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Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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einem kleinen Dorf in Cornwall lebt?«
    Cari wusste darauf keine Antwort. Sie tippte mit dem Finger gegen seinen Arm. »Woher weißt du überhaupt, dass er das getan hat?«
    Marco zögerte. Er sah sich um, ob jemand in der Nähe war, aber die Piazza lag verlassen da. »Es gab da einen Brief«, sagte er. »Den Elenas Bruder geschrieben hatte.«
    Aha, ein Brief. Wie praktisch. »Und woher stammt wiederum diese Information?«
    Marco wirkte verlegen. »Natürlich hat es eine Suche gegeben.« Er spreizte die Finger. »Elena Bianchis Bruder war wie vom Erdboden verschluckt. Mit der Triskele der Timpones. Giorgio wollte sie wiederhaben.«
    Soso, jetzt war es auf einmal die Triskele der Timpones … Cari lehnte sich ebenfalls zurück, da sie Abstand zu Marco brauchte. Sie nippte an ihrem Wein und bemühte sich, ruhig und gefasst zu wirken. Wann würde diese Geschichte ein Ende haben?
    »Also hat Giorgio dessen Habseligkeiten durchsuchen lassen.«
    Cari erinnerte sich, dass Elenas Bruder zur See gegangen und nie mehr zurückgekehrt war. »Nur seine Habseligkeiten?«, fragte sie skeptisch. »Willst du mir etwa erzählen, dass deine Familie nichts mit seinem Verschwinden zu tun hat?« Hört, hört, sie wurde allmählich eine von ihnen, ließ sich in diesen lächerlichen Streit hineinziehen.
    Marco setzte sich kerzengerade hin und warf den Kopf in einer Geste gekränkter Würde zurück, sodass Cari trotz allem am liebsten gelacht hätte. »Meine Familie hat ihn nicht umgebracht«, sagte er fest. »Das würden sie nie tun. Die Timpones sind keine Mörder.«
    Nein, nur treulose Mistkerle, dachte Cari. »Und an wen war der Brief gerichtet?«
    Marco erwiderte ihren Blick. »Er war an Mary Hamilton, Port Isaac, Cornwall, adressiert.«
    »An meine Urgroßmutter?« Das musste Cari erst einmal verdauen. »Demnach haben sich Elenas Bruder und meine Urgroßmutter gekannt?«
    Er nickte. Abwartend.
    Sie las es in seinen Augen. »Sie haben sich geliebt?«
    Wieder schlug er mit der Faust auf den Tisch. Die Gläser klirrten.
    Cari drehte sich um, aber niemand im Café schien davon Notiz zu nehmen. Wahrscheinlich war so ein Betragen in Italien nichts Ungewöhnliches.
    »Sie war verheiratet«, verkündete Marco düster.
    Cari nickte. »Mit Hugh.«
    »Und sie hatte ein Kind. Eine Tochter.«
    Anscheinend wollte Marco ihr etwas zu verstehen geben, aber Cari begriff nicht, was. »Ja, Aurelia, meine Großmutter.«
    »Also …« Die Augen mit der Hand beschattend, blickte er hinauf in den klaren blauen Himmel, als erwarte er von dort eine Eingebung. »Was ging da vor sich? Wir haben uns gefragt, ob er sie vielleicht von früher kannte. Waren sie einander bei einer seiner Fahrten nach England begegnet? Er hatte nämlich als Matrose auf Handelsschiffen gearbeitet, die Sardinen von Cornwall nach Italien exportierten.«
    »Sardinen?« Cari hätte beinahe laut herausgelacht. Das war doch bestimmt nur eine verrückte Lügengeschichte! Und wenn Mary mit Hugh verheiratet war – wie hätte sie da Gelegenheit zu einer Liebesaffäre mit einem italienischen Matrosen haben können?
    Marco jedoch verzog keine Miene. »Es gibt nur eine einzige mögliche Erklärung«, sagte er.
    »Und die wäre?«
    Er seufzte. »Die Bernsteintriskele konnte allein über die weibliche Linie weitervererbt werden«, erklärte er. »Das Kind, bei dessen Geburt Lucia starb, war ein Sohn. Das Erbe wurde angezweifelt.«
    Cari erinnerte sich daran, dass Elena etwas in der Richtung gesagt hatte, doch damals hatte sie es nicht verstanden.
    »Die Bianchis behaupteten, der Talisman gehöre ihnen, weil er ein Geschenk an Lucia war. Die Timpones haben es natürlich bestritten.«
    Jetzt zog Cari die Stirn kraus. »Aber warum war das so wichtig?«, fragte sie. »Es ist doch nur …«
    Er legte ihr den Finger auf den Mund. »Er ist ein kleines Vermögen wert«, sagte er. »Ein baltischer Bernstein mit einer eingeschlossenen Libelle, gefasst in gehämmertes Silber, auf dem eine keltische Triskele eingraviert ist. Allein Kopien davon erzielen hohe Summen. Und erst das echte Stück …« Er stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Oh!« Cari tastete nach dem Anhänger. Allmählich verstand sie, warum er das Schmuckstück mit einer besitzergreifenden, ehrfürchtigen Geste in die Hand genommen hatte. Und wo Geld winkte … waren immer Intrigen im Spiel. Erschrocken wandte sie sich ab. Sie verlor den Boden unter den Füßen. Noch war ihr allerdings nicht klar, welche Rolle sie dabei spielte. »Aber warum hat er

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