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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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einen Hügelkamm, wurden etwas langsamer und hielten schließlich nur wenige Schritte von ihnen entfernt an. Von ihrem Sattelzeug und dem aufgeschnallten Gepäck schienen sie während ihrer heillosen panischen Flucht nichts verloren zu haben.
    »H ast du sie gerufen?«, flüsterte Zalea an Arvan gewandt, während sie dicht neben ihm stand.
    »H ätte ich zulassen sollen, dass sie früher oder später von irgendwelchen Orks zerrissen und verspeist werden?«, lächelte Arvan. »E hrlich gesagt hatte ich die Hoffnung schon fast aufgegeben, dass sie meinen Ruf überhaupt mitbekommen.«
    »B aumschafe sind unserem großen Helden eben nicht genug«, flachste Borro. »W er weiß, vielleicht versucht er sich in der Pferdezucht, wenn dieser Krieg irgendwann sein Ende gefunden hat und man ihn gewiss für seine Taten reich belohnen wird.«
    Sie schwangen sich auf die Pferde und zogen im Schutz der einsetzenden Dunkelheit weiter. Lirandil schien genau zu wissen, wohin sie sich wenden mussten, um möglichst schnell, aber auch möglichst ungesehen in die Wälder am Langen See zu gelangen. Denn auch wenn die voll von marodierenden Orkbanden sein mochten, so bot sich dort doch immer die Möglichkeit, sich zu verstecken und sich auch vor hartnäckigen Verfolgern verborgen zu halten.
    Lirandil und Brogandas unterhielten sich eine Weile in ihren eigenen Sprachen. Das Elbische und die Mundart der Dunkelalben waren sich ja ähnlich genug dafür, dass jeder sein eigenes Idiom benutzen und trotzdem die Worte seines Gegenübers verstehen konnte. Die Unterhaltung wurde zwar alles in allem recht leise geführt, sodass die anderen das meiste davon nicht einmal hören konnten, aber Arvan war durchaus aufgefallen, dass es sich trotz allem wohl um eine recht heftige Auseinandersetzung handelte.
    Schließlich hielten sie an. »B rogandas wird an jedem von euch einen einfachen Zauber vornehmen, der bewirkt, dass man euch nicht so leicht bemerkt. Das bedeutet nicht, dass ihr unsichtbar seid, und es sollte keinen von uns dazu verleiten, unvorsichtig zu sein. Aber wenn wir Orks begegnen, haben wir eine gute Chance, von ihnen übersehen zu werden– besonders in der Nacht und bei Dämmerung. Denn dann wirkt die Formel am besten, wie mir Brogandas erklärte.«
    »W eil es ein Zauber der Finsternis ist und sich dunkler Kräfte bedient«, schloss Arvan.
    »E r wird euch jedenfalls nicht schaden«, wich Lirandil der eigentlichen Frage aus. »U nd spätestens nach ein paar Tagen lässt die Wirkung auch wieder nach, ehe sie völlig verfliegt.«
    Arvan drehte sich im Sattel zu Brogandas um, der sich trotz des hellen Mondlichts vollkommen im Schatten befand und wie ein schwarzer Schemen wirkte.
    »D iesmal stirbt jedenfalls niemand«, raunte die Stimme des Dunkelalben. »W eder Schuldige noch Unschuldige. Du kannst also ganz beruhigt sein, Arvan.«
    Arvan antwortete nicht darauf, sondern wandte sich stattdessen noch einmal an Lirandil. »W erdet Ihr Euch dem Zauber auch unterziehen, Lirandil?«
    Der Fährtensucher zögerte, und langsam begann Arvan zu ahnen, worum es bei dem für Elbenverhältnisse recht heftig geführten Gespräch zwischen ihm und Brogandas gegangen war.
    »J a«, sagte er schließlich knapp und trocken.
    Sie stiegen von den Pferden. Brogandas ging zu jedem der Gefährten, berührte mit der Hand die Stirn und murmelte dazu eine kurze Formel. »D em einen oder anderen unter euch könnte für ein paar Augenblicke etwas kalt werden– aber das geht vorüber«, kündigte Brogandas an.
    Als er seine Hand von Arvans Stirn nahm, hatte dieser für einen kurzen Augenblick das Gefühl, dass dunkler Rauch aus seiner Nase und seinem Mund hervorquoll. Aber schon im nächsten Moment war dieser Eindruck verflogen. Vielleicht war das nur eine Täuschung, überlegte er. In der Dunkelheit der Nacht wirkte schließlich manches ganz anders als im hellen Licht des Tages. Die Kälte spürte Arvan dafür umso deutlicher und auch länger anhaltend. Sie schien ihn vollkommen zu durchdringen, und er musste die Zähne aufeinanderpressen, um ein Zittern zu unterdrücken. Erst nachdem sie bereits wieder ein paar Meilen geritten waren, ließ diese Empfindung nach. Nun spürte er keine Nachwirkungen des Dunkelalbenrituals mehr.
    Eine Kolonne von Orks begegnete ihnen unweit eines Hügels. Schon ihren Bewegungen nach konnte es sich nicht um Untote handeln, wie sie massenhaft dem Schlachtfeld an der Anhöhe der drei Länder entstiegen waren. Sie liefen im Laufschritt

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