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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Fundamente der Mauern von Gaa erzittern lassen.
    Die angreifenden Horden hatten ihren von allen Seiten bisher mit recht gleichmäßiger Geschwindigkeit ausgeführten Vormarsch zunächst beendet. Sie verharrten in einer Entfernung, die gerade außerhalb der Reichweite der Katapulte lag. Schon aus der Ferne war zu sehen, dass es sich nicht um gewöhnliche Orks oder Wolfsmenschen handelte. Zum Teil waren die Körper dieser Wiedergänger auf grässliche Art entstellt, und manchmal hatte man den Eindruck, dass Leichenteile auf groteske Weise und durch schwarze Magie gebunden miteinander verwachsen waren und neue, scheinlebendige Kreaturen bildeten. Hornechsen mit klaffenden Wunden standen da und scharrten mit ihren mächtigen Füßen das Gras fort, so als warteten sie nur darauf, den Befehl zu bekommen, einfach voranzustürmen. Die meisten dieser Hornechsen waren reiterlos. Die grausige Auferstehung, die sie erlebt hatten, hatte sie offenbar selbst zu kämpfenden, dämonenhaften Kreaturen werden lassen. Ihre Funktion ging weit über ihre bisherige Rolle als bevorzugte Reittiere der Orks hinaus.
    Wolfsmenschen schwangen ihre Speere und Sichelschwerter und stießen ein dröhnendes Geheul aus. Riesenhafte, affenartige Krieger, die bei der Schlacht an der Anhöhe der drei Länder noch zu den Katapultmannschaften in Ghools Heer gehört hatten, trugen jetzt auf den Harnischen Gefallener schädelgroße Steine mit sich, die sie wohl unterwegs gesammelt hatten und in der Schlacht mit der puren Kraft ihrer Arme zu schleudern gedachten.
    Von den zahlreichen Katapulten, die Ghools Heer noch in der Schlacht an der Anhöhe der drei Länder eingesetzt hatte, war nichts zu sehen. Die meisten waren im Schlachtverlauf ohnehin zerstört worden, und es wäre wohl zu aufwendig und zeitraubend gewesen, sie aus den Trümmern wieder zusammenzusetzen.
    Orfon trieb sein Ross noch ein Stück weiter voran, reckte dann erneut die Magische Lanze empor. »W o bleibt ihr untoten Feiglinge?«, rief er, obwohl er seine Worte im tosenden Geschrei seiner Oger nicht einmal selbst hören konnte.
    Einer dieser großen Affenkrieger rannte humpelnd bis zur Mitte des Feldes, das zwischen den Reihen von Ghools Heer und den Verteidigern von Gaa lag. Sein linkes Bein war offenbar während der Schlacht schwer verletzt worden. Der Fuß zeigte in die falsche Richtung. Und sein Harnisch war ebenfalls links dermaßen eingedrückt, dass kein lebendes Wesen das hätte überleben können. In jeder seiner Pranken trug der Affenkrieger einen Stein von der Größe eines Menschenkopfs. Die sehr langen Finger umfassten sie sicher. Mit einem dröhnenden Schrei schleuderte er den ersten in Richtung des Hochkönigs.
    Orfon riss sein wieherndes Pferd zur Seite.
    Aber der Affenkrieger traf genau.
    Der Stein kam krachend gegen den Kopfpanzer des Schlachtrosses, das augenblicklich in sich zusammenbrach. Orfon stürzte vom Pferd, das reglos liegen blieb. Der Hochkönig versuchte so schnell wie möglich auf die Beine zu kommen. Er stützte sich auf die Magische Lanze, als der Affenkrieger bereits zum nächsten Wurf ausholte.
    Es gab keine Deckung für Orfon.
    Die geradezu unheimliche Präzision, mit der der Affenkrieger zu werfen wusste, war auch für einen hochgerüsteten Krieger tödlich. Kein Harnisch und kein Helm konnten ihn gegen die Wucht eines solchen Wurfgeschosses schützen– und um sich im Torbogen zu verbergen, dazu hatte sich der Hochkönig zu weit vorgewagt.
    So hielt Orfon seinem Gegner die Spitze der Lanze entgegen und rief: »N ieder mit dir, du Geschöpf der Unterwelt!«
    Genau in dem Moment, als der Affenkrieger den Stein aus seiner Pranke fliegen ließ, traf ihn der Pfeil eines ungeduldigen bagorischen Langbogenschützen, der zusammen mit seinem Ogerschildträger auf einer der Wehrmauern postiert war. Der Schuss war befehlswidrig, aber wer fragte nun danach?
    Der Pfeil traf den Affenkrieger in die Brust und durchbohrte seinen Harnisch. Die Spitze ragte anschließend etwa eine halbe Elle weit aus dem Rücken hervor.
    Der Affenkrieger stöhnte auf.
    Sein Wurf wurde durch die Wucht dieses Treffers verrissen. Der Stein prallte mit voller Wucht gegen die Stadtmauer, anstatt den Hochkönig zu töten.
    Orfon hob triumphierend seine Lanze. »E in neues Schlachtross!«, rief er.
    Und während ein Ogerkrieger im Laufschritt das frisch gesattelte Schlachtross eines bagorischen Reiters zu seinem König führte, stand der Affenkrieger wieder auf. Der Pfeil in seiner Brust schien

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