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Das Erbe der Azteken

Das Erbe der Azteken

Titel: Das Erbe der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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ganz erlosch. Remi zog sich an der Ankerleine hinab, streckte eine Hand aus, umklammerte sein rechtes Handgelenk und zog. Instinktiv schnappte Sam nach der Leine und stieg auf.

    Zehn Minuten später saß er in einem Deckstuhl, hatte die Augen geschlossen und den Kopf in den Nacken gelegt, so dass ihm die Sonne ins Gesicht schien. Nach zwei Minuten in dieser Haltung richtete er sich langsam auf, schlug die Augen auf und sah Remi, die auf dem Dollbord hockte und ihn aufmerksam musterte. Sie beugte sich vor und reichte ihm eine Wasserflasche.
    »Fühlst du dich besser?«, fragte sie besorgt.
    »Ja. Sehr viel besser sogar. Ich hab mir allerdings den kleinen Finger eingeklemmt. Er tut noch weh.« Er hielt ihn hoch, um ihn zu untersuchen. Der Finger war zwar nicht verformt, aber insgesamt geschwollen. Er krümmte ihn und zuckte zusammen. »Wenigstens ist er nicht gebrochen. Es reicht sicher aus, ihn sorgfältig zu bandagieren.«
    »Sonst noch etwas nicht in Ordnung?«
    Sam schüttelte den Kopf.
    »Gut, das freut mich«, sagte Remi. »Sam Fargo, du bist wirklich ein Dummkopf.«
    »Wie bitte?«
    »Was hast du dir eigentlich gedacht, als du hinter dem Ding hergetaucht bist?«
    »Ich habe bloß reagiert. Als mir klar wurde, was zum Teufel ich tat, war es schon zu spät. Wer A sagt …«
    »Landet am Ende auf dem Meeresgrund, und zwar ohne jede Chance, wieder hochzukommen«, beendete Remi den Satz und schüttelte tadelnd den Kopf. »Ich schwör dir, Fargo …«
    »Tut mir leid«, sagte Sam schnell. »Und danke, dass du gekommen bist und mich geholt hast.«
    »Dummkopf«, wiederholte Remi, dann stand sie auf, kam zu ihm herüber und küsste ihn auf die Wange. »Aber du bist mein Dummkopf. Und du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken – aber trotzdem, gern geschehen.«
    »Sag mir, ob wir sie noch haben«, bat Sam und sah sich suchend um. »Haben wir sie noch?« Er war immer noch ein wenig benommen. Remi deutete zum Heck, wo die Ankerleine, straff gespannt wie eine Klaviersaite, im Wasser verschwand.
    »Während du dein Schläfchen gehalten hast, hab ich sie den Abhang hinaufgezogen. Sie müsste jetzt anderthalb Meter von der Kante entfernt sein.«
    »Wunderbar.«
    »Freu dich nicht zu früh. Wir müssen sie immer noch heben.«
    Sam lächelte. »Keine Angst, Remi. Die Physik wird uns dabei helfen.«

    Bevor sie Sams Idee in die Tat umsetzen konnten, mussten sie jedoch rohe Gewalt anwenden. Nachdem Sam seinen lädierten kleinen Finger mit Isolierband umwickelt hatte, stellte er sich ans Heck und holte die schlaffe Ankerleine ein, während Remi die Maschinen rückwärtslaufen ließ und das Boot, indem sie Sams Anweisungen befolgte, fast genau über die Glocke dirigierte. Er löste die Leine von den Klampen, zog sie stramm und schlang sie wieder um die beiden Haken.
    Dann rief er: »Jetzt langsam vorwärts. Ganz vorsichtig.«
    »Du sagst es.«
    Remi schob den Gashebel millimeterweise nach vorn. Sam, der sich am Heck so weit vorbeugte, dass er mit der Tauchermaske ins Wasser eintauchte, verfolgte den Weg der Glocke, die sich durch den Sand wühlte. Als der Abstand zwischen ihr und dem Abgrund knapp zehn Meter betrug, rief Sam: »Maschinen stopp!« Remi nahm das Gas zurück.
    Sam rückte die Tauchermaske zurecht und ließ sich ins Wasser gleiten, um ihre Beute zu begutachten. Eine Minute später tauchte er wieder auf. »Sieht gut aus. Kaum mit Muscheln bewachsen, woraus man schließen kann, dass sie wahrscheinlich eine ganze Weile in der Sandbank vergraben war.«
    Remi streckte eine Hand aus, half Sam an Bord und fragte: »Irgendwelche Schäden?«
    »Ich konnte keine sehen. Sie ist ziemlich dick, Remi – wahrscheinlich an die achtzig Pfund schwer.«
    Sie stieß einen leisen Pfiff aus. »Ein ziemlicher Brocken. Okay, demnach müsste das Schiff gut … sagen wir, eintausend Tonnen gehabt haben, was meinst du?«
    »Eintausend bis zwölfhundert. Viel größer als die Speaker. Dass die Adelise-Münze und die Glocke so nahe beieinanderlagen, ist reiner Zufall.«

    Da keine Gefahr mehr bestand, dass die Glocke in den Kanal rollte, lösten sie sie vom Seil und lenkten das Andreyale einhundert Meter nach Norden, schlängelten sich durch die schmale Einfahrt am Knöchel der Insel und gelangten in die Lagune, die den Stöckelabsatz der Insel bildete. Mit einer Länge und einer Breite von jeweils knapp achthundert Metern war die Lagune eigentlich ein Mangrovensumpf. Etwa zwei Dutzend Treibinseln – pilzförmige Erdwälle, die sich auf

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