Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Azteken

Das Erbe der Azteken

Titel: Das Erbe der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
und von dem Floß weg, bis die Leine straff gespannt war, dann rammte er die Ankerflügel in den Sand.
    Wieder an der Wasseroberfläche, fing er die Leine auf, die Remi ihm zuwarf, schlang sie um den mittleren Balken des Floßes, tauchte dann und hakte den Karabiner in die Glockenkrone. Wenig später war er wieder auf dem Achterdeck, wo er Remis Leine an beiden Klampen festmachte.
    Die Hände auf die Hüften gestützt, begutachtete er seine Konstruktion.
    Remi musterte ihn lächelnd von der Seite. »Du bist wieder mal hochzufrieden mit dir selbst, nicht wahr?«
    »Das bin ich.«
    »Du kannst es auch sein. Mein furchtloser Ingenieur.«
    Sam klatschte einmal in die Hände. »Dann lass uns endlich anfangen.«

    Während Remi am Ruder stand, rief Sam: »Langsame Fahrt voraus!«
    »Langsame Fahrt voraus«, wiederholte Remi. Das Wasser unter dem Heck begann zu schäumen, und das Andreyale schob sich einen halben Meter vor, dann einen ganzen. Die an den Klampen befestigte Leine kam aus dem Wasser hoch. Mit einem gedämpften Glucksen spannte sich das Tau um den Querbalken des Floßes.
    »Das sieht gut aus«, rief Sam. »Mach weiter.«
    Das Floß bewegte sich und kam auf das Heck zu.
    »Komm schon«, murmelte Sam. »Komm endlich …«
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Floßes vibrierte die Ankerleine vor Anspannung, während sie den Zug, den das Andreyale auf das Floß ausübte, weiterleitete. Sam setzte die Tauchermaske auf, beugte sich über den Bootsrand und tauchte das Gesicht ins Wasser. Vier Meter unter ihm schwebte die Glocke ein paar Zentimeter über dem Grund.
    Remi rief: »Wie sieht es jetzt aus?«
    »Könnte nicht schöner sein. Mach weiter.«
    Zentimeter um Zentimeter kam die Glocke hoch, bis die Krone endlich aus dem Wasser auftauchte und gegen den Querbalken schlug.
    »Geh fast in den Leerlauf«, rief Sam. »Achte nur darauf, deine Position zu halten.«
    »Maschine im Leerlauf!«, antwortete Remi.
    Sam schnappte sich das zwei Meter lange Stück Leine vom Deck und hechtete ins Meer. Drei Schwimmzüge brachten ihn zum Floß. Fünf Schlingen durch die Glockenkrone und ein Palstek um den Querbalken und die Glocke war gesichert. Sam hob die Hand zu einer Siegesgeste – wie ein Cowboy, der mit dem Lasso soeben ein Kalb eingefangen und gefesselt hatte.
    »Erledigt!«, rief er.
    Die Maschinen der Andreyale-Yacht husteten noch einmal und verstummten dann. Remi kam aufs Achterdeck und erwiderte lächelnd die Daumen-hoch-Geste ihres Mannes.
    »Glückwunsch, Fargo«, rief sie. »Und was nun?«
    Sams Lächeln verflüchtigte sich. »Weiß ich noch nicht. Ich arbeite dran.«
    »Woher wusste ich, dass du genau das sagen würdest?«

6
Sansibar
    In Wahrheit gab es nichts, woran sie hätten arbeiten müssen.
    Sie wagten es nicht, die Glocke an der Küste entlang bis zu ihrem Bungalow zu schleppen. Sie brauchten einen sicheren Ort, wo sie sie deponieren konnten, während sie einige Entscheidungen und entsprechende Vorbereitungen trafen.
    Während ihnen beiden klar war, dass die Begegnung mit dem Yulin-Boot möglicherweise eine Mücke war, die sie zu einem Elefanten aufgeblasen hatten, vertrauten sie andererseits aber auch auf ihren Instinkt. Und in dieser Hinsicht waren Sams und Remis Bauchreaktionen identisch: Weder der erste Besuch des Yulins noch sein wiederholtes Auftauchen waren rein zufällig geschehen. Außerdem ließen sich die verschiedenen Fragen des Kapitäns zu einer einzigen zusammenfassen: Waren die Fargos auf der Suche nach etwas Bestimmtem? Dies ließ darauf schließen, dass irgendjemand – vielleicht die schemenhafte Gestalt in der Kabine des Yulins – befürchtete, dass etwas Bedeutungsvolles entdeckt werden könnte. War es die Glocke oder die Adelise-Münze oder am Ende doch etwas völlig anderes?
    »Der Punkt ist«, sagte Sam, »wollen wir abwarten, was sich tut, oder wollen wir ein wenig auf den Busch klopfen?«
    »Ich sitze nicht gerne untätig herum.«
    »Ich weiß. Ich auch nicht.«
    »Was hast du vor?«
    »Wir verhalten uns wie Leute, die etwas zu verbergen haben.«
    »Wir sind ja auch Leute, die etwas zu verbergen haben«, meinte Remi. »Eine zweihundert Pfund schwere Schiffsglocke, die an einem selbstgebastelten Floß hängt.«
    Darüber musste Sam schallend lachen. Seine Frau hatte die ganz besondere Fähigkeit, auf den wahren Kern einer Sache zu kommen. »Ich will das Ganze nicht zu einer Staatsaffäre hochstilisieren, aber wir können wohl davon ausgehen, dass die andere Seite – wer auch

Weitere Kostenlose Bücher