die deinen! Rolf und du, ihr könntet Goldschmiede sein.«
    »Oder Geburtshelfer«, grinste Rolf, und Magdalena wurde rot. In etwas über einem halben Jahr würde sie einer Hebamme bedürfen. Gott mochte wissen, an welchem Ort sie sich dann befand …
    »Eine Reise nach Italien kommt mir auf jeden Fall gar nicht so ungelegen.« Rudolf fuhr sich durch sein dichtes, dunkelbraunes Haar, das er schulterlang trug. »Man hat mir sowohl in Mailand als auch in Florenz und Venedig Angebote als Büchsenmeister gemacht. Ich habe mich noch für keinen Ort entschieden, aber ansehen könnte ich mir meine möglichen Arbeitsstätten ja vorab schon einmal. Das ließe sich gut mit Euren Anliegen verbinden, Base.«
    »Das wäre einfach wunderbar«, freute sich die junge Frau. »Aber, sagt, Vetter, wird man Euch denn nicht in

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