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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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anderes.«
    Lirandil ging allein ein Stück den Ast entlang, bis sich dieser abermals verzweigte. Die anderen blieben zurück, so wie der Fährtensucher es angeordnet hatte.
    Die Augen des Fährtensuchers leuchteten auf. Das bläuliche Licht flackerte unruhig und begann dann gleichmäßig im langsamen Rhythmus eines Elbenherzens zu pulsieren. Ein Zittern durchlief Lirandil. Er streckte die Hände aus. Blitze zuckten aus den Fingerkuppen und drangen in die Baumrinde. Dort, wo sie auftrafen, veränderten die Runen ihre Färbung. Sie nahmen dasselbe strahlende Blau an, das bereits die Augen des Fährtensuchers erfüllte.
    Die bläulich glühenden Runen verschwammen ineinander und bildeten den Umriss eines Stabes, der nicht länger als eine Elle war.
    Das Leuchten verschwand, und der Stab lag fertig da.
    »N eldo hätte den nicht schöner herausschnitzen können«, meinte Borro, aber es achtete niemand auf den rothaarigen Halbling.
    Lirandil beugte sich nieder und nahm den Stab an sich. Dort, wo er gerade gelegen hatte, war im Holz des Baums eine deutliche Kerbe zu sehen. Die Runen, die um diese Stelle herum angeordnet waren, traten deutlicher hervor und wurden größer. Sie veränderten sich auch nur noch sehr langsam.
    »D as ist eine Warnung!«, stellte Whuon fest. »A uch wenn es die alte Form der Elbenschrift ist– ich bin mir eigentlich sicher.«
    Im nächsten Moment blitzte es aus dem Elbenstab heraus. Mit einem Schrei ließ Lirandil den Stab fallen. Er selbst wurde von einer unwiderstehlichen Kraft erfasst, die ihn förmlich fortstieß.
    Er taumelte zurück. Der Ast, auf dem sie sich befanden, war etwas breiter als die meisten Straßen in Carabor oder Asanilon. Aber Lirandil hatte sich ziemlich nah am Abgrund befunden. Und so stolperte er jetzt in die Tiefe.
    Arvan beeinflusste eine der Ranken, die sich daraufhin blitzschnell um den Körper des Fährtensuchers schlang.
    Augenblicke später hing er in einer pflanzlichen Schlinge fest und pendelte an der Ranke hin und her.
    Der Stab lag auf dem Ast. Ein eigenartiger Schimmer umgab ihn, und die Runen auf ihm hatten jetzt eine rotgoldene Färbung angenommen. Man hatte einerseits den Eindruck, dass sie glühten, andererseits musste das eine magische Illusion sein, denn das Holz des Elbenstabs hätte ansonsten zweifellos verbrennen müssen.
    Ich hätte nichts dagegen, aus meiner misslichen Lage möglichst schnell befreit zu werden, erreichte Arvan ein sehr eindringlicher Gedanke von Lirandil.
    Arvan kannte den Fährtensucher allein schon durch die geistige Verbindung, die hin und wieder zwischen ihnen bestand, besser als jeder andere der Gefährtengruppe. Und so war ihm sofort klar, dass der Elb von diesem Verlauf der Dinge völlig überrascht war.
    Er ist völlig überrascht, überlegte Arvan. Irgendetwas schien nicht so gelaufen zu sein, wie es dem Wissen entsprach, das der Fährtensucher in Asanils Turm in sich aufgenommen hatte.
    Arvan beeinflusste die Ranke dahingehend, dass sie Lirandil zum Ast pendeln ließ– wenig später war der Elb dorthin zurückgekehrt, und die Ranke zog sich zurück. Daran, sich für Arvans rettende Aktion zu bedanken, dachte der Elb im Augenblick nicht. Zu sehr war er darauf fixiert herauszubekommen, weswegen die in dem Stab gebundenen Kräfte ihn so eindeutig zurückstießen.
    Irgendetwas, so schien es, hatte er nicht bedacht.
    Seine Augen leuchteten blau, und er schien dabei ins Nichts zu blicken. Eine ganze Weile verharrte der Elb vollkommen regungslos. Dann murmelte er eine Formel. Das blaue Leuchten in seinen Augen verschwand daraufhin.
    Sein Gesicht zeigte kaum eine Regung. Aber Arvan glaubte zu wissen, was in dem Fährtensucher zurzeit vor sich ging. Er ist ratlos, erkannte er.
    Und das empfand er als viel beunruhigender als alles andere.
    Der Starke Narbenmann begann plötzlich zu reden und hörte gar nicht mehr damit auf. Er redete wie ein Wasserfall– mehr vermutlich, als er in den ganzen letzten Jahren insgesamt an Worten über seine Lippen hatte kommen lassen. Allerdings waren seine Worte vollkommen unverständlich. Er benutzte zwar nicht seine eigene Sprache, sondern eindeutig Relinga, doch es war überhaupt kein Zusammenhang zu erkennen. Alles, was er von sich gab, war nichts weiter als ein wirres Konglomerat von Wörtern, die zum Teil noch so miteinander verbunden waren, dass sie vollkommen unsinnig wirkten.
    Nur eins war allen klar: Qaláq war aus irgendeinem Grund ziemlich aufgebracht. Er zeigte immer wieder auf sein

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