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Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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während sie eine Welle glühender Pein durchzuckte. Als bohre ihr jemand die Spitze eines Dolches in den Unterleib, strahlte von dort ein greller Schmerz in alle Richtungen aus, und als ihr heftige Übelkeit in die Kehle schoss, waren Entrüstung und die Furcht, entdeckt zu werden, vergessen. Würgend kam sie auf die Beine, stolperte über einen Sack und hastete zusammengekrümmt auf den Ausgang zu. Als sie hart mit einem der Knechte zusammenstieß, wich dieser stammelnd einen Schritt vor ihr zurück und starrte ihr verdattert hinterher, während sie hinaus ins Freie torkelte. Dort sank sie kein Dutzend Schritt von der Scheune entfernt vor einem Misthaufen auf die Knie, um sich zu übergeben. Als suchten ihre Eingeweide mit Gewalt einen Weg ins Freie, krampfte sich ihr Magen in immer schnelleren Abständen zusammen, bis sie endlich nur noch farblose Flüssigkeit zwischen Kuhdung und Pferdemist spuckte. Benommen und erhitzt ließ sie sich zurücksinken und rang um Atem, ohne auf den Kreis der Neugierigen zu achten, der sich in Windeseile um sie bildete.
    »Ist es die Pest?«, tuschelten einige, während andere mutmaßten, dass sie etwas Verdorbenes gegessen haben musste. Misstrauisch und drohend zugleich schoben sich die von Brigitta belauschten Männer zu einer Mauer zusammen, die ihr unter anderen Umständen Furcht eingeflößt hätte. So allerdings wischte sie sich lediglich zitternd den Mund ab und versuchte, das Gefühl aufsteigender Panik zu verdrängen. Als nach einer scheinbaren Ewigkeit schließlich zwei kleine Hände unter ihre Achseln fuhren, nahm sie alle Kraft zusammen und hob den Blick zu Clementines Gesicht, in dem sich Sorge und etwas anderes widerspiegelten.
    »Komm«, flüsterte diese und half Brigitta vorbei an den zusammengelaufenen Mägden und Knechten in die Kühle des Gesindebaus, wo sie sie in Richtung Abtritt schob. Dort angelangt drückte sie die Schwester auf den hölzernen Sitz und blickte ihr forschend in die Augen. »Seit wann blutest du nicht mehr?«

Kapitel 43

    Zwischen Ulm und Altheim, 6. August 1368

    Brodelnde Wut kochte in Ortwin, als er aus dem Abthaus stürmte und dem Novizen, der sich um die Pferde der Besucher kümmerte, den Zügel seiner lohfarbenen Stute aus der Hand riss. Nicht nur hatte dieser bigotte alte Narr von Ordensvater ihn einen Tag warten lassen und sich heimlich nach Augsburg verdrücken wollen – wo er angeblich vom Bischof erwartet wurde. Hätte er ihm nicht Gewalt angedroht, wüsste Ortwin obendrein immer noch nicht, dass Brigittas Schwester mit ihrem Liebhaber vermutlich nach Altheim geflohen war.
    »Was bildet Ihr Euch eigentlich ein?«, hatte der kahle Mönch entrüstet hervorgestoßen, als Ortwin sich einschüchternd vor ihm aufgebaut hatte. »Wer seid Ihr, dass Ihr glaubt, mir drohen zu können?! Eure Seele wird im ewigen Feuer verbrennen!«
    Mit einem verächtlichen Schnauben hatte Ortwin ihn am Kragen seiner Kukulle – einem mit Goldstickereien verzierten Mantel – gepackt und ihm ins Gesicht geschleudert: »Wenn ich sie nicht bald finde, dann erwartet mich die Hölle auf Erden. Warum sollte mich Euer hohles Geschwätz von Dämonen und Fegefeuer erschrecken?«
    Als er endlich erfahren hatte, was er wollte, hatte er den Abt losgelassen und war die Treppen hinab in den Hof gepoltert. Wo er einige Momente gebraucht hatte, um seinen rasenden Herzschlag und den Drang, jemanden zu erdrosseln, zu beruhigen. Mit einer unschönen Beschimpfung stieß er den Novizen zur Seite, zog sich in den Sattel und preschte – ohne auf die entsetzt beiseite springenden Brüder und Schwestern zu achten – durch das offen stehende Hoftor davon in die belebten Gassen der Stadt. Wie gut, dass er – anders als die meisten Steinmetze – schon öfter im Sattel gesessen hatte! So bereitete ihm die Stute wenigstens keine Schwierigkeiten.
    Da die Sonne bereits hoch am Himmel stand, zog er den braunen Filzhut tiefer ins Gesicht und trabte auf das Herdbruckertor zu, das er nach einer halben Stunde Wartens durchquerte. Froh darüber, die Stadt verlassen zu haben, die sich für ihn in den vergangenen achtundvierzig Stunden in ein Gefängnis verwandelt hatte, folgte er einige Zeit lang der Donau, bevor er sich nach links wandte und den Anstieg zur Alb erklomm.
    Für wie schlau hielt sich das kleine Flittchen?!, dachte er aufgebracht und versuchte gleichzeitig, den Gedanken an den Geldverleiher zu unterdrücken. Sicherlich hatte der ekelhafte Schacherer inzwischen Leute ausgeschickt,

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