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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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daran, die Päckchen näher zu untersuchen, die im ganzen Wohnzimmer gestapelt waren und zwischen sich nur einen schmalen Laufweg frei ließen.
    »Sind Sie jetzt komplett verrückt?«, schimpfte der Kommissar. »Wissen Sie, wie viel Uhr es ist? Wir haben nach Mitternacht, und ich und der Kater kriegen langsam Hunger.«
    Da ich nicht reagierte, redete er weiter auf den Kater ein, als ob er mich auf dem Arm hätte.
    Die Stapel hatten System, das konnte ich schnell erkennen. Jedes Bündel war ein Jahrgang und für mich als Zeitungsmensch teilweise Kleinodien, die es so in Köln, ja in ganz Europa nicht mehr geben konnte.
    »Wir nehmen alles mit«, entschied ich und begann die Zeitungen zum Auto zu tragen.
    »Sind Sie des Wahnsinns?«, brüllte Kögel hinter mir her.
    »Wissen Sie, was das Zeug wiegt?«
    Ich nickte, obwohl er es im Dunkeln nicht sehen konnte. Das waren mindestens fünfhundert Kilo, wenn wir die Bücher noch hinzurechneten.
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage«, versperrte er mir den Weg zurück ins Haus, indem er seine ganze Leibesfülle in den Türrahmen quetschte. »Das ist ein Dienstfahrzeug und mit uns zusammen mindestens um zweihundert Kilo überladen.«
    »Dreihundertachtzig plus Kater«, verbesserte ich und versuchte ihn aus der Tür zu drängen. »Das Zeug bleibt auf keinen Fall über Nacht hier im Haus.«
    »Und ob es hier bleibt«, stemmte er sich gegen meine Versuche. »Was wollen Sie damit, und wo wollen Sie es überhaupt lagern?«
    Es hatte keinen Sinn. Ohne Gewaltanwendung brachte ich ihn nicht von der Stelle.
    »Na gut«, gab ich nach, »Können wir uns vielleicht im Haus darüber unterhalten? Bei den Nachbarn geht bereits das Licht an, und gleich erscheint der Dorfsheriff, der dumme Fragen stellt und ein Protokoll schreiben muss, das ich heute um zehn Uhr dem Staatsanwalt in Köln erklären darf.«
    Ein Ruck ging durch seinen Körper, und er ließ die Türbalken los, die er bisher wie angenagelt umklammert hatte.
    »Warum sagen Sie mir das jetzt erst?«, flüsterte er plötzlich, als stünden bereits alle Nachbarn um uns herum. »Los, kommen Sie rein. Dazu muss uns noch etwas einfallen.«
 
    Manchmal konnte es von Vorteil sein, dass Wirte ihre Sperrstunde überzogen und sich um zwei Uhr morgens daran erinnerten, was sie einem guten Stammgast schuldig waren.
    Nachdem Kögel und ich solche Orte wie das Morddezernat, meinen Keller oder den Verlag als Aufbewahrungsmöglichkeit für die papierene Hinterlassenschaft des Professors verworfen hatten, krochen wir mit durchschlagenden Stoßdämpfern und am Boden schleifendem Auspuff in den Hof der Wirtschaft.
    Meine Füße standen auf zwei Zeitungsstapeln, die sonst nirgendwo im Wagen mehr Platz gehabt hätten, und auf meinen Schenkeln hatte es sich der Kater bequem gemacht, der auch irgendwie alt und muffig roch.
    »Ich kann das arme Vieh doch hier nicht verhungern lassen«, hatte Kögel sich selbst motiviert, das Tier mit nach Hause zu nehmen.
    Stöhnend und am Ende unserer Kräfte ließen wir uns auf einem Paket Völkischer Beobachter 1939 und einer Sammlung der Financial Times 1950 auf ein Bier nieder, das uns der Wirt noch gereicht hatte, bevor er die Lichter löschte.
    Die Garage, die als Lager diente, war trocken, sauber und gut beleuchtet, sodass ich wusste, wo ich die nächsten Nächte verbringen würde.
    Ich stand beim Kommissar jetzt in der Pflicht, ihm meine Theorie beweisen zu müssen. Und sollte diese stimmen, dann hatte ich die Story meines Lebens.
    »Hoffentlich haben Sie recht«, verabschiedete sich der dicke Mann mit dem dicken Kater, »und verquatschen Sie sich ja nicht bei der Staatsanwaltschaft ... und sagen Sie diesem jungen Mann mit den Kopfhörern, dass er sich nicht beim Abhören unserer Frequenzen erwischen lassen soll!«
    Ich verschloss sorgfältig die Garage und machte mich die paar hundert Meter zu Fuß auf den Heimweg.
    So nüchtern war ich um diese Tageszeit schon lange nicht mehr durch Köln geschlendert und nahm das erste Mal bewusst wahr, wie viele Zeitungsboten um diese nachtschlafende Zeit unterwegs waren.
    Heute würde kein Artikel von mir drinstehen, aber bald. Da war ich mir sicher und musste bei dem Gedanken laut lachen, wie Kögel um drei Uhr in der Frühe seiner Frau erklärte, woher die fette, stinkende Katze kam und warum die jetzt als neues Familienmitglied mit auf den Diätplan sollte.
    Mir war etwas mulmig, als ich die Haustür aufschloss, und ich durchsuchte sofort alle Räume nach Spuren

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