Das Erbe der Azteken
Tabak, Kaffee, Baumwolle, Sisal, Edelsteine, Bodenschätze …«
»Wie kommt es, dass ein Berufskiller wie Rivera Verbindung zu jemandem wie Okafor hat?«
»Das lässt sich nicht so leicht erklären, aber ich habe ein wenig gegraben. In den letzten fünf Jahren hat die mexikanische Regierung die Einfuhr tansanischer Produkte drastisch gesteigert. Das meiste kommt von Firmen, über die Ambonisye Okafor die Kontrolle ausübt. Das sagt mir, dass Rivera in Mexiko mächtige Freunde haben muss. Sam, ihr beiden habt es da nicht nur mit ein paar Söldnern zu tun. Ihr seid gerade dabei, euch mit einer Regierung und einem tansanischen Millionär mit erheblichem Einfluss anzulegen.«
»Glaub mir, Rube, das werden wir sicher nicht außer Acht lassen, aber im Augenblick wollen wir nur diese Glocke zurückhaben …«
»Was heißt das?«
»Sie haben sie gestohlen. Wir wollen nichts anderes, als sie zurückholen und die Heimreise antreten.«
»Das dürfte leichter gesagt sein als …«
»Das wissen wir. Was kannst du uns sonst noch über die Njiwa erzählen?«
»Sie ist eine der beiden Yachten, die Okafor besitzt. Der Heimathafen dieser Yacht ist Sukuti Island, etwa dreißig Meilen Luftlinie südlich von Daressalam. Okafor hat dort einen Feriensitz. Ihm gehört die ganze Insel.«
»Das war doch wohl klar.«
Im Laufe der Jahre hatten Remi und Sam feststellen müssen, dass eine der am weitesten verbreiteten Eigenschaften bei Multimillionären ihre Abneigung gegen den Kontakt mit den ungewaschenen Massen war. Eine Privatinsel zu besitzen, stellte eine außerordentlich wirkungsvolle Methode dar, sie vor diesem Kontakt zu schützen.
Rube sagte: »Ich brauche wohl nicht zu fragen, was ihr als Nächstes tun werdet, oder?«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Okay, aber ich schicke euch mein obligatorisches Seid vorsichtig. «
»Wir melden uns bei dir, sobald es uns möglich ist.«
Sam trennte die Verbindung und rekapitulierte für Remi das Gespräch. Als er geendet hatte, sagte sie: »Es kann sicher nicht schaden, das zu überprüfen. Unter einer Bedingung.«
»Und die wäre?«
»Dass wir wirklich vorsichtig sind. Wenn uns die Sache über den Kopf zu wachsen droht …«
»Ziehen wir uns zurück.«
»Natürlich gehen wir davon aus, dass die Njiwa nach Sukuti unterwegs ist.«
Sam nickte. »Wenn nicht, schauen wir wahrscheinlich in die Röhre. Und wenn ja, dann müssen wir an die Glocke herankommen, ehe sie irgendetwas Schlimmes mit ihr machen.«
15
Tansania
Während Sam und Remi sich mit der Geografie Tansanias auseinandersetzen mussten, erwies sich der zunächst unbedeutende Vorsprung der Njiwa schnell als unaufholbar. Während die Fortbewegung auf der Straße entlang der Küste und zwischen Bevölkerungszentren ziemlich einfach war, erwies sich ein Vorwärtskommen abseits der ausgetretenen Pfade als ein wahrer Alptraum. Die einzige Straße, die von Daressalam aus in Richtung Süden verlief, war die B2, die sich über die gesamte Länge von Südtansania erstreckte und sich nirgendwo weiter als fünfzehn Kilometer von der Küste entfernte, bis sie in Somanga Village, einhundertvierzig Kilometer südlich von Sukuti Island endete. Nachdem sie erkannt hatten, dass sie ihr Ziel weder auf der Straße noch vor der Njiwa erreichen würden, änderten sie ihre Taktik. Auf Grund der Erkenntnis, dass Rivera einige mächtige Freunde hatte, entschieden sie, lieber kein Risiko einzugehen. Wenn Rivera mit dem Schlimmsten rechnete, nahm er vielleicht an, dass sie die Verfolgung von Sansibar oder Daressalam aus aufnehmen würden. Und wenn er die Straßenverhältnisse genauso beurteilte wie sie, rechnete er sicherlich damit, dass sie den Weg übers Wasser wählten.
Bei Einbruch der Nacht und nach einem halben Dutzend fruchtloser Telefongespräche fanden sie endlich einen Buschpiloten, der sich bereit erklärte, sie am nächsten Morgen vom Ras-Kutani-Flugplatz außerhalb von Daressalam zum Flugplatz auf Mafia Island zu fliegen. Von dort aus wäre es nur noch eine halbtägige Bootsfahrt nach Sukuti Island, deren Organisation sie gerne in Selmas erfahrene und fähige Hände legten.
Das war typisch für Afrika, wie die Fargos wussten. Obgleich sie schon des Öfteren den Ausdruck afrikanische Meile gehört hatten, wurden sie nun das erste Mal hautnah damit konfrontiert. Was woanders ein Dreißig-Meilen-Trip entlang der Küste gewesen wäre, entpuppte sich hier als eine einhundertfünfzig Meilen lange Fernreise.
Da sie für eine Nacht zu
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