Das Erbe der Jedi-Ritter 09 - Das Ultimatum
der Galaxis konnte Gesichter so gut lesen wie Lando Calrissian, und doch fühlte er sich keineswegs erleichtert. Leias Blick ließ keinen Zweifel, wie sie über Anakins verletzten Stolz dachte, dennoch drehte es sich nicht nur um ihren Zorn. Han war egoistisch, und das wusste sie − und sie wusste auch, was Egoismus die Jedi am Ende kosten würde.
»Han?« Vollkommen verdutzt sah Han von Leia zu ihrem Bruder. »Ja?«
»Deine Meinung?«
»Meine?«
»Du gehörst mit dazu«, sagte Luke. »Du hast ein Mitspracherecht.«
Han sah wieder Leia an, entdeckte die stille Bitte in ihrem Blick und fragte sich, wie sie so stark sein konnte.
»Okay, einen Moment bitte.«
Er schloss die Augen und wünschte, irgendwer könne ihm eine dieser Jedi-Entspannungstechniken beibringen. Er versuchte, sich zu beruhigen, indem er ein paarmal tief durchatmete. Das half allerdings wenig. Er wusste, warum sein Sohn diese Mission führen wollte, warum Anakin in jeder wichtigen Jedi-Schlacht seit Beginn der Invasion gekämpft hatte, warum er allein aufgebrochen war, um Tahiri zu retten.
Chewbacca.
Gleichgültig, was Anakin auch behaupten mochte, es lief auf Chewbacca hinaus.
»Dad«, sagte Anakin. »Sag einfach, was du für richtig hältst.«
»Das hat mir nun auch nicht wirklich weitergeholfen.« Han öffnete die Augen, und sein Sohn stand direkt vor ihm. Er wollte den Jungen an den Schultern fassen, begriff dann aber, wie lächerlich er aussehen würde, wenn er seine Arme so weit ausbreiten musste, und griff ihn nur am Unterarm. »Du musst das nicht machen, das weißt du.«
»Ja.« Die Verletztheit in Anakins Miene räumte den Platz augenblicklich für eine alarmierende Unverfrorenheit. »Aber ich werde es tun.«
Mit dem unbehaglichen Gefühl, dass er diesen frechen Blick schon einmal gesehen hatte, und zwar vor dreißig Jahren im Spiegel, wandte er sich Leia zu, die ihn mit offenem Mund anstarrte.
Er zuckte mit den Schultern und grinste sie schief an. »Kinder. Was soll man da machen?«
»Demnach bist du für die Vernichtung der Königin?«, fragte Luke.
Luke führte die Umfrage zu Ende, mit dem Ergebnis, das Lando vorausgesagt hatte − nur, weil Han sich hinter die Mission stellte, entschied Luke, die Voxyn-Königin aufzuspüren.
»Ich erwarte von jedem der Anwesenden Unterstützung für diese Entscheidung«, sagte er. »Wir tun, wozu wir in der Lage sind, um die Unschuldigen zu beschützen, trotzdem schicken wir ein Kommandoteam nach Myrkr.«
Jacen wandte sich an seinen Bruder. »Dann möchte ich der erste Freiwillige sein.«
»Du?« Niemand war verblüffter als Anakin. »Du warst doch dagegen.«
»Das spielt keine Rolle«, sagte Jacen. »Niemand hat mit Tieren so viel Erfahrung wie ich. Wenn ihr die Fährte der Königin finden wollt, braucht ihr mich.«
»Wo er Recht hat, hat er Recht, kleiner Bruder«, sagte Jaina und stellte sich neben ihren Zwillingsbruder. »Und ich glaube, wir hatten uns schon darauf geeinigt, dass ich mitkomme.«
»Als hätte ich eine Wahl.« Anakin lächelte, dann drehte er sich zu den anderen jungen Jedi um. »Jeder, der sich ebenfalls freiwillig melden möchte, kann später zu mir kommen − nachdem wir so eine Art Plan entwickelt haben.«
Hans Knie waren weich geworden. Alle drei würden sich an der Mission beteiligen, alle drei Kinder bei dem gleichen verrückten Unternehmen − und er würde nicht dabei sein, um sie zu beschützen, durfte es nicht einmal in Erwägung ziehen, weil er kein Jedi war.
Leia sah auch nicht glücklicher aus. Ihr Gesicht war bleich, ihre Lippen zitterten, und dennoch brachte sie irgendwie die Kraft auf, den Kopf aufrecht zu halten und stolz zu wirken. »Eine Bedingung«, sagte sie zu Lando. »Ich möchte, dass du sie übergibst.«
Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit war Lando überrascht. »Ich?«
»Du bist der Einzige, der das kann«, meinte Leia. »Ich weiß, bei Borsk war ich dir keine große Hilfe, aber wenn du dich bereit erklärst…«
Lando hob die Hände. »Dafür verlange ich keinen Gefallen«, sagte er. »Wenn ich helfen kann, bin ich dabei.«
24
Der wuchtige Kriegsdroide rotierte zweihundert Grad um seine Hüftkupplung und zeigte mit dem Blasterarm auf Raynar Thul. »Punkt vierzehn des Plans, Soldat.«
»Ich bin kein Soldat.« Raynar war wie gewöhnlich in den Farben des Handelshauses seiner Familie gekleidet, diesmal mit einer roten Hose, einer purpurnen Schärpe um die Taille und einem goldenen Hemd, das gut zum Blond seiner Stoppelhaare
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