Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
Vom Netzwerk:
ungeheuer schöne Sachen entworfen, die darf man doch nicht einfach so verschenken. Willst du das damit sagen?«
    Geld, immer ging es um Geld. Aber es war wohl die einzige Lösung. Wenn sie ihm die Wahrheit sagen würde, würde er es ihr nie erlauben. »Vermutlich nicht.« Sie drückte verstohlen die Daumen. »Aber all das ist für mich von großem Wert.«
    »Du und deine verfluchte Kunst.« Er griff nach der Flasche. »Uns allen ist klar, dass sie dir mehr bedeutet als deine Familie.«
    »Unsinn!«
    »Auch Tasmin weiß das nur zu gut.« Mittlerweile redete er ziemlich undeutlich.
    Das entsprach nicht der Wahrheit. Aurelia nahm all ihren Mut zusammen. Aber sie wollte nicht mit ihm streiten. Zumindest nicht jetzt. Es gab viel Wichtigeres – beispielsweise Tasmin und ihre Arbeit. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als die Zähne zusammenzubeißen und ihm etwas vorzuspielen. Er war schließlich ihr Mann. Was auch immer geschehen würde.
    »Aber ein Stück werde ich auf jeden Fall behalten«, erklärte sie ihm. So einfach würde sie nicht auf ihn verzichten.
    Sie wartete auf Richards Einwand. Doch er grunzte nur in sein Glas: »Und dann noch zu sagen, ich könne meinen Text nicht. Arschloch!«
    Aurelia betrachtete ihn prüfend. Den Mann, den sie einst geliebt hatte, den Mann, den sie geheiratet hatte. Vater ihrer Tochter. Trinker und … Nein, es war genug!
    »Ich helfe dir«, bot sie ihm an.
    »Ich brauche keine Hilfe. Von niemandem!«, antwortete er.
    Das stimmte nicht. Sie räumte den Tisch ab. Er brauchte Hilfe. Und sie auch.
    »Nun, Liebes?« Elenas Stimme sowie der sanfte Gesang der Wellen drangen an Aurelias Ohr und unterbrachen ihre Träumereien. Elena verlangte eine Antwort.
    Aurelia dachte daran, was Elena alles für sie getan hatte. Ihre Fingerspitze glitt über eine breite, weiß-silberne Marmorader im grauen Fels.
    »Es wäre ganz in ihrem Sinn gewesen«, sagte Elena wehmütig. »Eine Familienhochzeit in La Sirena .«
    Aurelia beobachtete die Kinder am Strand. Catarina. Würde Enrico es für Catarina tun? Sie seufzte tief. »Ich werde ihn fragen«, entschied sie.
    »Mein Schatz!« Elena sprang auf wie ein junges Mädchen und küsste sie auf beide Wangen. »Wir können das alles gemeinsam vorbereiten. Du und ich. Wie Schwestern! Komm, nichts wie los! Zum Auto. Zurück zu La Sirena . Wir müssen mit unserer Planung beginnen, no ?«
    Aurelia starrte sie an. Alles vorbereiten? Mit der Planung beginnen? Schwestern? Wurden sie und Elena durch die Inanspruchnahme des Hauses automatisch zur gemeinsamen Ersatz-Großmutter der Braut? Was war mit der Aufgabe, die sie doch stets als ihr Herzblut betrachtet hatte? Und was mit Enricos geheiligter Privatsphäre?
    »Alles«, wiederholte Elena mit Nachdruck. »Pah. Sie werden wahrscheinlich sagen, wir sind zwei alte Frauen und daher nicht fähig, eine Hochzeit für die bessere Gesellschaft auszurichten. Ha, wir werden es ihnen schon zeigen! Was meinst du?«
    »Äh …« Aurelia schluckte. Sie hatten Enrico ja noch nicht einmal gefragt.
    Doch sie brachte es nicht übers Herz, Elena in ihrem Eifer zu dämpfen. Als sie die Stufen hinaufstiegen, redete Elena noch immer wie ein Wasserfall. Sie passierten den Portikus und spazierten erneut zur Piazza. »Im Frühling kommenden Jahres«, schlug sie vor. »April wäre doch wunderbar. Was meinst du, wenn ich das Carmella erzähle … Sie wird es nicht glauben, meine Liebe. Nie und nimmer!«
    Der Platz war jetzt noch belebter. Vor dem Café saßen zwei junge Männer unter einem beigefarbenen Sonnenschirm, tranken Bier und unterhielten sich.
    Elena blieb stehen.
    »Was ist?« Aurelia fasste sie am Arm. »Was hast du?«
    »Der Junge dort.« Elenas zerfurchtes Gesicht war sichtlich bleich geworden. »Das ist Saras Enkel.« Sie fluchte leise.
    »Wirklich?« Im selben Augenblick drängte Aurelia sie von der Piazza, da der Anblick dieses gut aussehenden jungen Italieners Elena offensichtlich nicht bekam.
    »Ich dachte, er sei fortgegangen.« Elena stolperte.
    Schützend legte Aurelia den Arm um sie. »Wer ist Sara?«, fragte sie und warf erneut einen Blick auf den jungen Mann. Selten zuvor hatte sie Elena so nervös gesehen.
    »Seit ich denken kann, stehen die Bianchis mit dieser Familie auf Kriegsfuß«, sagte Elena geheimnisvoll. »Eine gefährliche Familie. Früher hatten wir viele gemeinsame Berührungspunkte. Aber jetzt …«
    Gefährlich? Das zu glauben fiel Aurelia schwer. Vielleicht übertrieb Elena hier ein wenig. Als sie sich

Weitere Kostenlose Bücher