Das Erbe des Blutes - Roman
vorbestraft wegen Gewaltverbrechen, darunter auch sexuelle Belästigung, was zum Mord an Dammy Perry passen würde.«
»Es gab kein Indiz für sexuelle Belästigung.«
»Er hat ihr die Brüste aufgeschnitten, Sir.«
»Das war nicht sexuell motiviert«, erwiderte er. »Aber machen Sie ruhig weiter.«
»Also den Ausschlag scheint zu geben, dass er GHB genommen hat. Man hat Spuren davon im Blut von Ellis gefunden. Jede Menge sogar. Sieht so aus, als hätten Sie recht:
Der Killer hat den Gefangenen die ganze Zeit vollgepumpt damit. Zum Schluss hat sein Herz nicht mehr mitgemacht.«
Bevor er umgebracht werden konnte, dachte Foster.
»Der Kerl nimmt das Zeug auch selbst und hat es anderen verabreicht. In erster Linie Frauen. Und sein Auto wurde in der Nacht, in der Darbyshire abgelegt wurde, auf der Ladbroke Grove gesehen.«
»Hört sich an, als ob das die richtige Fährte wäre«, meinte Foster.
Aber es wunderte ihn: Wenn dieser Kerl allen drei Opfern GHB in den Drink gemischt hatte, dann hätten ihn mehr Belastungszeugen in einem der Pubs sehen müssen, in denen man die Opfer zuletzt gesichtet hatte. Williams und sein Team ließen ihn doch bestimmt dort vor den Stammgästen antreten und zeigten denen hinter der Theke sein Foto?
»Aber«, wandte Drinkwater ein.
»Aber was? Nun rücken Sie schon raus damit, Andy. Ich merk doch, dass Sie was beunruhigt.«
Drinkwater holte tief Luft. »Er passt zwar ins Profil, er benutzt GHB und ja, wir haben einen Augenzeugen, der ihn bei einem der Morde ganz in der Nähe des Tatorts gesehen hat. Aber alle hier tun so, als wäre es ein klarer Fall. Sie versuchen diesem Bastard jeden Scheiß anzuhängen. Haben jede noch so kleine Skandalgeschichte über ihn ausgegraben - und davon gibt es jede Menge, das können Sie mir glauben -, und er kriegt’s von allen Seiten. Man hat ihm nicht erlaubt zu schlafen, sein Anwalt scheint’ne Null zu sein, und der Kerl ist wie gelähmt. Weiß nicht, wie ihm geschieht. Die werden ihn so lange bearbeiten, bis er einknickt.«
»Wo liegt dann das Problem? Wenn er drei Menschen getötet hat, dann sollten sie alles tun, außer ihm die Fingernägel mit Zangen auszureißen.«
»Die Sache ist die, Sir. Sie haben doch die Tatorte gesehen, wie wenig dort zurückgelassen wurde, und selbst gesagt, wie ruhig und berechnend dieser Killer vorgegangen ist. Sieht für Sie einer mit einem Haufen Skandalgeschichten und einem GHB-Problem, der nervös wird, sobald ein Bulle ihn nach seinem verdammten Namen fragt, wie ein Killer aus?«
Nein, danach sah er nicht aus. Und Foster vertraute auf Drinkwaters Urteil.
»Hat sonst noch jemand Zweifel angemeldet?«, wollte er wissen.
»Niemand«, sagte Drinkwater mit Nachdruck. »Sie sind schon so gut wie dabei, die Korken knallen zu lassen. Haben grünes Licht, heute seine Wohnung zu durchsuchen, und ihrer Meinung nach wird er wohl einknicken, selbst wenn man nicht genug gegen ihn findet. Einer meinte, möglicherweise hätten sie schon genug, wenn sie das noch mit Kokain bestreuen und das Sozialamt willens ist, der ganzen Sache etwas Nachdruck zu verleihen.«
Foster wusste, dass er nichts in der Hand hatte, um damit zu Harris zu gehen. Wenn er es trotzdem täte, würde er Drinkwater kompromittieren. Und der Verdächtige wurde schließlich nur verhört. Solange das so blieb, brachte es nichts, eine Szene zu machen.
Außer der Killer würde innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden erneut zuschlagen.
20
Etwas Derartiges hatte Nigel noch nie zu Gesicht bekommen. Reihen über Reihen mit Organen und anderen »Proben«, eine bessere Bezeichnung wollte ihm nicht einfallen, allesamt eingelegt in Formaldehyd. Er war gleichermaßen fasziniert und abgestoßen. Seine Augen wurden von einem winzigen, perfekt geformten menschlichen Fuß in Bann gezogen, der frei in einem Glas schwamm. Es handelte sich um den abgetrennten Fuß eines kleinen Kindes, das an den Pocken starb. Sein Körper war von einem Chirurgen seziert worden, um diese schreckliche Krankheit zu erforschen. Düster fragte sich Nigel, ob sich die Eltern eigentlich der Tatsache bewusst waren, dass man den Körper ihres Kleinen zerstückelt hatte, damit die Welt ein besseres Verständnis all der Viren erhielt, die sie bedrohten.
Das Nächste, was sein Interesse erweckte, war eine Sammlung von Gläsern mit toten Föten und Nachkommen anscheinend sämtlicher bekannter Säugetiere und Geschöpfe. Diese in Formaldehyd eingelegten Proben hatten etwas Klinisches und
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