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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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Islands neu zu beleben. Er hatte Freundschaften geschlossen und Verbündete gefunden. Dabei hatte er gedacht, dass Calder Zeit für sich brauchen könnte, um zu alter Stärke zu finden. Er hatte sich nicht aufdrängen wollen.
    Doch schnell war ihm nach der Rückkehr klargeworden, dass sich alles verändert hatte. Die Lücke, die er in Calders Leben hinterlassen hatte, war von Elsa gefüllt worden.
    Elsa.
    Sie stand nun immer einen Schritt hinter Calder, um ihm sanfte Worte der eigenen Macht einzuflüstern. Des Nachts hörte Danain, wie die beiden hemmungslos einander leckten, bissen und ritten. So manchen Morgen fand er den früheren Rebellen albern müde, mit den Augen eines alten Mannes. Elsa belebte Calders Lebensgeister nicht, sie saugte ihn aus. Ansonsten hielt sie sich im Hintergrund,
vermied jeden Streit, ließ Calder glauben, dass alle großen Ideen seine waren.
    Keine Sekunde zweifelte Danain daran, dass Elsa eine Hexe war.
    Nun hatte er endlich einen Abend erhascht, an dem sie Calder wie einen Hund von der Leine gelassen hatte - und Danain mühte sich nach Kräften, seinen Freund zur Vernunft zu bringen. »Calder, Island ist kein Reich, es hat kein Heer! Und du bist nicht sein König!«
    Calders Blick verdunkelte sich, und seine Stimme wurde rau. »Der Thron ist verwaist und steht jedem zu, der Anspruch auf ihn erhebt. Wenn wir einen Pakt schließen mit Fjällhaven und alle Männer im Norden, die ein Schwert tragen können, auf uns vereinen, kann Hurgan uns den Status einer Provinz nicht verweigern. Es wird der erste Schritt zu einem schleichenden Widerstand, zu einer Auflösung Burants!«
    Es war blanker Wahnsinn, was Calder da sprach. Hurgan würde jeden Versuch, sich Burgund zu widersetzen, mit unnachgiebiger Härte beantworten. Er besaß die größte Streitmacht der Geschichte - und einen Drachen.
    »Wessen Idee war das?«, verlangte Danain zu wissen.
    »Es war meine«, antwortete Calder, und er glaubte es wirklich. Aus einem Krug goss er sich Wein nach, und Danain fiel etwas auf. »Wo ist dein Ring?«
    Calder sah seine Hand an, als fiele ihm das Fehlen des Schmuckstücks erst jetzt auf. »Ich muss ihn abgelegt haben.«
    »Du legst deinen Ring nie ab. Zu oft habe ich dich sagen hören, dass man ihn dir nur samt deiner Hand nehmen könne.«
    Calder stand auf und ging zu seinem besten Freund,
dessen Vertrauen ihm zu entgleiten drohte. Er legte ihm die Hand auf die Schulter. »Lass uns nicht über Dinge reden, die nicht von Bedeutung sind. Wir sind Gefährten, und ich brauche dich an meiner Seite. Kannst du mir denn nicht vertrauen, dass ich den Weg kenne, der zu gehen ist?«
    Danain schwieg, um Calder nicht die Wahrheit sagen zu müssen. Sie waren immer stolz darauf gewesen, Hurgans Tyrannei Widerstand zu leisten - und nun konnte Danain an Calder den Gestank der Horden riechen.
    »Vielleicht ist die Nacht zu dunkel, um lichte Gedanken zu haben«, fügte Calder nun hinzu. »Überschlafe meine Idee. Sie ist zwingend und weitaus vernünftiger, als sich allein nach Worms durchzuschlagen und einen Feind herauszufordern, den niemand besiegen kann.«
    Danain seufzte und stand auf. »Überzeuge dich selbst davon - bei mir hat das keinen Zweck. Doch in einem gebe ich dir Recht: es ist Zeit, die Dinge zu überschlafen.«
    Er machte sich auf den Weg zu dem kleinen Zimmer, in dem er von Anfang an gewohnt hatte - er war nicht wie Calder in eines der Adelsgemächer umgezogen. An der Seitentür des Saals drehte er sich noch einmal um. »Du solltest den Ring wieder tragen. Mit ihm scheinst du deinen Verstand verloren zu haben.«
    »Die wahre Macht wird uns nicht gegeben«, antwortete Calder, »wir müssen sie uns nehmen.«
    Danain dachte über die Worte nach, während er durch die Gänge von Burg Isenstein schritt. Sie mochten wahr sein - doch seit wann war es ihnen um Macht gegangen? Waren sie nicht immer Männer gewesen, die für die Freiheit kämpften? Schloss das eine das andere nicht aus?

    Er war nicht wirklich überrascht, Elsa in seinem Zimmer vorzufinden. Sie stand am Fenster und blickte auf das nachtschwarze Island hinaus. »Danain.«
    Er legte sein Wams ab und schöpfte aus einem Krug Wasser, um sein Gesicht zu kühlen, das vom Kaminfeuer rau und heiß war. »Elsa.«
    »Du glaubst nicht an Calders Vision.«
    Er machte sich nicht die Mühe, sie anzusehen. »Ich glaube nicht einmal, dass es seine Vision ist.«
    »Er will Hurgan nicht als kleiner Rebell entgegentreten - sondern als Anführer einer Streitmacht.

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