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Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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teilhaben, denn sie spürte, dass sie schon immer danach gesucht hatte.
    »Drei«, bekräftigte Sara. »Um drei Dinge zu finden: die Freiheit des Geistes, ein Heim und die wahre Liebe.« Ihre Augen glänzten fast wie im Fieber. »Deine Großmutter weiß davon. Sie hat das Labyrinth zur Erinnerung an die Bernsteintriskele angelegt – genau wie Catarina Bianchi es gewollt hat.«
    Cari starrte sie an. So hatte sie es noch nie betrachtet. Sie dachte an die Olivenbäume, die jeweils den Mittelpunkt der einzelnen Spiralen bildeten. Ewigkeit … Gewiss war sich nicht einmal Aurelia der Tragweite dessen bewusst, was sie da gepflanzt hatte.
    »Die keltische Triskele steht für den Kreislauf des Lebens«, fuhr Sara fort. »Und auf ihrem Lebensweg feiert die Frau ihre Spiritualität und Kreativität – im Leben, in der Kunst und in der Liebe. Die drei Erscheinungsformen der Göttin, verstehst du?«
    Cari nickte. Allmählich begriff sie.
    »Jungfrau, Mutter, Greisin«, deklamierte Sara in singendem Tonfall. »Der Weg jeder Frau.«
    Der Weg der Frau. Endlich wurde ihr alles klar. »Elenas Bruder hat Ihrem Vater Giorgio die Triskele gestohlen«, sagte sie.
    Sara nickte. »Das stimmt.«
    »Also gehört sie von Rechts wegen Ihnen.«
    Die alte Frau schaukelte ein wenig. »Danke.« Sie senkte den Kopf und machte mit ihren von Arthritis gekrümmten Fingern das Kreuzeszeichen. »Möge Gott dich segnen!«
    Ohne Marco noch einmal anzusehen, verließ Cari den Raum. Sie traute sich selbst nicht über den Weg. Und außerdem brannte sie darauf, Elena und Aurelia zu erzählen, was sie herausgefunden hatte.
    Elena und Aurelia saßen bei einem Zitronentee auf der Terrasse von La Sirena . Die Villa lag nicht länger verschlafen und friedlich im Sonnenschein. Die weißen Wände, an denen gewöhnlich nur blühende Kletterpflanzen wie Clematis, Geißblatt und Bougainvilleen emporrankten, waren nun mit Lichterketten behängt. Silberne Girlanden schmückten Balkone, Laternen und sogar die Zweige des Feigenbaums, wo sie in der Brise sanft hin- und herschwangen. Ein riesiges blau-weißes Festzelt beherrschte den Garten und verdeckte den Blick auf das Labyrinth.
    »Was für ein Tag!«, seufzte Aurelia und fächelte sich mit ihrem Sonnenhut Luft zu. Ihr Gesicht war gerötet, und sie sah erschöpft aus.
    Wie Recht sie hatte! Cari ließ sich auf einen Stuhl neben ihr fallen.
    Ihre Großmutter strich sich das Haar zurück und setzte den Hut wieder auf. »Zum ersten Mal an diesem Nachmittag kommen wir dazu, uns hinzusetzen.«
    »Morgen um diese Zeit ist alles schon fast wieder vorbei«, meinte Cari aufmunternd. Durch den Eingang ins Zelt sah sie die bereits in Erwartung der Gäste aufgestellten Tische und Stühle, und auf einem langen, aufgebockten Tisch an der Stirnseite, der mit einem blütenweißen Leinentischtuch bedeckt war, standen Silbertabletts mit auf Hochglanz polierten Gläsern. Ein üppiges Blumenarrangement aus Rittersporn in unterschiedlichen Blautönen und weißen Rosen, Lilien und weißem Schleierkraut zierte eine silberne Vase daneben.
    Und dann begann Cari – zögernd zunächst – ihnen von den Erlebnissen des heutigen Tages zu berichten.
    Die beiden Frauen hörten ihr zu, ohne sie zu unterbrechen, nur als Cari Aurelias wahren Vater erwähnte, zog diese hörbar die Luft ein und umklammerte Elenas Hand. »Meine Güte!«, hauchte sie.
    Auch Elena schien überwältigt. »Wir sind verwandt«, sagte sie ergriffen. »Ich bin deine Tante, du meine Nichte. Aurelia – du bist eine Bianchi …«
    Cari lachte. Kein Wunder, dass sie und Aurelia immer das Gefühl gehabt hatten, hierher zu gehören, dass Ligurien sie unwiderstehlich angezogen hatte, als sei es ihre Seelenheimat. Sie waren keine stranieri . Durch ihre Adern strömte auch ein Gutteil italienischen Bluts.
    »Aber du hast das Schmuckstück zurückgegeben?« Das gefiel Elena ganz und gar nicht. Cari bedauerte nun, dass Elena in all der Zeit, die sie gemeinsam verbracht hatten, den Anhänger nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen hatte. Cari hatte ihn zwar immer getragen, aber nicht zur Schau gestellt. Dazu war er viel zu auffällig.
    »Sie hat Recht.« Aurelia strich Cari sanft übers Haar. »Es war höchste Zeit, diesen lächerlichen Streit zu beenden.« Sie schnalzte mit der Zunge. »Die Männer haben ihn angefangen und weitergetragen. Es ist an uns Frauen, ihn beizulegen.«
    »Also gut.« Elena zuckte die Achseln. »Ich bin sicher, Antonio würde deine Entscheidung

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