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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Hausschuhe bringen, wenn sie abends von der Arbeit heimkommen.«
    »Manche sicher. Aber nicht alle.«
    »Gehörst du zu der Sorte mit der Pfeife und den Hausschuhen, Caleb?«
    »Lieber Himmel, ich hoffe nicht. Das klingt wie ein Todesurteil.« Er sagte neugierig: »Aber wenn du nicht heiraten und keine Kinder haben willst, Romy, was willst du dann?«
    »Ich will Mr. Starlings Job haben«, sagte sie. »Er ist der Geschäftsführer vom Trelawney.«
    »Wirklich?«
    »Schockiert dich das? Findest du es – unweiblich?«
    »Aber nein. Denk doch bloß mal an die vielen Frauen, die im Krieg beim Militär waren. Denk an Mrs. Plummer.«
    »Und wenn man selbst der Chef ist, kann man bestimmen. Man kann alles so einrichten, wie man es haben will.«
    »Und man ist sicher«, sagte er. »Nicht so leicht angreifbar.«
    Es war ihr ein kleiner Schock, daß er sie so leicht durchschaute. »Was ist mit dir, Caleb? Was wünschst du dir?«
    »Ich möchte einen Garten anlegen«, sagte er. »Einen Garten, der jeden verzaubert – in Verzückung versetzt. Einen Garten, in dem man alles andere vergißt.«
    »Gibt es solche Gärten?«
    »O ja. Chatsworth … Sissinghurst … Und Freddie hat mir von wunderbaren Gärten in Südfrankreich berichtet … Und vor dem Krieg war Swanton Lacy natürlich zauberhaft.« Er runzelte die Stirn. »Jake hat mir erzählt, daß er jedesmal, wenn er ein Bild anfängt, überzeugt ist, daß es das beste wird, das er je gemalt hat, aber wenn er dann fertig ist, will er es nicht mehr ansehen. Keines seiner Gemälde wird je seinen Erwartungen gerecht, darum muß er immer wieder ein neues malen, um zu versuchen, es richtig hinzukriegen. Bei der Gestaltung von Gärten ist es ähnlich. Oft sehe ich nur die Fehler. Aber manchmal sehe ich beinahe meinen Garten – hier oben.« Er tippte sich an die Stirn, und sie war gefesselt vom Ausdruck seiner Augen, eine Mischung aus Leidenschaft und Scheu.
    Es wurde ihnen zur Gewohnheit, die Sonntage miteinander zu verbringen. Um die Lücken zu füllen. Romy fiel auf, daß andere Caleb schnell mochten, bei ihr selbst, vermutete sie, war es nicht anders. Anfangs war ihr nicht recht klar, wie das kam – er war kein kluger Kopf wie Magnus und längst nicht so gut aussehend wie Johnnie Fitzgerald, er war auch nicht übermäßig witzig wie einige von Jakes Freunden oder extrovertiert wie Jake selbst. Er war eine eigenartige Mischung aus Gelassenheit und Sturheit, die einen manchmal zur Weißglut treiben konnte. Wenn es zwischen ihnen Diskussionen gab, konnte er ihr lange ihre Meinung lassen und dann plötzlich anfangen zu streiten und mit solcher Sturheit eine andere Meinung vertreten, daß man das Gefühl hatte, gegen eine Mauer zu rennen. Es konnte einen wahnsinnig machen. »Wie kann man nur von seiner eigenen Meinung so überzeugt sein?« hatte sie ihn einmal angebrüllt und dann lachen müssen. Es war schließlich nicht so, als hätte sie nicht auch diese oder jene Überzeugung.
    Das Ärgerlichste war, daß er häufig recht behielt. Sie sah ihn innehalten und wußte, daß er nachdachte und versuchte, mit der kühlen Überlegung, die ihr selbst immer noch so schwerfiel, an die Sache heranzugehen. Nach einiger Zeit erkannte sie, daß er doch auch ein recht kluger Kopf war, nur lag ihm, anders als Magnus, nichts daran, es an die große Glocke zu hängen. Caleb hatte alle Bücher gelesen, die sie auch gelesen hatte, und noch einige mehr. Er kannte sich in der Politik aus, die sie langweilte. Im Pub zeichnete er einmal mit verschüttetem Bier eine Landkarte, um ihr zu zeigen, wo Israel, Ägypten und der Sueskanal lagen. Sie erklärte ihm, daß sie mit Landkarten noch nie zurechtgekommen war, und er sagte: »Stell dir das Mittelmeer als einen langgezogenen Ballon mit einer Delle drin vor. Israel ist oben am einen Ende, praktisch an der Spitze, und Ägypten und der Sueskanal ziehen sich daran anschließend ein Stück seitlich entlang.«
    Sie entdeckte, daß er komisch sein konnte, wenn er wollte, und gesellig, wenn der Anlaß es verlangte. Er mochte nicht so gut aussehen wie Johnnie Fitzgerald, aber das markant geschnittene Gesicht und die Augen, die die Farbe nassen Schiefers hatten, veranlaßten einen, zweimal hinzusehen. Man konnte nicht auf den ersten Blick erkennen, was für ein Mensch Caleb war, sagte sie sich. Man mußte sich durch Schichten arbeiten, ehe man einen Blick auf all die verschiedenen Facetten erhaschte. Sie vermutete, daß seine Arbeit seiner Persönlichkeit

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