Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
würde nicht ihren Gemahl um Beistand bitten.« Ta’a Chume starrte ihn einige Momente an. Um ihre Augen bildeten sich Fältchen und ließen auf ein Lächeln unter dem Schleier schließen.
»Mir wurde keine leibliche Tochter gewährt, doch könnte ich eine Nachfolgerin ausbilden und eine viel versprechende junge Frau nach meinem Vorbild formen.«
»Und gleichzeitig Isolder glücklich machen und für eine Zeit aus dem Weg schaffen.« Ta’a Chume lachte hinter dem roten Schleier. »Trisdin, du bist unbezahlbar! Jetzt geh und bereite dich für die Feier heute Abend vor.«
Zufrieden mit sich selbst schlenderte er davon. Ta’a Chumes Lächeln dauerte an, bis sich die Tür hinter ihrem gegenwärtigen Günstling geschlossen hatte. Dann ging die ehemalige Königin zu der Polsterbank und ließ sich mit einem tiefen, besorgten Seufzer darauf sinken. Über Hapes brauten sich mehr Stürme zusammen, als Trisdin sich vorzustellen vermochte. Obwohl Ta’a Chume rein technisch gesehen nicht mehr die Macht im Staat besaß, verfügte sie über gewisse Ressourcen und über Getreue. Eine dieser Gruppen, die groß und mächtig war, hatte es schon zu Zeiten ihrer Mutter gegeben, und diese Organisation wurde in ihrer Ablehnung der Jedi immer extremer. Inzwischen war die Sache zu einem Punkt gelangt, an dem sie sich entscheiden musste, ob sie diese Gruppe weiterhin unterstützte oder lieber riskierte, ihre Unterstützung zu verlieren. Einen solchen Verlust konnte sie sich nicht leisten − die Mitglieder waren zu mächtig und durften nicht an einer anderen Stelle tätig werden. Diese Vereinigung musste beschwichtigt oder zerstört werden.
Ein weiteres Attentat gegen die königliche Familie wäre denkbar, und die wachsende Paranoia, die notwendig war, um ihr eigenes Leben und das ihres Haushalts zu schützen, wurde zu einer immer größeren Bürde. Teneniel Djo war dabei nicht hilfreich. Diese unangenehme Macht der Jedi hatte nach dem Debakel von Fondor eine Schockwelle herangetragen, durch die Teneniel ihr lang erwartetes, ungeborenes zweites Kind verloren hatte. Außerhalb des Palastes wusste davon niemand; Ta’a Chume hatte es unter dem Vorwand geheim gehalten, dass ihre Schwiegertochter Zeit zur Erholung und zur Trauer brauche, ehe man es öffentlich bekannt gäbe. In Wahrheit betrachtete Ta’a Chume solche Trauer als maßlose Schwäche, einen Luxus, den Hapes sich nicht leisten konnte. Sie hatte Teneniel Djo nur deshalb so lange ertragen, weil die Alternative − der Staatsstreich einer ihrer Nichten − ihr noch unwillkommener war. Alyssia war eine käufliche kleine Schurkin, doch immerhin eine pragmatisch veranlagte Frau. Ihre erste Handlung als Königin würde darin bestehen, Ta’a Chume und ihre Nachkommenschaft zu töten. Dessen war sich Ta’a Chume sicher, denn das Gleiche hätte auch sie getan. Aber Trisdins Vorschlag bot neue Perspektiven. Mit einem knappen Nicken besiegelte Ta’a Chume das Schicksal ihres Sohnes, seiner Gemahlin und von ganz Hapes. Nun blieb nur noch eines: Sie musste eine viel versprechende junge Frau finden, die Isolder gefallen würde, und diese erbärmliche Teneniel Djo musste verschwinden.
9
Jaina erwachte abrupt, obwohl kein Geräusch sie in ihrem tranceähnlichen Zustand störte. Sie setzte sich auf und schärfte die Sinne, um herauszufinden, was sie aufgeschreckt hatte.
Aber im Schiff war es ruhig, fast gespenstisch still. Für jemanden, der an das Brummen und Dröhnen von Maschinen gewöhnt war, hatte die Lautlosigkeit der Yuuzhan-Vong-Fregatte etwas Beklemmendes. Jaina war nicht sicher, weshalb genau sie das überraschte; denn schließlich, welches Geräusch erzeugte Schwerkraft schon? Sollte ein Schwarzes Loch ein lautes Schlürfen von sich geben, wenn ein Dovin Basal einen Protonentorpedo aufsaugte?
Sie rieb sich den Nacken, reckte sich und atmete tief durch. Und begriff, warum sie aufgewacht war.
Ein schwacher, doch scharfer Geruch hing in der Luft, ein Geruch, der keinem anderen glich, den sie kannte.
Jaina drückte sich von der Korallenbank hoch und eilte ins Cockpit.
Die Sterne bildeten Streifen, da das Schiff gerade den Hyperraum verließ. Der eigenartige Geruch musste eine Art Sensoranzeige sein.
Dann formten sich die Sterne zu scharf umrissenen Punkten, doch schwache Linien blieben − Sternenlicht, das von einem metallischen, bislang unsichtbaren Objekt gebrochen wurde.
Im Pilotensitz saß Zekk kerzengerade dem Sichtfenster zugewandt. »Da kommt was!«, rief er.
Jaina
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