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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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geheimnisvollem Gesichtsausdruck, und gab die Antwort selbst, flüsternd, das Gesicht dicht an Eriks Gesicht: »Plutonium. Das sind sehr interessante Aufzeichnungen.«
    Rastegar wollte die Kladden wieder an sich nehmen.
    »Einen Moment noch«, sagte Erik und las rasch weiter.
     
    Ein heißer Tag, die Arbeit in Gottow ist sehr schwer und mühselig
. . .
     
    Schon wieder Gottow! Gierig verschlang Erik den Text.
     
    Mayer ist auf die Idee gekommen, das Uran in Form von Würfeln im Reaktor zu platzieren, und nicht in Platten, wie es Heisenberg in Leipzig versucht. Als Moderator wird Paraffin verwendet. Stabilisatoren aus Aluminium oder anderem Material
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kann man nicht einsetzen, weshalb Mayer den Gedanken hatte, das schwere Wasser zu einer festen Struktur abkühlen zu lassen.
     
    »Das reicht jetzt. Kaufen Sie es und lesen Sie es zu Hause, wir sind hier nicht in einer Bibliothek.«
    Erik scherte sich nicht um Rastegar.
     
    Das Uranoxyd strahlt so gut wie gar nicht, aber es ist sehr giftig, weshalb wir Schutzanzüge, Überschuhe, Schutzbrillen und Atemmasken tragen. Alle wissen, dass ein funktionierender Reaktor ein sehr starker Produzent von schädlicher Neutronen- und Gammastrahlung wäre. Rolf macht sich Sorgen um unsere Gesundheit. Nicht nur die technischen, sondern auch die menschlichen Schutzmaßnahmen sind streng, dafür sorgt die SS.   Ich schreibe diese Zeilen im Geheimen, nicht einmal Katharina weiß etwas von meinem Tagebuch
. . .
     
    Rolf . . . Katharina . . . Erik wären die Kladden beinahe aus der Hand gefallen.
    Er merkte, dass Rastegar ihn genau beobachtete.
    »Wie gesagt, das Material ist sehr interessant. Dieser Mann war Physiker in Nazideutschland«, sagte Rastegar und nahm die Tagebücher energisch an sich.
    Erik bemühte sich um einen ruhigen, fast gleichgültigen Ton. »Was verlangen Sie dafür?«
    »Fünfhundert Euro.«
    Der Preis war irrsinnig, aber Erik mochte nicht anfangen zu feilschen.
    »Haben Sie noch mehr davon?«
    Der Trödler zögerte. »Vielleicht findet sich noch das ein oder andere. Zwei Kartons bin ich noch nicht durchgegangen. Könnten Sie nächste Woche wiederkommen?«
    »Eventuell. Aber diese hier nehme ich auf jeden Fall. Und was ist mit Briefen? Fotos?«
    |266| »Sie können einen Blick in die Kartons dort ganz außen werfen. Aber den Inhalt verkaufe ich wie gesagt nicht einzeln, sondern nur kartonweise.«
    Erik trat zu dem Stapel mürber Kartons. Der erste enthielt Briefe und Schnellhefter aus Pappe voller Unterlagen, die alle nicht annähernd aus den Vierzigerjahren stammten. In dem anderen Karton waren Bücher, im dritten ebenso. Nichts Interessantes.
    Der Händler näherte sich Erik mit einem Stoß DIN-A 4-Blät tern in der Hand. »Von einigen Tagebuchaufzeichnungen habe ich auch Fotokopien«, sagte er, sich langsam vortastend. »Bräuchten Sie unbedingt die Originale?«
    »Nein, der Inhalt ist für mich die Hauptsache. Darf ich einen Blick darauf werfen?«
    »Nein. Entweder Sie kaufen sie, oder Sie lassen es bleiben und gehen jetzt. Das sind Aufzeichnungen von März bis Mai 1945.   Nicht ganz vollständig, aber immerhin. Fünftausend Euro.«
    Erik schaute den Mann an und traute seinen Ohren nicht.
    Bevor er etwas sagen konnte, fuhr der Händler fort: »Diese Papiere sind sehr gefragt.« Rastegar sprach weiterhin nahezu flüsternd. Etwas an seiner Miene verriet, dass er meinte, was er sagte. »Entscheiden Sie sich schnell.«
    Ohne mit der Wimper zu zucken zahlte Erik die Kladden und die Fotokopien mit seiner Kreditkarte und bestellte ein Taxi. Rastegar hieß ihn wortreich auch in Zukunft als Kunden willkommen.
    Im Taxi nannte Erik dem Fahrer die Adresse seines Hotels und schlug ein Tagebuch aus dem Jahr 1939 auf.
     
    23.4.   Mit Katharina im Kino. Langweiliger Film, aber Katharina schöner als je zuvor. Ein Buch von H.   G.   Wells gekauft: ›The World Set Free‹.
     
    Erik erinnerte sich sofort, dass auch sein Vater das Buch im Regal stehen hatte.
     
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Unglaublich, dass dieses Buch aus dem Jahr 1914 stammt. Wells sieht in seiner Geschichte eine Atomenergie voraus, die riesigen wirtschaftlichen Wohlstand hervorbringt – aber auch die Atombombe. Mehrere davon werden in einem 1958 ausbrechenden Krieg europäische Städte zerstören. Ich habe Rolf das Buch geliehen, der die Phantasie des Verfassers sehr bewunderte, denn eine solche Bombe schien nach Hahns Entdeckung tatsächlich im Bereich des Möglichen zu sein. Ich beschloss, Rolf das Buch zu

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