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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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zulassen!«
     
    Hoch oben im Norden, in einem dunklen Turmzimmer, nahm der Kanzler und Regent von Thyrmantor seine Hand von einer gläsernen Kugel, und langsam verblasste darin das Bild Meliandes.
    »Du hast lange gebraucht, um zu begreifen, Schwester«, murmelte er mit kaltem Lächeln und wandte sich an den Kriegsmeister, der neben ihm stand. »Seid Ihr sicher, dass Euer Plan funktioniert?«, fragt er mit harter Stimme.
    »Nun, Kanzler«, antwortete der Kriegsmeister. »Ihr kennt ssie besser als wir. Wird ssie ruhen, bevor ssie Euch gestellt hat?«
    Belior lachte leise.
    »Wohl kaum. Sie hasst mich nicht weniger als ich sie. Jetzt kann sie nichts mehr aufhalten. Wartet ab, sie wird die Söldner aufsuchen und sie mit ihrer goldenen Zunge überreden, sich ihr anzuschließen. Oder sie verliert vorher die Geduld und kommt allein.«
    »Es macht keinen Unterschied. Wir werden ssie hier erwarten«, zischelte der Kriegsmeister. »Sssie wird uns erst zu Gessicht bekommen, wenn wir ssie ergreifen. Fragt nicht unss, ob wir uns unserer Sache ssicher sind. Fragt Euch sselbst, ob dieses Weibchen das Risiko wert ist.«
    »Risiko? Ihr habt mir versichert, dass Euer Plan funktionieren wird.«
    »Ess gibt immer etwass, das man nicht planen kann. Ihr selbst seid das besste Beispiel. Wie hätten wir wisssen sollen, dass Euch diese Frau wichtiger isst als Berendall? Dabei isst sie nur ein Weibchen.«
    »Sie ist die Einzige, die mir gefährlich werden kann.«
    »Euch mit Eurer Macht? Wacht nicht Euer dunkler Gott über Euch?«
    »Ihr versteht nicht, Kriegsmeister. Sie war es, die mir die größte Schmach antat. Wäre sie nicht gewesen, hätte sich mir niemand in den Weg gestellt. Bringt mir ihren Kopf, Kriegsmeister, und ich will Euch reich belohnen. Aber lasst sie nicht entkommen!«
    »Wie Ihr wünscht, Kanzler«, sagte der Kriegsmeister und verbeugte sich tief.
     
    »Pulver will Meliande in den Rat wählen«, sagte Hernul etwas später am Pass zu Ralik. Sie standen an der Theke des alten Gasthofs, und Hernul hatte sich und dem Radmacher soeben einen Humpen Bier gezapft. Er schob ihm einen gefüllten Bierkrug zu, griff sich den eigenen und wies zu einem Tisch in einer Ecke. Der alte Gasthof war mittlerweile zu neuem Leben erwacht. Der Bürgermeister hatte Hernul vier Fässer Bier mitgegeben, die aber erst abgeladen wurden, als die Nacht hereinbrach. Der Anblick der Fässer wurde mit Jubel begrüßt, und es fand sich auch gleich jemand, der das Anstechen übernahm.
    »Viel länger hätten wir nicht warten dürfen«, meinte Hernul schmunzelnd, nachdem er sich gesetzt hatte. »Sonst hätten wir nichts mehr abbekommen.«
    Der Zwerg nahm einen tiefen Schluck, doch das Bier munterte ihn nicht sehr auf. Unter seinen buschigen Brauen musterte er die Hüterin Meliande, die zwei Tische entfernt saß und sich mit Hauptmann Hendriks und Helge, dem Heiler der Söldner, unterhielt. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ebenfalls, den Blick noch immer auf die blonde Hüterin gerichtet.
    »Sie sieht aus, als wäre sie nicht einmal zwei Dutzend Jahre alt. Fast ein Kind noch«, sagte er dann. »Also gut, Pulver will sie im Rat haben. Aber ich frage mich, warum? Wir wissen nichts von ihr.«
    »Nun, er wusste von Anfang an mehr, als er uns gesagt hat«, bemerkte Hernul. »Vielleicht hat er es auch einfach nur vermutet und behielt Recht.« Der Holzfäller sah sich um, ob jemand sie belauschte, dann sprach er leise weiter. »Sie ist die letzte Prinzessin von Lytar. Unmittelbar vor der Katastrophe entschieden der Rat der Stadt und die Priesterschaft, sie in der Erbfolge vor ihren Bruder, Prinz Belior, zu setzen und ihr die Krone anzutragen. Vielleicht wurde sie sogar noch gekrönt, aber das weiß Pulver nicht. Er hat sie nicht danach gefragt.«
    Eine lange Zeit sagte Ralik nichts, aber noch immer ruhten seine Augen auf Meliande. Sie musste seinen Blick gespürt haben, denn sie sah auf und lächelte ihn an.
    »Na, wunderbar!«, grummelte er. »Selbst ich bin gegen ihr Lächeln nicht gefeit. Sie ist also Meliande von Lytar und hat einst eure Vorfahren aus der Stadt geführt … Demnach ist sie es auch, die Lytara gegründet hat. Ist es das, was Pulver glaubt?«
    »Er war sich nicht ganz sicher, deshalb bat er mich, sie zu fragen. Aber du wirkst gar nicht überrascht, alter Freund?«
    »Nun, ich habe ihre Schwerter gesehen«, erwiderte Ralik.
    »Was ist mit ihnen?«
    »Hast du nie bemerkt, von welch hoher Qualität sie sind? Jedes einzelne von ihnen

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