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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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Prinz sich nach vorn und drückte mit dem Rücken gegen die Holzplatte, um das Versteck zu öffnen.
    Sie gab nicht nach.
    Sigfinn stemmte sich mit den Beinen hoch, doch die Scharniere kratzten nur leicht. Jemand hatte die Klappe im Boden verriegelt.
    »Wir sind eingesperrt«, sagte er schließlich. Mit der Faust hieb er gegen die Bretter. »He! Wirt! Öffne uns!« Brynja zog ihr Schwert und schlug mit dem Knauf ebenfalls gegen das Holz. »Helbarth! Lass uns frei!« Es dauerte eine Weile, bis Schritte zu hören waren. Ihnen folgte die gedämpfte Stimme des Schankwirts der Taverne. Sie klang ehrlich bedauernd. »Es ist nicht Eure Schuld, edle Herrschaften. Doch meine Pflicht gilt zuerst meinen Gästen, die ihr leichtfertig in große Gefahr gebracht habt.«
    »Das tut uns leid«, rief Sigfinn. »Wir sind … nicht vertraut mit dieser Gegend. Öffnet uns, und wir werden uns wieder auf die Reise machen.«
    »Nichts wäre mir lieber«, erwiderte Helbarth. »Doch leider seid Ihr der Preis, den ich zu zahlen hatte, um meine Taverne zu retten. Man wird Euch gleich holen kommen.«
    »Verdammt!«, zischte Sigfinn. »Er hat uns verraten und verkauft.«
    »Es ist doch nicht nur mein Haus«, ergänzte der Wirt nun. »Sie haben meine Frau entführt. Vor einem Jahr schon. Hurgans Statthalter hat versprochen, sie freizulassen, wenn ich Euch ausliefere. Meine Frau, versteht Ihr? Ich will doch …«
    Bevor er den Satz beenden konnte, entwich leise pfeifend ein letzter Atem aus seinen Lungen, und er röchelte so schwach, dass Sigfinn es kaum hörte. Dann fiel Helbarths Körper auf die Holzplatte, leblos und schwer.
    Brynja spürte, wie etwas feucht ihr Gesicht benetzte. Sie wischte es mit der Hand ab. Auch ohne Licht erkannte sie das Blut, das durch die Ritzen tropfte. »Wer ist da?«
    Der Leichnam des Schankwirts wurde ächzend beiseitegerollt, um die hölzerne Klappe freizugeben. Dem Mörder fiel es offensichtlich schwerer als erwartet, zu Brynja und Sigfinn vorzudringen.
    Als das Licht einer Fackel endlich in das Versteck leuchtete, erkannten die beiden Reisenden, wer ihnen zu Hilfe gekommen war.
    Es war der verwachsene Zwerg, der nun in einer Hand die Fackel und in der anderen den fast erbärmlich kleinen Dolch hielt. »Kommt rauf, solange die Horde Euch die Zeit dazu lässt!«
    Brynja und Sigfinn kletterten aus ihrem Versteck und sahen sich vorsichtig um. Die Taverne war verlassen, Helbarth hatte alle Anwesenden offensichtlich fortgeschickt. Der Zwerg gab seiner Leiche noch einen verächtlichen Tritt, während er seine Klinge am Ärmel abwischte. »Warum Ihr dem vertraut habt, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben.«

    »Wem können wir denn vertrauen?«, wollte Sigfinn wissen.
    »Niemandem!«, zischte das kleine Männchen mit einer überraschenden Autorität. »Es ist keine Zeit für Vertrauen, keine Zeit für Freundschaft, keine Zeit für gute Taten.«
    »Du hast uns geholfen«, widersprach Brynja.
    Der Zwerg hob gleichgültig die Schultern. »Es gab mir die Gelegenheit, mich für die freundliche Aufnahme in der Taverne zu bedanken.«
    »Kannst du uns weiterhelfen …?«, fragte der Prinz.
    »Petar«, antwortete der Zwerg. »Und so verrückt müsste ich erst mal sein, um Euch nochmals zu helfen. Da könnte ich gleich der örtlichen Legion der Horde auf die Stiefel pissen. Seht zu, dass Ihr auf Euer Schiff kommt und Euch davonmacht.«
    Die Aussicht, das von Gefahr durchtränkte Fjällhaven zu verlassen, kam Sigfinn gerade recht. »Das werden wir tun.«
    Er griff Brynja bei der Hand, die ihren Blick nicht von Helbarth abwenden konnte. »Er sagte, sie hätten seine Frau. Darum hat er uns verraten.«
    »Sie haben vieler Männer Frauen«, winkte Petar ab und lief zur zerborstenen Eingangstür, um die Umgebung in Augenschein zu nehmen. »Sieht so aus, als hätten wir das, was früher mal Glück genannt wurde.«
    Durch die Dunkelheit schlichen sie zum Hafen. Niemand kreuzte ihren Weg - kein Bewohner des Ortes und kein Mitglied der seltsamen Horde, vor der alle solche Angst hatten. Nichts war zu sehen, nur ein flackernder Lichtschein in der Richtung, in die sie liefen.
    Es war ihr Schiff. Es brannte lichterloh.

    Die Seherin brauchte kein Schiff, um zu reisen, und keine Bettstatt, um zu schlafen. Sie war, wo immer sie sein wollte. Und nun stand sie inmitten der Flammen an Deck des kleinen Schiffes, das Sigfinn und Brynja nach Fjällhaven gebracht hatte. Vergeblich züngelte das Feuer an ihrem Fleisch, und das gleißende Licht fand keine

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