Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)
Händedruck.
„Alphonse Bernard. Aber sagen Sie Alphonse zu mir, schließlich sind Sie die Frau eines alten Freundes.“
„Vielen Dank, dass Sie uns diesen Besuch ermöglichen, Alphonse“, sagte Anne. „Ich weiß, dass das ein großes Entgegenkommen ist, aber ich habe Gründe, weshalb ich auf höchste Diskretion achten muss.“
„Keine Sorge. Bei mir sind Ihre Geheimnisse so sicher wie das Geld in einer Schweizer Bank.“
Olaf räusperte sich.
Alphonse lachte. „Entschuldigung. Das mit dem Bankgeheimnis war einmal, aber es geht einem immer noch so von der Zunge. Es ist mir eine Ehre, dass Sie zu mir gekommen sind. Ich habe Ihren Fall mit höchstem Interesse verfolgt und alles gelesen, was ich dazu finden konnte.“
„Wahrscheinlich kennen Sie meinen Kopf schon jetzt besser als ich selbst.“
„Das ist mein Beruf. Aber ich bin überzeugt, dass wir heute noch jede Menge mehr herausfinden werden. Ich bin äußerst gespannt auf Sie.“
„Nichts von dem, was Sie heute analysieren, darf an die Öffentlichkeit“, sagte Olaf. „Die Unterlagen müssen wieder vernichtet werden.“
„Selbstverständlich. Folgen Sie mir.“
Alphonse führte sie durch eine große Halle, deren Wände mit Urkunden und Auszeichnungen behängt waren. Dazwischen immer wieder Fotos des Professors zusammen mit Prominenten.
Es folgten Stunden mit Untersuchungen durch die modernsten technischen Geräte, unterbrochen von schier endlosen Befragungen. Bei alldem wurde Alphonse von einem Assistenten unterstützt, der zwischendurch Auswertungen erstellte. Anne kam sich vor, als würde ihr Innerstes nach außen gekehrt, was ja so ziemlich den Tatsachen entsprach.
Am Ende des Nachmittags saßen Olaf und Anne im Büro des Professors und betrachteten ein dreidimensionales Abbild von Annes Gehirn auf einem Wandbildschirm. Das Bild rotierte langsam um die eigene Achse.
Alphonse schwieg. Er wirkte nachdenklich.
„Ich bin über alle Maßen erstaunt“, sagte er nach der dritten Umdrehung. „Ich habe schon viel gesehen, aber so etwas noch nie.“
„Können Sie etwas konkreter werden?“, fragte Anne, die nach den Strapazen der Untersuchungen endlich ein Ergebnis hören wollte.
„Am besten zeige ich Ihnen einen Vergleich. Das hier ist ein normales Gehirn.“ Er blendete ein weiteres Gehirn ein und dann noch ein drittes. „Und das hier ist Ihr Gehirn, wie es Kollegen unmittelbar nach der Mondexpedition aufgenommen haben.“
Die Qualität war nicht so gut wie die Aufnahme von heute, aber das war nicht das Entscheidende. Die ersten beiden Gehirne glichen sich erstaunlich, aber das heutige wies bedeutende Unterschiede auf.
„Wie Sie selbst sehen, scheint Ihr heutiges Gehirn wesentlich kompakter zu sein. Die Windungen sind enger, die Oberfläche müsste sich etwa verdoppelt haben. Gleichzeitig haben sich die Neuronen vermehrt.“
Er tippte einen Befehl, woraufhin ein neues Bild erschien.
„Hier sehen Sie Ihre Gehirnaktivität bei unterschiedlichen Wahrnehmungs- und Denkprozessen. Ein einzelner Prozess verläuft schneller, als ob die Signale eine Abkürzung nehmen. Man würde jetzt erwarten, dass dadurch der Energieverbrauch sinkt, aber erstaunlicherweise ist die Gesamtenergieabstrahlung höher. Das lässt auf Hintergrundprozesse schließen, die ich mit meinen Mitteln nicht erfassen kann. Vielleicht hängt es hiermit zusammen.“
Wieder eine neue Abbildung. Jetzt waren einzelne Regionen der Gehirne farblich markiert und wieder gab es deutliche Abweichungen der heutigen Aufnahme gegenüber der früheren.
„Die Bereiche, in denen etwas verarbeitet wird, haben sich verändert“, stellte Anne fest.
„Richtig. Das heißt, Ihr Gehirn hat sich umgebaut, im Prinzip sogar erweitert. Und wie es scheint, ist dieser Vorgang noch nicht abgeschlossen. So deute ich jedenfalls die hohe Aktivität, die Sie auch im Ruhezustand erleben.“
Anne fasste sich unwillkürlich an den Kopf. Was ging darin vor? Jetzt hatte sie Antworten und wusste doch kaum mehr.
Der Professor wandte sich von den Abbildungen ab und sah Anne an. „Wenn man es auf einen einfachen Nenner bringen will, könnte man sagen, Ihr Gehirn hat sich optimiert. Sie können Informationen schneller aufnehmen und verarbeiten. Das deckt sich mit dem, was Sie mir erzählt haben.“
„Und wie kann das sein? Ich kann mir kaum vorstellen, dass diese Veränderungen allein von der Strahlung herrühren, der ich ausgesetzt war.“
Alphonse zuckte hilflos mit den Schultern. „Das ist die
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