Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
»Ich hätte niemals gedacht, dass statisches Rauschen so gut klingen kann«, murmelte sie.
»Hier spricht Hesha Lovett, Kapitän eines königlich hapanischen Schiffs«, verkündete eine weibliche Stimme. »Wir haben Berichte über ein Yuuzhan-Vong-Schiff in unserem Raum erhalten. Sind Sie das, Leutnant Solo?«
»Ich möchte nicht angeben, doch ja«, antwortete Jaina trocken. »Wir bitten um Landeerlaubnis. Je eher wir aus diesem Ding rauskommen, desto besser.«
Einen Moment herrschte Schweigen, dann erwachte das Kom knisternd erneut zum Leben. »Aber gewiss doch, Jaina. Alle Freunde von Tenel Ka sind auf Hapes willkommen, gleichgültig, in welcher Art Flugobjekt sie eintreffen.«
Jaina zuckte vor Überraschung zusammen. Die wohl tönende, kultivierte Stimme mit dem scharfen, abgehackten Akzent gehörte unverkennbar Ta’a Chume, der Großmutter von Tenel Ka.
Rasch durchkämmte sie ihre mentale Datenbank nach der angemessenen Anrede für ein Mitglied des hapanischen Königshauses. »Ich danke Ihnen, Königin. Ich war nicht sicher, ob man uns willkommen heißen würde. Wir waren gezwungen, auf hapanische Schiffe zu feuern.«
»Hornissen-Abfangjäger«, sagte die Frau abschätzig, »Höchstwahrscheinlich Piraten. Die Aufklärer, die den Kampf beobachtet haben, waren über deren Abwesenheit beinahe so unglücklich wie über die Ihre. Ist meine Enkelin bei Ihnen?«
Eigentlich hatte Jaina gehofft, sie wäre inzwischen von hapanischen Aufklärungsschiffen aufgelesen worden. »Nun, in gewisser Weise schon. Sie ist in einer Rettungskapsel vorausgeflogen. Bis wir aus einer der Hornissen eine Kom-Einheit bergen konnten, war jede Kommunikation für uns unmöglich.«
»Ich werde die Patrouillen informieren, dass sie nach meiner Enkelin Ausschau halten sollen. Wenn Sie möchten, landen Sie im königlichen Hafen und kommen direkt in den Palast. Ich werde dafür sorgen, dass man Sie erwartet und nicht versucht, Sie durch die Flüchtlingslager zu schleusen.«
»Flüchtlingslager?«
»Ja«, sagte die frühere Königin und drückte eine beachtliche Menge an Widerwillen mit diesem einen Wort aus. »Sie und Ihre Freunde werden jedoch meine Gäste sein. Ich treffe Sie dann im Palast.« Jaina schoss durch den Kopf, wie überraschend, vielleicht sogar verdächtig erpicht die frühere Königin auf ihre Ankunft war.
Ihr erster Gedanke war, nach dem Grund zu fragen. Doch eine Kindheit, die sie unter der Vormundschaft eines Protokolldroiden verbracht hatte, ließ sich nicht so leicht ablegen. Leia Organa Solos Tochter wechselte noch die angemessenen Höflichkeitsfloskeln mit Ta’a Chume, überlegte sich jedes Wort und hörte so aufmerksam zu, wie sie es im Laufe der Jahre immer wieder bei ihrer Mutter beobachtet hatte. Aber Ta’a Chume war in dieser Hinsicht nicht weniger begnadet, und als das Gespräch endete, musste Jaina einräumen, dass das Spiel unentschieden ausgegangen war.
Sie ließ sich in den Pilotensitz fallen. »Ta’a Chume hat irgendetwas vor.«
»Woher weißt du das?«, fragte Ganner.
Sie zuckte mit den Schultern. »Hat sie immer.« Das glückliche Grölen eines Wookiee erfüllte das Cockpit. Lowbacca wirbelte herein und vollführte mit Tahiri einen Freudentanz. Er setzte sie ab und deutete mit einer dramatischen Geste auf das Navihirn. »Wir haben es geschafft«, sagte Tahiri bemüht, doch ohne Überzeugungskraft.
»Hast du Tenel Ka gefunden?«
Lowbacca grinste und ließ sich in den Navigatorsitz fallen. Er stülpte sich die Haube über den Kopf und zog die massigen Schultern erwartungsvoll nach vorn. Jaina spürte durch die Macht eine Woge der Besorgnis. Unter der Kontrollhaube richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf das Navigieren. Die Antwort kam in Form eines schwachen mentalen Bildes, eines Schattens dessen, was Lowbacca sehen musste.
»Die Rettungskapsel bewegt sich von Hapes fort!«, sagte sie. »Entweder ist sie vom Kurs abgekommen, oder jemand schleppt sie ab.«
Der Wookiee stöhnte zustimmend und setzte den Kurs für die Verfolgung.
Tenel Ka spürte einen plötzlichen Stoß, hörte das Kratzen von Enterhaken, die sich an einer Unregelmäßigkeit des Korallenrumpfes verfingen. Der Augenblick der Gefangennahme löste eine Flut schlechter Erinnerungen aus. Schmerz, Verlust und Zorn − die Emotionen, die in den Tagen auf dem Weltschiff der Yuuzhan Vong hervorgerufen worden waren − überschwemmten die Jedi wie ein reißender Strom.
Sie hörte ein mechanisches Surren und begriff dessen Bedeutung.
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