Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
Vom Netzwerk:
hast du endlich deine Rache, nicht wahr, Romy? Ich hoffe, du bist glücklich . Natürlich bin ich glücklich, dachte sie zornig und kuschelte sich in die Kissen, um weiterzuschlafen. Jem war frei, und sie hatte Danny und das Hotel. Sie hatte einen Schrank voll neuer Kleider und Schuhe, und sie hatte ihrer Mutter eine Waschmaschine und einen Fernsehapparat gekauft. Jetzt führe ich ein Leben wie die Gräfin Koks, hatte Martha gesagt. Wie sollte sie also nicht glücklich sein?
    Weil Danny nur geliehen ist, sagte eine hämische Stimme. Und weil das Hotel mit seinen täglichen Ansprüchen dich von deinen Freunden und deiner Familie getrennt hat. Und weil du nicht einmal einen festen Freund hast, geschweige denn einen Verlobten oder Ehemann.
    Es traf zu, daß keine ihrer Beziehungen von längerer Dauer war. Sie hätte nicht sagen können, woran es lag; irgendwie waren es nie die richtigen Männer. Aber sie versuchte weiter ihr Glück. Mit einem oder zwei ihrer Verehrer ging sie ins Bett, weil sie einsam war und weil sie sich beweisen wollte, daß sie Caleb Hesketh nicht brauchte. Aber dann passierte es einmal, daß sie morgens in einem fremden Bett erwachte und einen Moment lang nicht wußte, wo sie war. Es machte ihr angst. Sie konnte nicht verstehen, wie sie hierhergekommen war, mit dem falschen Mann ins falsche Bett. Er war reich, nett, gutaussehend, aber sie liebte ihn nicht. Sie fragte sich, ob sie vielleicht gar nicht mehr lieben konnte und warum die Liebe ihr überhaupt noch wichtig war, wo sie doch so viele andere Dinge hatte. Aber sie war ihr wichtig, und sie war sich, als sie sich ankleidete und von ihm verabschiedete, eines Anflugs von Selbstverachtung bewußt.
    Dann begegnete sie Patrick Napier. Es war der Sommer 1958, Patrick wartete in der Bar des Trelawney auf die Frau, mit der er verabredet war. Seine Blicke folgten ihr, als sie durch den Raum zum Tresen ging, um dem Barkeeper etwas auszurichten. Blondes Haar, blaue Augen, aristokratische Gesichtszüge, genau mein Typ, dachte sie, als sie ihn bemerkte. Nicht immer waren solche Männer ihr Typ gewesen, aber der Geschmack änderte sich eben.
    Er meldete sich am folgenden Abend. Er habe sich beim Barkeeper nach ihr erkundigt und rufe an, um sich mit ihr bekanntzumachen und sie zum Abendessen einzuladen. Ganz schön mutig, dachte sie. Seither hatten sie sich des öfteren gesehen, aber nicht regelmäßig. Manchmal bekam sie ihn wochenlang nicht zu Gesicht, und wenn sie sich trennten, war sie sich oft nicht sicher, ob sie ihn überhaupt wiedersehen würde. Sie vermutete, daß er, genau wie sie, an Heirat nicht interessiert war und das leichte Leben, das er führte, viel zu sehr genoß, um an die Gründung einer Familie zu denken. Ferner nahm sie an, daß das glanzvolle gesellschaftliche Leben, in das er sie einführte, ihm willkommene Abwechslung von seiner beruflichen Tätigkeit bot. Patrick Napier war Arzt und hatte seine Praxis in der Harley Street. Sie hatte die Praxisräume nie gesehen, aber sie vermutete, daß sie luxuriös ausgestattet waren, mit beruhigenden Landschaftsaquarellen an den Wänden, um vom Geruch der Desinfektionsmittel und dem metallischen Blitzen der Instrumente abzulenken.
    Als sie wieder an den Tisch kam, sagte Patrick: »Es hilft nichts, ich muß fragen.«
    »Was denn?« Romy sah ihn an. Es war elf Uhr abends, und sie saßen im Chanterelle in der Old Brompton Road.
    »Was es mit deinem Notizbuch auf sich hat. Was schreibst du da hinein? Ich habe den schrecklichen Verdacht, daß du mir Zensuren gibst. Note drei. Im Vergleich mit deinen anderen Verehrern.«
    Sie lachte und schob das kleine goldene Notizbuch mit dem dazu passenden goldenen Stift in ihre Handtasche. »Und ich dachte, ich wäre so diskret. Nein, Patrick, ich gebe dir keine Zensuren. Ich mache mir Notizen über das Restaurant. Ich sammle Ideen und versuche, mich inspirieren zu lassen.«
    »Wofür?«
    »Für mein Hotel.«
    »So fleißig! Ich kenne keine andere Frau, die so viel arbeitet.«
    »Weil du im allgemeinen mit Debütantinnen ausgehst, Patrick. Oder dummen blonden Hühnern.«
    »Stimmt.« Er lächelte. »Unsere Treffen sind also nur – Recherche für dich.«
    »So in etwa«, neckte sie.
    Sie zog ihren Mantel über, und sie verließen das Restaurant. Als sie in die neblige Novembernacht hinaustraten, sagte Patrick: »Erzähl mir von deinen Ideen. Wovon hast du dich heute abend inspirieren lassen?«
    »Das Chanterelle hat natürlich einen phantastischen Küchenchef«,

Weitere Kostenlose Bücher