Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
Vom Netzwerk:
Augen, um sie zu blenden.
    Die Seherin hatte beobachtet, wie die Horden das fremde Schiff angezündet hatten. Es lag kein tieferer Grund dahinter - nur der Wille, zu zerstören, was nicht dem Reiche dienlich war. Während Sigfinn und seine Begleiterin über das Wasser gereist waren, hatte die Seherin sich die neue Zeit angesehen, die neue Welt. Sie war so scheußlich und bitter, wie es nach dem Plan der Nibelungen zu erwarten gewesen war.
    Die Wesen aus dem Wald tanzten in den Flammen um die Seherin herum, verhöhnten sie mit flackernden Zungen und prasselndem Lied.
    Zuuu spääät … alles neuuu … alles uuunser …, zischelten sie, trunken vor missgünstiger Freude.
    Die Seherin spürte die Nähe von Brynja und Sigfinn, und trotz der Schadenfreude der Nibelungen lächelte sie mit schmalen Lippen. »Nichts ist euch gelungen. Nichts von Belang. Wenn ihr der Welten Lauf aufhaltet, die Sonne löscht und die Nacht ewig macht - solange das Erbe Siegfrieds lebt, lebt die Hoffnung.«
    Zischeln, Knurren, Keuchen. Niiieee wird er siiiegen … schon baaald muss er steeerben …
    »Werdet ihr nicht müde zu prophezeien, was doch nicht eintritt? Weder die Horde noch der niederträchtige Wirt konnte sie aufhalten. Im Gegenteil - in ihrer Güte haben sie bereits Freunde gefunden. Die Lawine ist angestoßen,
und wer sich ihr entgegenstellt, wird mit ihr untergehen. Dann wird wieder sein, was sein soll.«
    Sie hoffte inständig, dass es so war.
     
    »Kein Schiff mehr«, sagte Petar erstaunlich leidenschaftslos und zuckte mit den Schultern. »Zu schade.«
    »Wer hat das getan?«, wollte Brynja wissen, während sie entgeistert auf das lodernde Boot sah, dessen Mast gerade krachend zusammenbrach.
    Der Zwerg runzelte die Stirn und sah sich um. »Viel wichtiger ist, ob derjenige noch in der Nähe ist. Es würde mich wundern, wenn die Horde hier keine Augen und Ohren hätte.«
    Sigfinn hatte endgültig die Nase voll, und er ging in die Knie, um den kleinen Mann am schmutzigen Kragen zu packen. »Von welcher Horde redest du? Wer ist dieser Hurgan? Was ist mit Island geschehen? Mit Dänemark? Mit dieser Stadt? Sprich!«
    »Bah!«, rief Petar und drückte den Prinzen von sich weg. »Was sprichst du für närrisches Zeug? Island, Dänemark - die Reiche unserer Vorväter sind lange schon untergegangen. Es gibt das eine Reich, die eine Stadt und den einen Herrn. Hurgan eben. Und sein Heer ist die schwarze Horde. Bist du nicht Untertan, bist du Feind. Hast du genug, hast du zu viel. Es ist doch ganz einfach.«
    Sigfinn wurde schwindlig. Das war alles - falsch. Unwahr. Er versuchte, in seinen Gedanken Klarheit zu schaffen, das Gesagte vorerst als gegeben anzunehmen, aber der Versuch wurde unterbrochen vom hässlichen Geräusch der schweren Stiefel, die er wenige Stunden zuvor schon gehört hatte.
    »Wie ich befürchtet hatte«, sagte Petar. »Die Krieger Hurgans
sind auf der Suche nach Euch. Zeit, von Fjällhaven Abschied zu nehmen! Folgt mir!« Eilig watschelte er in die Dunkelheit, weg von den Schritten, in Richtung der ausgebrannten Häuser. Sigfinn sah Brynja an, diese hob die Schultern - in diesem Moment blieb ihnen nichts anderes übrig.
    »Hast du verstanden, was Petar eben erzählt hat?«, fragte Brynja leise.
    »Ich habe es verstanden … doch ich kann es nicht begreifen«, antwortete Sigfinn. »Zumindest wissen wir nun, dass es dieser Hurgan ist, der über allem steht.«
    »Hinter allem«, fiel ihm Petar ins Wort. »Kaum etwas, das ihm im Reich entgeht. Seit hundert Jahren schon, wenn man den Geschichten glauben darf.«
    »Hundert Jahre?«, rief Sigfinn ungläubig.
    »Das schwarze Jahrhundert, das mit dem Fall von Worms begann«, bestätigte der Zwerg.
    Sie erreichten einen Stall, der nach dem großen Brand nur notdürftig wieder zusammengenagelt worden war. Kleine, kräftige Pferde standen dort unter, und Petar begann eilig, drei davon loszubinden.
    »Wem gehören die Tiere?«, wollte Brynja wissen.
    »Das braucht uns nicht zu scheren, solange der Besitzer uns nicht erwischt«, murmelte Petar. Er wurde sichtlich nervös. »Darum wäre ich Euch auch dankbar, nicht zu trödeln.«
    Sie führten die Pferde am Zaumzeug aus dem Stall und banden ihnen Felle über den Rücken, um einen bequemeren Ritt zu ermöglichen. Sigfinn und Brynja machte es keine Mühe aufzusitzen, nur Petar hatte Schwierigkeiten, seinen kleinen Körper hochzuwuchten. Sigfinn bot ihm seine Hilfe an.
    »Geht schon«, ächzte der Zwerg, obwohl es augenscheinlich
nicht

Weitere Kostenlose Bücher