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Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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der Hitze. »Ich war damals noch ein Kind. Sie haben mir nicht viel darüber erzählt. Und das Meer ist eine Bestie, wie wir alle wissen.«
    Aurelia nickte zustimmend.
    »Aber …«
    »Der Streit hat noch immer kein Ende gefunden«, sagte Cari.
    Aurelia nickte erneut. »Nun gut«, meinte sie. »Aber was ist mit diesem Enkel von Giorgio …?«
    »Urenkel«, berichtigte Elena sie, ging in die Küche und holte etwas zu trinken aus dem Kühlschrank. »Sara ist Giorgios Tochter und Marcos Großmutter. Sie wohnt dort drüben«, sagte Elena und wies mit dem Kopf in eine bestimmte Richtung.
    Cari ahnte, wo Marcos Großmutter wohnte, von der sie schon so viel gehört hatte. Der Weg zu Saras Haus führte über den Pfad mit dem Dornengestrüpp, den Elena vorhin geflissentlich gemieden hatte.
    »Urenkel, d’accordo «, bestätigte Aurelia. »Weshalb reist sein Urenkel nach England, um Cari ausfindig zu machen?«
    Als Elena hohe Gläser aus dem Schrank nahm, hielt sie plötzlich inne und musterte Cari eingehend. »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Kommst du heute zum Abendessen, damit ich dir endlich Cari vorstellen kann?«, fragte Aurelia Stefano. Obwohl sich beide in La Sirena aufhielten, hatten die jungen Leute sich immer noch nicht kennengelernt. Vermutlich nur schlechtes Timing. Oder steckte etwas anderes dahinter? Cari war wegen Carmellas Hochzeitskleid schon den ganzen Tag bei Elena. Arme Cari! Die Entscheidung der Bianchis hatte sie enttäuscht, aber … Aurelia blickte aufs Meer – es war von diesem Punkt des Labyrinths nicht sichtbar, aber sie wusste, wohin sie den Blick wenden musste, und verstand die mannigfaltigen Färbungen des Himmels zu deuten. Mit der Zeit würde Cari verstehen, welch große Rolle die Traditionen in Italien spielten.
    Stefano war am Morgen unerwartet aufgetaucht. Er platzte genau in Aurelias träumerische Stunde, die sie sich nach dem Frühstück auf der Terrasse gönnte und die sich häufig bis zum Mittagessen ausdehnte. Er hatte ein paar Tage frei und würde dann wieder nach England zurückkehren.
    »Tut mir leid, ich bin bereits verabredet«, sagte er kurz angebunden, und wenn sie ihn nicht so gut kennen würde, hätte sie seine Antwort als unfreundlich bezeichnet.
    Aurelia studierte dennoch seine Miene, um zu ergründen, wie seine Worte einzuschätzen waren. Zum ersten Mal nach langer Zeit spazierten sie gemeinsam durch das Labyrinth. Als er noch klein war, glaubte sie ihn sehr gut zu verstehen. Wann hatte die Veränderung begonnen? Wann hatte sich der Junge zu einem Mann mit einem eigenen Leben entwickelt, an dem er die Familie nicht teilhaben ließ? Wann fingen Eltern an, sich ihren Kindern vorsichtig zu nähern, um sie nicht gegen sich aufzubringen? Ganz besonders jene, derer man sich besonders annahm. »Cari wird allein sein«, ergänzte sie ihren Satz mit leiser Schärfe in der Stimme.
    »Das habe ich vermutet. Aber sie trifft sich nach wie vor mit Marco Timpone, stimmt’s?«, hakte er mürrisch nach.
    Wieder einmal erinnerte er sie sehr an seinen Vater. Diese Italiener … Sie erwecken den Anschein, mit allem völlig locker umzugehen; nirgendwo gab es ein Problem – sprang das Auto nicht an, zuckten sie mit den Schultern, setzten sich in die nächste Bar, telefonierten und bestellten sich einen Espresso; sollte jemand bei einem Geschäft oder beim Kartenspiel den Kürzeren ziehen, spendierte man ihm einen Grappa und die Sache war vergessen. Wenn sie sich über jemanden ärgerten, ließen sie eine dreißig Sekunden dauernde Schimpftirade vom Stapel, um fünf Minuten später darüber zu lachen und sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen. Und dennoch … Aurelia verlangsamte den Schritt, um die unterschiedlichen Düfte in ihrem Labyrinth in sich aufzunehmen. Was die Familie und die Liebe betraf …
    Diese italienischen Männer konnten so undurchschaubar und finster sein wie die unter der Erde angelegten Keller, die den Ursprung des hügelseitigen Dorfes Aurelia bildeten und in denen die eingelegten Kastanien und gerösteten Paprikaschoten sowie der Vorrat an Tomatenmark für die Wintermonate lagerten. Ferner die Schinken, der Wein und verschiedene Käsesorten. Sie lächelte in sich hinein.
    »Eigentlich nicht.« Cari hatte nichts mehr von Marco gehört. Sie hatten sich erst vergangenen Abend darüber unterhalten. Auch wenn sich die Bianchis darüber freuen mochten, litt Cari doch sehr darunter. Sie hatte abgenommen und wirkte trotz der

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