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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Augenblick nicht mehr unter den Lebenden.
    Neldo zog sein zierliches Schwert heraus, wischte es an dem reichlich vorhandenen Wandermoos ab und setzte dann seinen Weg fort. Er war völlig durchnässt. Bei jedem Schritt machten seine Füße platschende Geräusche, während er durch das Wandermoos schritt. Er kletterte die Borke eines Riesenbaums empor, schwang sich mit einer Rankpflanze weiter und landete auf einem der beiden Hauptäste eines noch größeren Baums. Dessen Nordwestseite war vollkommen verkohlt. Es gab kein Blätterwerk mehr, das den Blick verstellen konnte. Neldo musste schlucken, als er auf diese Weise die verkohlte Baumruine sah, die einst seine Heimat gewesen war. Gomlos Baum. Der Ort, auf dem er geboren worden war und wo er vermutlich sein ganzes Leben verbracht hätte, wenn er nicht auf den Gedanken gekommen wäre, sich Lirandil dem Fährtensucher anzuschließen, um ein Bündnis gegen Ghool zu schmieden.
    Neldo kletterte in das äußere Geäst. Bei Bäumen, die gebrannt hatten, musste man sehr aufpassen. Jederzeit konnten Äste unvermutet brechen. Und im Gegensatz zu seinem Menschling-Gefährten Arvan war Neldo zwar ein äußerst geschickter Kletterer, aber er verfügte nicht über dessen wundersame Selbstheilungskräfte. Also musste er vorsichtig sein. Er nahm eine Rankpflanze, zog an ihr und versuchte zunächst abzuschätzen, ob sie sein Gewicht noch zu tragen vermochte und nicht schon zu sehr durch den Brand gelitten hatte.
    Die Ranke hielt. Neldo schwang sich hinüber und landete auf der Hauptastgabel von Gomlos Baum.
    Ein Bild des Schreckens bot sich ihm. Nicht nur, dass ein Großteil des Baums ausgebrannt und rußgeschwärzt war. Die Häuser und Baumhöhlen waren nur noch ausgebrannte Ruinen. Verkohlte Leichen von Halblingen und Orks lagen verstreut auf dem Platz der Hauptastgabel. Die Toten waren nicht mehr zu erkennen. Das Feuer, das die Orks offenbar gelegt hatten, hinterließ nur angerußte Knochen und bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Körper.
    Grausige Szenen mussten sich hier abgespielt haben. Ganze Familien von Halblingen waren in das äußere Geäst geflüchtet, um vor den Orks zu fliehen, und dann in die Tiefe gestürzt, weil das verkohlte Holz brach. Man sah die zu Tode Gestürzten nicht mehr auf dem Waldboden. Die Wandermoose hatten die Leichen vermutlich gnädig bedeckt. Nur einige von ihnen waren von den tiefer gelegenen Ästen aufgespießt worden und boten nun einen Anblick, bei dem sich Neldo der Magen zusammenkrampfte.
    Aasvögel und die faustgroßen Baumfliegen hatten diese Aufgespießten allerdings durch ihren Fraß dermaßen entstellt, dass Neldo niemanden wiedererkennen konnte.
    Gomlos Haus war nur noch eine verrußte Ruine. Neldo blickte durch eines der offenen Fenster. Im Inneren waren die sterblichen Überreste einiger Halblinge zu erkennen. Sie mussten im Haus verbrannt sein. Neldo zitterte, und der Herzschlag pulsierte an seinem Hals und hinter seiner Schläfe. Unfassbar war das Grauen, das er hier vorfand. Und es übertraf die schlimmsten Albträume, die ihn während der Zeit gequält hatten, da er an Lirandils Seite geritten war.
    Neldo sank auf die Knie. Augenblicke lang verharrte er so und fragte sich, ob das tatsächlich die Wahrheit sein konnte oder ob er nicht auch diesmal einfach nur von einem schlimmen Traum heimgesucht worden war.
    Neldos Tränen versiegten.
    Das Schlimmste steht dir noch bevor, erkannte er plötzlich und war wie erstarrt vor Schrecken. Niemand wird es dir ersparen können. Und du dir selbst am wenigsten.
    In Gedanken hörte Neldo plötzlich die Stimme seines Vaters. Sieh hin!, hatte er so oft zu ihm gesagt, wenn Neldo mit einer Schnitzerei beschäftigt war. Sieh genau hin, das ist der erste Schritt zur Verbesserung. Unzählige Male hatte sein Vater das zu ihm gesagt, und es hatte Augenblicke gegeben, da er schon fast daran verzweifelt war und kaum noch geglaubt hatte, je ein passabler Schnitzer zu werden. Und dann hatte es Zeiten gegeben, in denen er sich insgeheim ein anderes Leben gewünscht hatte. Ein Leben, das abenteuerlicher und aufregender war. Und vor allem bedeutungsvoller. Aber in dem Moment, als er das bekam, hatte er es eigentlich schon gar nicht mehr wirklich haben wollen. Warum konnte nicht alles einfach so bleiben, wie es gewesen war?, fragte er sich, und eine tiefe Verzweiflung erfasste ihn bis in den letzten Winkel seiner Seele. Er erhob sich von seinen Knien und ging zögernd zu einem der Hauptäste. Die Baumhöhle

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