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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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bevor Sigfinn etwas sagen konnte. »Und Brot. Außerdem Fleisch. Was immer von Eurem Spieß noch essbar ist.«
    Sigfinn zog eine Münze aus seinem Beutel und warf sie auf den Tisch. Er war froh, dass sich wenigstens das Geld, das er am Körper trug, nicht mit dem Rest seiner Welt aufgelöst hatte.

    Die Schankmagd nahm das silberne Stück und drehte es unsicher in den Fingern hin und her. »Moment«, sagte sie und verschwand in Richtung Schankraum, wo Sigfinn sie bald durch die offene Tür mit dem Wirt flüstern sah.
    »Vielleicht haben wir gerade einen Fehler gemacht«, sagte er zu Brynja. »Sollen wir uns davonstehlen?«
    Die Prinzessin schüttelte den Kopf. »Wir brauchen Antworten, Sigfinn. So oder so.«
    Ein speckiger Mann mit groben Händen kam zu ihnen an den Tisch und hielt dabei die Münze in der Hand. »Ich bin Helbarth, der Wirt. Dies Geld ist hier nicht bekannt.«
    Sigfinn lachte missgelaunt auf. »Halb Fjällhaven lebt von der Währung Islands, guter Mann. Seit wann ist das Antlitz des Königs Christer nicht mehr für Bier und Fleisch gut?«
    Das Gemurmel in der Taverne ebbte merklich ab.
    Der Wirt beugte sich vor, und seine Stimme wurde noch leiser. »Sprecht nicht von Island, guter Herr. Sei es nicht um Euer Wohl, dann doch um das meine!« Dieser Baum von einem Mann schlotterte vor Angst, das war offensichtlich. Sigfinn hakte nach. »Dann sprich du! Wir verlangen zu wissen, was geschehen ist!«
    Der Wirt sah sich um und setzte sich dann zu ihnen. Sein Tonfall wurde eindringlich, fast flehend. »Ich weiß nicht, woher Ihr kommt, noch wovon Ihr sprecht. Doch niemand reist nach Island, der auf Rückkehr hofft. Und gelingt es ihm doch, warten die Schergen der schwarzen Horde mit gezogenen Klingen auf ihn. Schon solches Gerede kann den Kopf kosten.«
    »Die schwarze Horde?«, flüsterte Sigfinn überrascht.
    Helbarth nickte schwitzend. »Lasst Euch nicht täuschen, weil wir so weit von der Stadt entfernt sind. Hurgans Faust weiß auch hier zu packen.«

    Es schien Sigfinn, als beschreibe der Wirt ein fremdes Land, eine fremde Zeit und nicht die Welt, in der er aufgewachsen war.
    Die Tür wurde aufgestoßen, und der Wirt schrie auf wie ein Waschweib, das am Fluss von einem Wolf überrascht wird. Dabei betrat nur ein verwachsenes kleines Männchen die Taverne, ein vom Leben missgestalteter Bettler, der kaum die Tischkanten überschauen konnte. Er trug eine bunte Kappe und in der Hand einen ausgehöhlten Knüppel, in dem es angenehm rasselte. Sofort begann er, mit krächzender Stimme ein Lied zu singen, ohne Text und hörbar ohne Gefühl für die Musik. Die freie knotige Hand hielt er dabei den Gästen hin, auf Almosen und Speisen hoffend.
    Helbarth verschwand ohne ein weiteres Wort in den Schankraum.
    »Antworten, die nur mehr Fragen aufwerfen«, sagte Sigfinn zu Brynja. »Oder erkennst du einen Sinn in dem, was der Wirt erzählte?«
    Die Prinzessin schüttelte den Kopf. »Kein Kurier am Hofe meines Vaters hat je eine schwarze Horde erwähnt, und bis in die niederen Ränge gibt es keinen Anführer, der Hurgan heißt.«
    Sigfinn überlegte, einem der anwesenden Krieger mit Geld die Zunge zu lösen, um sich von Hurgan erzählen zu lassen. Dabei fiel ihm auf, dass der Zwerg mit seiner Darbietung keinen Gefallen fand und von den anderen Gästen grob beiseitegestoßen wurde. Doch er ließ nicht locker, getrieben von Hunger und Not. Seine Stimme wurde schriller, und seine kleine Faust knuffte die Männer, von denen er sich Gaben versprach. Ein bärtiger Seemann trat ihm daraufhin so wuchtig ins Kreuz, dass sein kleiner Körper
quer durch den Raum geschleudert wurde und er in der Nähe von Sigfinn und Brynja ächzend zu liegen kam.
    Brynjas Herz war angerührt vom Schicksal des kleinen Mannes, und sie half ihm auf. Er schnarrte dankbar, wohl unfähig, klare Worte zu sprechen. Dann hielt er ihr die Hand hin, und in seinen Augen war zu lesen, dass er nicht gerne bettelte.
    »Uns hat man das Essen auch verweigert«, sagte Sigfinn ehrlich bedauernd, »aber vielleicht bringt dir eine dieser Münzen mehr Glück als uns.«
    Er gab dem Zwerg ein Silberstück, das dieser mit Neugier in den Finger drehte, um es dann mit einem kräftigen Biss auf seinen Wert zu prüfen. Danach verbeugte er sich so tief, dass seine Stirn fast den Holzboden berührte, und lief eilig nach hinten in den Schankraum, um mit dem Geld nach Essen zu verlangen.
    Eine Handschelle erklang auf der Straße, energisch, wie zur Warnung, und schlagartig wurde

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