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Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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störenden Gewändern befreit hätte.
    Stattdessen stieß er heiser hervor: »Ist es wahr, dass Ihr meinem Verbot zuwidergehandelt habt und ausgeritten seid?«
    Die Auswirkung, die diese Worte auf sie hatten, ließen ihn den Tag verwünschen, an dem sie geboren war. Als habe sie ein Gespenst gesehen, wich alle Farbe aus ihrem Gesicht und ihre bleichen Lippen begannen zu zittern. Dieser Abschaum von Oettinger hatte recht gehabt! Einige Momente lang stand er einfach nur da und hoffte, dass sich eine einfache Erklärung für ihre Reaktion finden würde. Doch als sie keine Anstalten machte, sich zu erklären, sondern lediglich die Hand vor den Mund schlug, löste sich seine Selbstkontrolle in Luft auf. Furchtsam zog sie den Kopf ein, als er mit einem gotteslästerlichen Fluch an ihr vorbei in das Schlafgemach stürmte und begann, ihre Truhen und Kisten zu durchwühlen.
    »Wo ist es?«, donnerte er und wirbelte zu ihr herum, um sie an den Oberarmen zu packen. »Wo hast du das Teufelszeug versteckt?«
    Wimmernd versuchte sie, sich aus seinem harten Griff zu befreien, doch in seinem Zorn umklammerte er sie nur noch fester. Als er die Hand hob, schloss sie die Augen, doch irgendetwas an der beinahe kindlichen Geste hielt ihn davon ab, sie zu ohrfeigen.
    Einige heftige Atemzüge lang starrte er auf sie hinab, bevor er sie in eine Ecke stieß und seine Suche fortsetzte. Wie ein Unwetter brauste er durch all ihre Kammern, hob Deckel um Deckel, um zwischen Stoffen und allerlei Utensilien zu forschen, bis er schließlich erfolglos aufgab. Er wollte sich gerade zerknirscht bei ihr entschuldigen, als ihm auffiel, dass sie die Hände schützend auf ihr Gewand gepresst hatte. Sollte sie …? Er ließ den Gedanken unbeendet und schnellte auf sie zu wie ein Raubtier auf seine Beute. Drei Handgriffe benötigte er, dann zog er trotz ihrer heftigen Gegenwehr eine kleine, mit einer durchscheinenden roten Flüssigkeit gefüllte Flasche aus den Falten der Fucke.
    »Der Herr sei deiner Seele gnädig«, flüsterte er entsetzt und starrte fassungslos auf den bauchigen Flakon. »Wie konntest du?«, fragte er mit vor Wut bebender Stimme, bevor er die Flasche mit solcher Wucht gegen die Wand schleuderte, dass ihr Inhalt bis in die hintersten Winkel der Kammer spritzte. Noch bevor die Flüssigkeit zu Boden geronnen war, kehrte er mit einer Verwünschung in den Vorraum zurück und rief die Wachen. »Sucht nach einer Kate im Wald«, befahl er knapp. »Und bringt mir die Hexe, die darin haust!«
    Damit entließ er die Männer und kehrte – entschlossen, das zu tun, was nötig war – zu Adelheid zurück, die ihn mit aufgerissenen Augen anblickte. Langsam, beinahe bedächtig löste er seinen Gürtel und stieß kalt hervor: »Zieh dich aus.« Als sie ihn lediglich flehend ansah, trat er ohne weitere Worte auf sie zu und zerriss den Stoff ihres Kleides. »Dreh dich um«, gebot er, und nachdem sie schluchzend gehorcht hatte, hob er den ledernen Riemen. Er musste sie bestrafen!, dachte er aufgebracht und wollte gerade den ersten Hieb führen, als sein Arm ihm unvermittelt den Dienst versagte. So bedauernswert war die zusammengesunkene, leise weinende Gestalt, dass der Gürtel schlaff zurück an seine Seite fiel und ihn ohne Vorwarnung ein solch heftiges Gefühl des Mitleides überkam, dass sich sein Herz zusammenzog. Ärgerlich über seine eigene Schwäche zwang er sich ein weiteres Mal auszuholen, doch erneut verpuffte die Wut genauso schnell, wie sie gekommen war.
    Er konnte ihr nicht wehtun! Polternd fiel der Riemen zu Boden, als er hinter sie trat und die Arme um ihren zitternden Leib schlang. Ganz egal, was in einer solchen Situation von einem Ehemann erwartet wurde, um zu zeigen, dass er der Herr im Haus war, er konnte seine Gemahlin nicht züchtigen. Dieses zierliche, zerbrechliche Wesen, das er vor allen Gefahren beschützen wollte. Eher würde er in der Hölle schmoren als ihr jemals Schmerzen zuzufügen! Hatte sie nicht lediglich versucht, einen Weg zu finden, ihn für immer an sich zu binden? Sein Mund verzog sich zu einem reumütigen Lächeln. Wenn er sie nicht so lange verschmäht hätte, wäre es niemals so weit gekommen. Gierig sog er ihre Wärme in sich auf und wiegte sie sanft hin und her, während er ihr duftendes, flachsblondes Haar mit Küssen übersäte.
    »Du brauchst keinen Trank«, murmelte er und drehte sie um, um mit den Lippen die Tränen auf ihren Wangen aufzufangen. Scheu blickte sie zu ihm auf, und die Verwundbarkeit und

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