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Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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also doch finden können, indem sie herumfragte – das musste sie Marco unbedingt erzählen. Obwohl sie erst vor zwei Tagen mit Bianca gesprochen hatte, schien es bereits Monate zurückzuliegen. Sie war ihr nur noch verschwommen in Erinnerung … Inzwischen hatten sich allerdings die Ereignisse überstürzt. Sie hatte Marco getroffen. Und ihre Großmutter gefunden …
    »Ja, das Reisebüro in der Nähe des Marktplatzes.«
    »Nein, Marco hat es mir gesagt«, gestand Cari.
    »Marco?«
    Cari fiel auf, dass sie nicht einmal seinen Nachnamen wusste. Zufall? »Ein Freund.« Obwohl sie sich dessen nicht ganz sicher war. Er war wohl mehr als das, wenn auch nicht ihr Liebhaber. Sie war ihm begegnet, sie hatten miteinander geredet, und er hatte ihre Hand gehalten. Dabei sehnte sie sich nach einer Wiederholung dieses langen, sinnlichen Kusses, dieser innigen Umarmung, die ihr das Gefühl gegeben hatte, ihm liege tatsächlich etwas an ihr.
    »Ach?« Aurelia hob fragend die Augenbrauen.
    Wie viel sollte sie ihr erzählen? Marco hatte so geheimnisvoll getan, aber offensichtlich kannte er Aurelia. Dennoch hatte ihre Großmutter überhaupt nicht reagiert, als sie seinen Namen erwähnt hatte. Vermutlich findest du mich nicht mehr so nett, wenn du mich erst besser kennst . Seine Worte klangen ihr in den Ohren. Was genau hatte er damit gemeint? Und würde sie je die Chance bekommen, ihn besser kennenzulernen? Sie würde ihn gewiss nicht durch sanfte Methoden zum Sprechen bringen, nein, den Panzer von Mr Misterioso musste man vermutlich mit gewaltigen Gefühlen knacken. Cari seufzte.
    »Er wohnt im Dorf«, erklärte sie, obwohl sie nicht einmal das mit Sicherheit sagen konnte. »Ich habe ihn in Lucca kennengelernt.« Sie hielt es für einfacher, ihrer Großmutter nicht zu erzählen, dass sie ihm bereits in England begegnet war. Das würde wohl eher befremdlich wirken. Ein sehr seltsamer Zufall. Und sie wollte, dass Aurelia Marco sympathisch fand. Über die Gründe dafür würde sie sich ein andermal Gedanken machen.
    Ehe Aurelia weitere Fragen stellen konnte, hörten sie ein Motorengeräusch. Ein Wagen bremste vor dem Haus. Aurelia warf Cari einen Blick zu, den diese nicht zu deuten vermochte, putzte sich hastig die Nase und holte tief Luft. »Mein Lebensgefährte«, sagte sie. »Dies hier ist sein Haus.«
    Nicht ihr Ehemann? Nicht unser Haus ? Cari war überrascht. Sie hatte angenommen, dass Aurelia wieder verheiratet war. Es wäre doch sicher nicht schwer gewesen, sich nach einer so langen Trennungszeit von Richard scheiden zu lassen? Aber dann hätte sie natürlich auch herausgefunden, dass keine Notwendigkeit mehr für eine Scheidung bestand.
    Eine Tür schlug zu, und Schritte näherten sich der Küche. Aurelia setzte sich kerzengerade auf. Ihre Schultern waren angespannt.
    » Ciao. Ich dachte, du wärst vielleicht draußen, jetzt, wo es aufgehört hat …« Ein weltmännisch wirkender Italiener um die siebzig betrat das Zimmer. Er trug weite Chinos und ein weißes Seidenhemd, das dunkle, von grauen Strähnen durchzogene Haar war nach hinten gekämmt. Seine Augen waren braun – und freundlich.
    »Oh, scusi «, sagte er in plötzlich verändertem Tonfall. »Buona sera …«
    Aurelia stand eilig auf. »Das ist Enrico«, stellte sie vor. »Enrico, das ist Cari.«
    Cari wartete darauf, dass ihre Großmutter zu einer Erklärung ansetzen würde, aber als sie nichts dergleichen tat, ergriff sie die ihr entgegengestreckte Hand. Sein Händedruck war warm und fest. Er lächelte und sah sie interessiert an, stellte aber keine Fragen.
    »Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen«, begrüßte er sie in perfektem Englisch. »Cari.«
    »Hallo.« Cari warf Aurelia einen Blick zu. Vielleicht war das alles etwas zu viel für sie gewesen. Vielleicht sollte sie jetzt besser gehen, damit Aurelia unter vier Augen mit ihm sprechen konnte. Wieder sah sie verstohlen auf die Uhr. Marco würde bereits auf sie warten. Womöglich wurde er langsam ungeduldig und fragte sich, ob sie jemals wieder auftauchen würde?
    »Ich möchte nicht unhöflich sein …« Cari spürte die Spannung, die seit Enricos Ankunft herrschte. Sie hatte hier im Moment nichts mehr verloren. »Aber ich muss leider gehen. Marco wollte mich wieder abholen, weißt du.« Wenigstens brauchte sie sich jetzt keine Sorgen mehr um ihre Großmutter zu machen. Enrico würde sich um sie kümmern. Jedenfalls wirkte er wie ein Mann, der so etwas tun würde. Trotz der unübersehbaren Probleme zwischen

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