Das Erbe der Jedi-Ritter 07 - Anakin und die Yuuzhan Vong
aber nicht in der Macht, nicht auf die Weise, wie er alle anderen Teile der Waffe fühlte. Alles befand sich an seinem Platz und war funktionsbereit. Doch was er Rapuung gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Das Lichtschwert wurde in dem Augenblick zur Waffe eines Jedi, wenn zum ersten Mal Energie in ihm pulsierte, wenn jede Komponente Teil der anderen und des Jedi war.
Doch der Schimmerer leistete Widerstand. Nun, er widersetzte sich nicht in dem Sinne, aber er fügte sich nicht richtig ein.
Und die Zeit verging. Jeder verstreichende Moment brachte Tahiri etwas Schrecklichem näher.
Konzentrier dich, dachte er. Es muss klappen.
Aber er wusste, dass ein Misserfolg drohte. Meister Yodas Worte, seine ganze Philosophie, verlangten die Präsenz der Macht in allem.
Doch die Macht existierte nicht in den Yuuzhan Vong, auch nicht in ihrer Biotechnologie. Man konnte nur indirekt gegen sie kämpfen, mit Dingen, die sich in der Macht fühlen ließen.
Etwas schlug ihn, etwas, das lange mit der Hand ausgeholt hatte.
Meister Yoda irrte sich.
Die Jedi irrten sich, und Vua Rapuung hatte Recht. Wenn es den Jedi nur um Balance in der Macht ging, so sollten sie eigentlich nicht gegen die Yuuzhan Vong kämpfen. Oh, er konnte Tahiri retten. Zu verhindern, dass sie zu einer dunklen Jedi wurde, entsprach dem Kern der Philosophie. Aber waren es die Taten der Yuuzhan Vong − so unheilvoll und böse sie auch wirkten − wert, sich ihnen zu widersetzen, wenn sie ohne Einfluss auf die Macht blieben?
Die Fremden töteten, und das wirkte sich immer störend auf die Macht aus. Doch geriet sie dadurch aus dem Gleichgewicht? Die Yuuzhan Vong sammelten keine dunkle Energie. Wenn jemand so etwas riskierte, dann waren es Jedi wie Kyp und vielleicht auch er selbst. Wenn man die Sache aus diesem Blickwinkel sah, gefährdete der Kampf gegen die Yuuzhan Vong das Gleichgewicht der Macht mehr als deren Aktionen.
Ja, das ergab durchaus einen Sinn. Es klang fast wie etwas aus dem Mund von Jacen oder Onkel Luke. Aber dabei gingen sie von der Gewissheit aus, dass die Macht in allem existierte.
Und das war nicht der Fall. Die ganze Zeit über hatten sie die Fakten deutlich vor den Augen gehabt, aber die Jedi waren nicht mutig genug gewesen, sich der neuen Realität zu stellen. Stattdessen verhielten sie sich wie verzogene Kinder und klagten darüber, dass die Yuuzhan Vong unfair waren, sich nicht an die Regeln hielten. Kyp zog los, um auf sie zu schießen; er wollte das Problem lösen, indem er es tötete. Jacen verharrte in Unschlüssigkeit. Vielleicht mit Recht.
Nein. Es war nicht richtig, dass die Yuuzhan Vong ganze Planeten zerstörten. Es war nicht richtig, dass sie andere Leute versklavten. Solche Handlungen waren böse und falsch; sie mussten bekämpft werden. Wenn die Macht keine Grenze zog und mit heulendem Alarm vor der dunklen Seite warnte, so diente Anakin ihr vielleicht gar nicht. Oder genauer gesagt: Er diente etwas, das fundamentaler war als die Macht, etwas, aus dem die Macht als Manifestation oder Emanation hervorging, als Werkzeug. Es steckten nicht Rapuungs Götter oder irgendwelche anderen Gottheiten dahinter, sondern eine fundamentale Wahrheit, auf einem subatomaren Niveau ins Universum eingebaut. In dieser Galaxis war die Macht Diener jener Wahrheit. Woher auch immer die Yuuzhan Vong kamen: Dort dominierte eine andere Manifestation. Aber Licht blieb Licht, und Dunkelheit blieb Dunkelheit. Und was auch immer mit den Yuuzhan Vong geschehen war − sie hatten sich schon vor langer Zeit der dunklen Seite zugewandt. Wenn sich Palpatines Imperium durchgesetzt hätte und zu einer anderen Galaxis gereist wäre, um sie zu erobern, einer Galaxis, in der niemand etwas von der Macht wusste − welche Hinweise auf die helle Seite hätte es für die Bewohner jener Galaxis gegeben? Wären sie imstande gewesen, das Imperium als Aberration zu erkennen, als Schatten dessen, was eigentlich hätte sein sollen? Nein. Aus dem gleichen Grund konnte Anakin nicht wissen, welche Manifestation des Lichts die Yuuzhan Vong hinter sich zurückgelassen hatten. Aber sie hatten sie zurückgelassen.
Vielleicht war dies das Ergebnis eines ganzen Volkes, das sich der dunklen Seite zugewandt hatte. Vielleicht wies die Macht die Yuuzhan Vong zurück − oder sie die Macht.
Dadurch wurden sie so wenig böse, wie jene Leute böse wurden, die dem Imperium dienten. Aber deshalb waren sie es wert, dass man gegen sie kämpfte. Ohne Zorn oder Hass, ja. Sie mussten
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