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Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Gräfin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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noch dazu, verwurstet zu werden.« Er wies auf die Backenzähne. »Das Zermahlen des Futters schleift den Zahn ab. Auch daran kann man das Alter erkennen.« Er ließ den Kopf der Stute los, den diese umgehend unwillig schüttelte, und führte Wulf zu einer Dreiergruppe vollendet schöner Jungtiere.
    »Diese drei werden im nächsten Frühsommer gedeckt«, erklärte er und streichelte das kurze Fell zwischen den Augen des ihm am nächsten grasenden Tieres. »Das Wichtigste ist, darauf zu achten, dass die Blutführung nicht zu eng wird.« Als er Wulfs fragende Miene bemerkte, erläuterte er weiter: »Man achtet immer darauf, die Tiere mit den besten Eigenschaften miteinander zu kreuzen. Allerdings kann es zu Krankheiten und Missbildungen kommen, wenn zu wenig frisches Blut in die Linie kommt.«
    Da sein Sohn nickte, fuhr er fort. »Die Tragzeit beträgt zwischen 330 und 345 Tagen, weshalb meist im Frühsommer gedeckt wird, damit die Fohlen nicht im Winter zur Welt kommen.«
    »Woher weiß man, welches der beste Hengst für die Zucht ist?«
    Die Frage überraschte den Ritter, da sie von echtem Interesse zeugte. »Wuchs, Kraft, Schnelligkeit, das sind alles Faktoren, die in Betracht gezogen werden müssen«, erklärte er. »Und dann darf man den Charakter des Tieres nicht vernachlässigen.« Er wies auf einen einzeln auf einer Weide grasenden Rapphengst. »Dieser dort zum Beispiel ist hinterhältig und böswillig. Wenn du mit ihm eine neue Zucht aufbauen wolltest, könntest du dein Geld genauso gut verschenken.«
    Sein Zeigefinger wanderte weiter zu einem überdachten Unterstand zu ihrer Linken, wo eine Handvoll stämmiger Kaltblüter in stoischer Ruhe die Mäuler in einem Futtertrog vergraben hatte. »So wie es aussieht, wird es immer wichtiger, sich nicht nur auf Vollblüter zu konzentrieren.« Er lächelte schief und hob die Achseln, wie um sich für diesen Wandel zu entschuldigen. »Alles auf eine Pferdeart zu setzen ist unklug«, setzte er trocken hinzu und zog Wulf auf die behäbigen Schlachtrösser zu.
    Sie hatten gerade die Füße auf die unterste Latte des Koppelzaunes gesetzt, um auch die Kaltblüter aus der Nähe in Augenschein zu nehmen, als von der Straße her Hufgeklapper erklang.
    Der Kopf des jungen Mannes schoss herum, als habe er das Surren eines Pfeiles vernommen. Im Bruchteil eines Augenblicks versteifte sich sein Körper, und als sich die bereits tief stehende Sonne im Helm des auf die Burg zutrabenden Reiters fing, ließ er seinen Vater ohne Vorwarnung stehen.
    Kopfschüttelnd verfolgte Wulf von Katzenstein, wie sein Sohn über die eigenen Füße stolperte, sich fing und mit unvermindertem Tempo auf den Boten zuflog, dessen Silhouette sich beinahe dramatisch von dem inzwischen feurigen Himmel abhob. Mit leerem Sattel trottete das zweite Reittier am langen Zügel neben ihm her, und als der Ritter begriff, was diese Tatsache zu bedeuten hatte, wurde bereits ein verzweifelter Schrei von den Mauern der Burg zurückgeworfen. So viel Qual lag in dem lang gezogenen, gutturalen Laut, dass Wulf die Nackenhaare zu Berge standen. Die Erkenntnis bereitete ihm nachgerade körperliches Unbehagen: Sein Mann war ohne das Mädchen zurückgekommen! Wider Willen erfüllte ihn ein solch tief empfundenes Mitgefühl, dass er sich erst nach einigen Atemzügen dazu zwingen konnte, sein Herz wieder zu verhärten. Ein Ritter stellte seine Schwäche nicht in aller Öffentlichkeit zur Schau – das würde der Bursche begreifen müssen, sonst sah es düster aus für seine Zukunft!
    Mit einem resignierten Seufzen presste der Katzensteiner die Lippen aufeinander, wandte den Pferden den Rücken und schritt betont ruhig auf die beiden jungen Männer zu, die kurz davor schienen, ein Handgemenge zu beginnen.
    »Das glaube ich nicht!«, stieß der heftig atmende Wulf hervor, an dessen geballten Fäusten die Knöchel weiß hervortraten. »Ihr lügt! Ihr wollt mir nur nicht sagen, dass sie tot ist!« Seine Stimme erstickte in einem Schluchzen.
    »Nein«, erwiderte der Bote hitzig und warf dem Katzensteiner einen Hilfe suchenden Blick zu. »Ihr Vater hat behauptet, sie sei nicht im Haus, und er wüsste auch nicht, wohin sie verschwunden ist«, versetzte er an den Burgherrn gewandt, der seinen Sprössling mit einem strengen Blick bedachte. »Und wenn Ihr sein Gesicht gesehen hättet, hättet Ihr ihm auch geglaubt.« Er fuhr sich mit dem Handballen über die verschwitzte Stirn und schob das verklebte Haar zurück unter den Helm. »Ich

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