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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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das sie nährt. Nach altem Brauch zubereitet, vermögen beide verborgene Kräfte zu wecken und geben Kranken das Gefühl, plötzlich wieder gesund zu sein. Doch das ist gefährlich, denn die Wirkung des Nnyrrith ist trügerisch und nicht von Dauer. Um wahre Genesung zu erfahren, musst auch du ruhen und die Pflege einer kundigen Heilerin erleben. Wir müssen das Tal deshalb so schnell wie möglich erreichen. Werden deine Kräfte über die Maßen beansprucht, wird es am Ende keine Heilung geben.«
    »Danke für die offenen Worte.« Maylea nickte ernst. »Ich spüre die Wirkung des Nnyrrith bereits, wie du sie mir beschrieben hast. Seltsam. Auf einmal fühle ich mich so frisch und ausgeruht, als hätte ich geschlafen wie ein Djakûn.« Sie erhob sich vorsichtig und nahm Oonas Hilfe dankbar an. »Lass uns weiterreiten«, sagte sie und deutete auf den Mahoui, der in einiger Entfernung geduldig wartete. »Ich habe uns schon viel zu lange aufgehalten.«

 
     

     
     
    Als das Sonnenlicht schwand, erreichten Ajana und ihre Weggefährten den Fuß des Pandarasgebirges. Sie war froh, die karge und felsige Einöde endlich hinter sich gelassen zu haben, doch der eisige Wind, der von den schneebedeckten Höhen herabstrich, dämpfte schon bald ihre Erleichterung. Fröstelnd folgte sie Bayard entlang der hoch aufragenden Felswände und hielt den Blick gesenkt, um sich vor dem schneidenden Wind zu schützen.
    Der Heermeister führte die kleine Gruppe in südwestlicher Richtung auf die Kardalin-Schlucht zu. Er war noch immer rastlos und angespannt. Nur selten fand er die Ruhe, ein Wort mit Ajana zu wechseln. Auch Keelin sprach nur wenig.
    Ajana seufzte.
    Die ganze Lage kam ihr absurd und irgendwie unwirklich vor.
    Dies war nun wirklich nicht die glorreiche Heimkehr tapferer Helden, die den Sieg über die Finsternis davongetragen hatten, so wie sie es aus Filmen kannte.
    Dies war nicht mehr als die Heimkehr dreier erschöpfter Reiter, die ihre Pflicht getan und große Verluste erlitten hatten.
    Bayard hatte fünf tapfere Krieger zu betrauern und mit Toralf auch einen guten Freund verloren. Für diese bitteren Verluste wie auch für Mayleas und Abbas’ ungewisses Schicksal würde er die Verantwortung übernehmen müssen, auch wenn der Küchenbursche sich die Teilnahme an dem Abenteuer ohne die Einwilligung des Heermeisters erschlichen hatte.
    Auch Keelin hatte in Abbas seinen besten Freund verloren, und die Sorge um Horus stand dem jungen Raiden deutlich ins Gesicht geschrieben. Ajana fühlte in Gedanken mit ihm. Und wohl zum hundertsten Mal seit ihrem Aufbruch vor zwei Nächten fragte sie sich im Stillen: Und ich …? Was ist mit mir?
    Auch diesmal wusste sie nur diese Antworten: Ich handelte statt zu zögern, weil mir mein Gefühl sagte, dass es richtig sei und weil ich dem Urteil der anderen Vertrauen schenkte. Ich nutzte meine Kräfte zum Wohle Nymaths, so wie es mir durch mein Erbe auferlegt war.
    Zum Wohle Nymaths …
    Ajana spürte, wie sich ihre Kehle bei dem Gedanken an die vermeintlich ruhmreiche Tat verengte. Schon an den Ufern des Arnad hatte sie gezweifelt, und obgleich sie ihr unausweichliches Schicksal letztlich erfüllt hatte, war sie sich noch immer nicht sicher, damit auch das Richtige getan zu haben. Zu schmal war der Grat, auf dem sie wanderte, und zu dürftig die Informationen, die man ihr hatte zukommen lassen. Zu viele Schicksale waren mit dem ihren verwoben, und zu wenig konnte sie die Folgen dessen ermessen, was sie getan hatte.
    Wird nun alles gut? Aber was ist »gut«?
    Diese und andere Fragen tauchten immer wieder in ihren Gedanken auf. Fragen, auf die es für sie im Grunde keine Antwort gab. Es war sinnlos, noch weiter darüber nachzudenken. Vermutlich würden erst die Chronisten der Geschichtsbücher ein Urteil über den Fluch und Segen ihres Wirkens fällen können. So war es in ihrer Welt, und so würde es auch hier in Nymath sein.
     
    Als das letzte Licht der Sonne im Westen verlosch, erreichten die drei endlich jenen Teil der Berge, an dessen Flanke sich der steile, steinige Pfad zur Kardalin-Schlucht hinaufwand. Es war nur ein paar Sonnenaufgänge her, seit sie ihn hinabgestiegen waren, aber seitdem hatte sich so viel ereignet, dass es auch einige Silbermonde hätten sein können.
    »Wir rasten hier!« Bayards kräftige Stimme durchschnitt die Dämmerung und brach den Bann des Schweigens. »Sattelt die Pferde ab!«, ordnete er in knappem Befehlston an und stieg ab. »Wir lassen sie

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