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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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hatte ich vergessen.« Er wandte sich ab, nahm die Kaffeetassen und trug sie zu einem Tisch.
    »Caleb!« rief sie ihm nach.
    »Was?«
    »Hör auf damit.«
    »Womit?«
    »Das weißt du ganz genau«, zischte sie. Sie setzte sich zu ihm. »Mich zu küssen und dann so zu tun, als wäre nichts geschehen!«
    Er sagte: »Ist etwas geschehen?«
    »Ich meinte –« sie wurde rot –, »du weißt schon –«
    Er beugte sich über den Tisch und ergriff ihre Hände. Als er seine Lippen auf ihre Handfläche drückte, durchrann sie ein Schauder.
    Sie entriß ihm ihre Hand. »Hör auf damit«, sagte sie zornig. »Du machst alles nur kompliziert.«
    »Es ist überhaupt nicht kompliziert. Es ist sehr einfach. Ich liebe dich, Romy.« Einen Moment lang sah er ernst aus. »Mir ist klar, daß es dir vielleicht – ungelegen kommt, aber es ist so.«
    »Du sollst so was nicht sagen. Ich will über so was nicht reden.«
    »Wenn du meinst –«
    »Es gibt genug andere Dinge, über die ich mir den Kopf zerbrechen muß. Viel zu viele.« Sie sah ihn mit finsterer Miene an. »Du mußt warten, Caleb.«
    »Okay.« Er ließ einen Zuckerwürfel in seinen Kaffee fallen. »Reden wir von was anderem. Gräßlich dieses Wetter, nicht?« Seine Augen lachten.
    Er hatte nur Spaß gemacht. Er hatte sich über sie lustig gemacht. Ganz bestimmt.
    Den ganzen Abend, während sie mit Sandy noch eine Runde um den Block machte, während sie die Katze fütterte und danach eine Bluse für den nächsten Tag bügelte, mußte sie unaufhörlich an die Szene im Café denken.
    Er hatte nur Spaß gemacht. Anders konnte es gar nicht sein. Aber er hatte gesagt, er liebe sie. Würde jemand wie Caleb über so etwas scherzen? Sie konnte es nicht glauben. Und sie erinnerte sich der Intensität seines Blicks. Ich liebe dich, Romy , hatte er gesagt. Bei der Erinnerung an seine Worte und die Berührung seiner Lippen auf ihrer Hand begann ihr Herz heftig zu klopfen.
    Aber dann hatte er das Thema gewechselt und kein einziges Wort mehr von Liebe gesprochen. Und als sie sich getrennt hatten, hatte er ihr lediglich den üblichen Kuß auf die Wange gegeben, sonst nichts. Aber, sagte sie sich, eigentlich hatte er sich ja nur nach ihren Wünschen gerichtet.
    Es roch plötzlich verbrannt; sie riß das Eisen von der Bluse, sah den versengten Ärmel und fluchte. Seufzend ließ sie sich aufs Sofa fallen. Die Katze stupste ihre Hand an, zum Zeichen, daß sie gestreichelt werden wollte; der Hund saß zu ihren Füßen und blickte mit seelenvollen Augen zu ihr hinauf. Alle wollten sie etwas von ihr. Es komme ihr wahrscheinlich ungelegen , hatte Caleb gemeint. Das, dachte sie gereizt, kann man wohl sagen. Sie brauchte jetzt ihre ganze Kraft, um Jem zu unterstützen und Mrs. Plummer soviel wie möglich von der Last des Hotelbetriebs abzunehmen. Sie hatte keine Zeit für Liebe. Es war absurd von Caleb, ausgerechnet zu so einem Zeitpunkt mit so einer Erklärung herauszurücken. Liebe war Ablenkung; daran war im Moment nicht einmal zu denken. Und seit Tom wollte sie mit Liebe nichts zu tun haben. Sie brauchte sich nur daran zu erinnern, wie unglücklich sie nach der Trennung von Tom gewesen war; in diese Falle würde sie nicht wieder hineintappen. Und Männer hatten noch viel stärker als Hunde und Katzen den Hang, Ansprüche an einen zu stellen. Sie verlangten Zeit, Aufmerksamkeit, Kraft. Sie wollten mit einem schlafen. Manche wollten heiraten und Kinder haben. Sie beschloß, nicht mehr an diesen unerwarteten Kuß zu denken, und so zu tun, als hätte er nicht stattgefunden.
    Sie suchte im Schrank nach einer frischen Bluse. In der letzten Woche hatte sie offenbar völlig vergessen zu waschen. Also goß sie heißes Wasser aus dem Kessel in die Waschschüssel und gab eine Handvoll Lux-Seifenflocken hinein. Irgend etwas ließ ihr keine Ruhe; sie fühlte sich aufgestört. Wäre es ihr lieber gewesen, sie und Caleb hätten einen Spaziergang gemacht und geredet – über alles und jedes, nur dieses eine nicht – und sich dann wie gewohnt als gute Freunde getrennt? Sie merkte, daß es sie nicht unbedingt drängte, dieser Frage nachzugehen. Ihre Antwort könnte anders als erwartet ausfallen. Und wenn es ihm mit seinen Worten ernst gewesen war – wenn ! –, wie sah es dann mit ihren Gefühlen aus?
    Sie weichte eine ihrer Blusen im Seifenwasser ein und begann, sie mit beiden Händen zu kneten. Als sie Caleb das erste Mal begegnet war, war er für sie ein fremder Eindringling gewesen, der ihr das Zuhause

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