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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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können, war für Neldo schier unerträglich.
    Bis zum Abend sprach er kein einziges Wort mehr, er wirkte in sich gekehrt und nachdenklich. Als die Dämmerung einsetzte, erreichten sie einen kleinen, schmalen Wasserlauf, an dem sie die Pferde tränken und zwischen den Wurzeln eines unbewohnten Riesenbaums relativ sicher lagern konnten.
    Borro erlegte mit einem gezielten Schuss mit einem Pfeil einen Fisch, den sie über dem Feuer brieten. Und Zalea und Neldo sammelten in der Umgebung Herdenbaumkastanien als Munition für ihre Schleudern. Schließlich war ja damit zu rechnen, dass man früher oder später trotz aller Vorsicht eine feindliche Begegnung mit den in der Gegend umherstreunenden Orkbanden hatte.
    Lirandil hingegen saß gedankenverloren und wie in Trance am Feuer. Seine Augen waren dabei geschlossen, doch das bläuliche Leuchten in seinen Augen war zurzeit so stark, dass es durch die Augenlider hindurch im Moment deutlich sichtbar war. Vor ihm, auf der Rinde des Riesenbaums, zwischen dessen gewaltigen Wurzeln sie ihr Lager errichtet hatten, flimmerten in heller, leuchtender Schrift sich rasch verändernde Kolonnen von Zeichen. Elbenrunen, die sich in so rascher Folge veränderten, dass Arvan ihnen kaum zu folgen vermochte. Brogandas und Whuon, der das ebenfalls mit großem Interesse beobachtete, starrten auf diese leuchtenden Zeichen auf der Baumrinde.
    »D ie Zeichen verschwimmen und ergeben keinen Sinn«, stellte Brogandas fest. »O der hat Euch Lirandil in dieser Hinsicht vielleicht mehr gelehrt, als mir bekannt ist?«
    »L eider nicht«, bekannte der Schwertkämpfer. »U nd um ehrlich zu sein: Unser elbischer Freund hatte in letzter Zeit auch anderes im Sinn, als einer Barbarenseele wie mir Unterricht zu geben.«
    Die Zeichen flossen immer mehr ineinander und formten schließlich ein Bild.
    Ein Baum wurde erkennbar. Ein Baum, der über und über mit winzigen und sich ständig verändernden Runen bedeckt war und damit genauso aussah, wie Lirandil den Runenbaum beschrieben hatte.
    Augenblicke später flammte ein greller Blitz auf, und sowohl der Baum als auch die Zeichen waren verschwunden. Lirandil saß in sich zusammengesunken da, mit dem Rücken gegen die Wurzel gelehnt. Er rührte sich nicht.
    »L irandil!«, entfuhr es Arvan.
    Er eilte sofort zu dem Elben hin. Er wirkte wie tot.
    Kalt und ohne Herzschlag.
    »K eine Sorge, das ist nur eine vorübergehende Überanstrengung«, sagte Brogandas gelassen.
    »D ann tut doch etwas, um ihn wieder aufzuwecken!«, rief Arvan.
    »N ein, ganz bestimmt nicht. Sobald er erwacht, könnte ich mir seines unbändigen Zornes sicher sein, wenn ich versucht hätte, ihn mit meiner Art der Magie zu beeinflussen. Es besteht meiner Einschätzung nach keinerlei Gefahr.« Brogandas wandte sich anschließend an Whuon und fuhr fort: »D eine Barbarenseele sollte sich das eine Warnung sein lassen.«
    Der Schwertkämpfer hob die Augenbrauen.
    »E ine Warnung? Wovor?«
    »V or Erkenntnissen, die mit so großer Anstrengung verbunden sind, dass sie einfache Gemüter töten können, Whuon.«
    Nachdem der Fisch, den Borro erjagt hatte, verzehrt worden war, erwachte Lirandil. Man hatte ihm zwar eine der gewohnt winzigen Portionen übrig gelassen, die der Elb hin und wieder verzehrte, aber diesmal schien er überhaupt keinen Appetit zu haben.
    »W as war mit Euch?«, fragte Arvan ihn.
    »I ch habe mich in dem Wissen aus Elbanadors Buch verloren«, gestand er. »E hrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, dass das so leicht geschehen kann.«
    »W enigstens flimmern Eure Augen zurzeit nicht bläulich. Das ist ja wohl ein gutes Zeichen, nehme ich an.«
    Darauf gab Lirandil keine Antwort.
    Sein Blick war scheinbar ins Nichts gerichtet. Er schien seinen Gedanken nachzuhängen. Was genau ihn derzeit so stark bewegte, schien er jedoch niemandem mitteilen zu wollen.
    Arvan schlief in dieser Nacht wie ein Stein. Vielleicht waren es die Strapazen der letzten Zeit, die ihn so erschöpft hatten, aber er mochte auch nicht ausschließen, dass es sich vielleicht um eine Nebenwirkung des Zaubers handelte, den Brogandas an ihnen allen vorgenommen hatte, damit sie unentdeckt den Halblingwald erreichten.
    Als ein Sonnenstrahl, der durch eine Öffnung im Blätterdach hereinfiel, ihn am Morgen traf, schreckte er hoch, griff sofort instinktiv nach dem Griff des Beschützers und sah sich um.
    Borro wäre eigentlich an der Reihe gewesen, Wache zu halten, aber der schlief tief und fest. Sein Schnarchen war nicht zu

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