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Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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um nach Ortwin zu suchen, da dieser sich nicht – wie vereinbart – nach Ablauf der Quarantäne bei ihm gemeldet hatte. Er wischte die unangenehmen Überlegungen beiseite und malte sich aus, was er mit Brigitta anfangen würde, wenn er endlich Hand an sie legen konnte. Da er seinen Zorn nicht, wie geplant, an ihrer Schwester hatte auslassen können, würde es wohl noch eine Weile dauern, bis seine Bedürfnisse befriedigt werden würden, doch dann …
    Ein Prickeln der Lust überzog ihn, und er zwang sich hastig, an etwas anderes zu denken, bevor es seinen Verstand vernebeln konnte. Wo sollte er anfangen zu suchen?, fragte er sich, als er unter der immer heftiger stechenden Sonne über abgeerntete Felder und bereits gepflügte Äcker ritt, auf denen Kinder und Frauen damit beschäftigt waren, Steine aus dem kargen Boden zu entfernen. Sollte sie sich, wie er vermutete, ihrer Schwester und deren Abaelardus angeschlossen haben, dann hieß das noch lange nicht, dass sie ebenfalls in Altheim Unterschlupf gesucht hatte. Er verzog den Mund zu einer harten Linie. So dumm konnte sie eigentlich nicht sein, denn sicherlich war ihr klar gewesen, dass ihr Verschwinden früher oder später entdeckt werden musste. Der immer noch in ihm kochende Zorn ließ ihn die Schenkel stärker in die Seiten der Stute pressen und die Zähne aufeinander beißen. Er würde sie finden! Ganz egal, wie lange es dauerte – er würde sie finden.
    Nach etwas mehr als zwei Stunden ruhigen, wegen der Hitze beinahe gemächlichen Rittes an der alten Römerstraße entlang erreichte er das Dorf Bernstadt. Er saß an dem von einer Kastanie überschatteten Dorfbrunnen ab und betrat eine bescheidene Schenke. Nachdem er sich mit einem Krug Apfelwein, frischem Brot und etwas Hühnerfleisch gestärkt hatte, zog er Erkundigungen bei dem Wirt ein, der jedoch bedauernd den Kopf schüttelte.
    »Hier gibt es keine Fremden«, teilte er Ortwin mit einem zahnlosen Lächeln mit, das nicht einmal erlosch, als sein unwirscher Gast eine Verwünschung ausstieß. »Vielleicht solltet Ihr es in Holzkirch oder Neenstetten versuchen«, schlug er beschwichtigend vor und zählte Ortwin katzbuckelnd das Wechselgeld in die Pranke, bevor er sich wieder in die Küche zurückzog.
    »Ja, vielleicht sollte ich das«, murmelte Ortwin mürrisch und trat zurück in die drückende Luft, die den Geruch von Getreide, Stroh und Erde trug. Um sich vor der grellen Sonne zu schützen, legte er die Hand an die Stirn und ließ den Blick über den flimmernden Horizont schweifen. So weit das Auge reichte, nichts als Wald, Felder und vereinzelte Gehöfte. Er schnaubte frustriert und setzte den Fuß in den Steigbügel, um seine Suche fortzusetzen. Er würde in Holzkirch anfangen und sich dann nach Osten wenden. Wenn auch in Neenstetten niemand die Dreiergruppe gesehen hatte, dann konnte er sich von dort aus auf direktem Weg nach Altheim begeben. Gesättigt und etwas zuversichtlicher folgte er noch eine Zeit lang der gepflasterten Straße, bevor ihn die Hitze dazu trieb, den Schatten des Waldrandes zu suchen. Da die Haut seiner Arme ohnehin bereits einen ungesunden Rotton aufwies, hielt er es für weniger unangenehm, den Löchern in dem ausgetrockneten Boden auszuweichen, als sich vollkommen zu verbrennen. Die namensgebende Turmspitze der Holzkirche lugte bereits durch das vertrocknete Laub, als ihn eine Bewegung, die er in seinem Augenwinkel wahrnahm, die Stute zügeln ließ.
    Mit zusammengekniffenen Augen suchte er das trockene Gestrüpp am Fuße der Bäume ab. Als ein Stückchen hellen Tuches zwischen den Zweigen eines Hagebuttenbusches aufblitzte, trieb ihn die Neugier dazu, sein Reittier nach rechts zu lenken. Behutsam glitt er aus dem Sattel, befreite den Dolch an seinem Gürtel aus der Scheide und pirschte sich von hinten an die zusammengekauerte Gestalt heran, die sich raschelnd an den roten Früchten zu schaffen machte. Sollte das Glück ihm hold sein?, fragte er sich und stürzte sich ohne Vorwarnung auf das schlanke Mädchen, das mit einem spitzen Schrei einen halb gefüllten Korb fallen ließ.
    Als er in ein schmutziges, von zwei weit aufgerissenen, beinahe schwarzen Augen dominiertes Gesicht blickte, durchströmte ihn für den Bruchteil eines Momentes herbe Enttäuschung – die allerdings sofort von dem süßen Gefühl des Verlangens vertrieben wurde. Ohne Worte presste er die Hand auf den Mund des etwa dreizehnjährigen Bauernkindes, schlang den anderen Arm um seinen Hals und hob es von den

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