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Das Erbe des Blutes - Roman

Titel: Das Erbe des Blutes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Ende ihrer Aufzählung seiner Qualitäten. »Stimmt, dass er etwas schüchtern und reserviert ist, aber er hat jede Menge Energie. Gut zuhören kann er auch, was man von den meisten Männern heutzutage ja nicht gerade behaupten kann. Und er ist enthusiastisch und leidenschaftlich bei dem, was er tut, nicht lebensüberdrüssig und zynisch. Meine Güte, ich hab so die Schnauze voll von lebensüberdrüssigen und zynischen Typen.«
    Foster wusste, dass beide Adjektive auf ihn passten. Er konnte sich nicht daran erinnern, je gutgläubig und idealistisch gewesen zu sein. Diese Eigenschaften schienen mit dem Morddezernat nicht kompatibel zu sein.
    »Er hat auch sagenhaft blaue Augen, in die man eintauchen möchte«, fügte sie hinzu, dann lächelte sie ihn triumphierend an. »Sie wollten’s ja wissen.«
    »Nun, können Sie ihn bitte erst vom rechten Weg abbringen,
wenn der Fall abgeschlossen ist?«, bat er sie, während er sich das Jackett anzog.

16
    Detective Superintendent Harris saß mit sonnengebräuntem, aber finsterem Gesicht auf Fosters Stuhl, als dieser am nächsten Morgen im Büro erschien. Foster hatte einen Brummschädel; weder die drei Bier im Pub noch die halbe Flasche Claret vor dem Zubettgehen hatten geholfen, aber er brauchte sie zum Einschlafen - ein Komaschlaf dank Alkohol war immer noch besser als eine unruhige Nacht.
    Harris sagte nichts. Grüßte auch nicht. Warf nur die Morgenausgabe eines Revolverblatts auf den Schreibtisch. Foster nahm die Zeitung in die Hand.
    Auf der Titelseite prangte ein Bild von Dammy Perry in bodenlanger Abendrobe mit Strohhaaren und einem breiten Grinsen; helle Augen starrten ihn an. Sie sah göttlich aus, als käme sie von einem anderen Stern. Über dem Foto stand in dicken Lettern: »Hätte sie gerettet werden können?«
    Nein, dachte Foster. Er blätterte dem Verweis folgend zur Seite drei.
    »Insgesamt sind es sechs Seiten«, sagte Harris.
    »Du lieber Himmel!«
    »Und auf der Kommentarseite gibt es einen Leitartikel. In dem steht, wir sollen uns darum kümmern, wie es passieren konnte, dass unsere Einsatzkräfte an der falschen U-Bahn-Station gewartet und wir die Chance vertan haben, den Killer zu fassen.«
    Foster hörte nur mit halbem Ohr zu, während er die Zeitung durchblätterte. Die Überschriften waren eine Abfolge
von reißerischen Fragen: »Wann wird die Bestie wieder zuschlagen?«, »Was unternimmt die Polizei?« Ein Foto von Simon Perry gab es auch: »Der Bruder der getöteten Dammy«, auf dem er zugleich hilflos und selbstverliebt aussah.
    »Käseblatt«, schimpfte Foster und warf die Zeitung zurück auf den Schreibtisch.
    Ein dünnes, freudloses Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Superintendenten aus. »Das mag Ihre Meinung sein, Grant, aber genau das hier können wir nicht gebrauchen. Haben Sie eine Ahnung, was für einen schlechten Eindruck das macht?«
    Foster war nicht in der richtigen Stimmung für einen Streit über die Meinung der Medien. »Ich kann verstehen, dass so ein Bericht keine Reklame für uns ist. Aber fest steht doch, dass wir ein paar Stunden vor der eigentlichen Tat herausgefunden haben, dass er eine Leiche abladen würde. Der Ahnenforscher hat herausgefunden, dass es in Notting Hill passieren wird. Wir hatten nicht die Zeit, uns lückenlos über die Geschichte der Londoner U-Bahn zu informieren. Es war ein echter Fehler. Außerdem war sie sowieso schon tot, als der Körper abgelegt wurde.«
    »Ihr Bruder wird uns massenhaft Probleme machen.«
    »Ihr Bruder ist ein willensschwacher Dummkopf.«
    »Der im Innenausschuss sitzt.«
    Foster entgegnete nichts. Er war bereit, Harris’ Presseparanoia auszusitzen.
    »Was ist mit dem ersten Opfer? Warum hat man erst eine Woche nach dem Leichenfund festgestellt, dass der Kerl ermordet wurde?«
    Foster erklärte ihm die Geschichte mit dem Obdachlosen, der keiner gewesen war. Die Strenge wich nicht aus Harris’ Gesicht. In jungen Jahren hatte er in der Armee gedient,
und mit seinem stocksteifen Rücken, den grau melierten Haaren und seiner maßlosen Wichtigtuerei, schätzte Foster, musste er einen guten Offizier abgegeben haben.
    »Wir brauchen mehr Leute«, sagte er, nachdem Foster geendet hatte.
    »Dem stimme ich zu.«
    »Ich hole Williams’ Team aus dem Süden dazu.«
    Das war nicht das, was Foster wollte. Sie brauchten mehr Fußvolk, keinen weiteren General. Er begann zu protestieren. Der nur von der fahlen Morgensonne erhellte Raum verdunkelte sich merklich, als zwei graue Wolkenmassen

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