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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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hast.«
    Er hob den Kopf und sah sie an. » Du hast das immer gesagt.«
    »Jem«, sagte sie leise. »Er ist dein Sohn.«
    »Ich weiß.« Er zog die Brauen zusammen. »Und er ist ein süßer kleiner Bursche. Genau darum möchte ich nur das Beste für ihn. Und du bist für ihn das Beste, Romy. Das war von Anfang an so. Nicht ich.«
    Noch einmal versuchte sie, den Ohrring anzustecken, stach sich mit dem Stift und warf ihn schimpfend in den Schmuckkasten zurück. Sie setzte sich zu Jem. »Ich weiß, wie schwer du es hattest. Ich weiß, daß immer wieder – etwas schiefgegangen ist. Und diese Lügen, die Ray Babbs dem Gericht aufgetischt hat – das war so ungerecht –«
    »Manchmal«, sagte er langsam, »bin ich mir gar nicht mehr sicher, was damals passiert ist. Ob er angefangen hat oder ich. Ob ich ihm nicht vielleicht wirklich was antun wollte, wie alle behauptet haben. In meinem Hirn ist nur noch ein Riesendurcheinander, und ich weiß nicht mehr, was wahr ist und was nicht.«
    Sie starrte ihn an. »Aber natürlich hat Ray Babbs angefangen –«
    »Auch wenn das wahr ist, habe ich noch genug Sachen angestellt, für die ich nie die Verantwortung übernommen habe. Ich habe dir nichts davon erzählt, Romy. Weil ich mich schämen würde, es dir zu sagen.«
    Sie berührte seine Hand. »Das alles liegt doch jetzt hinter dir, Jem. Du bist ein anderer Mensch.«
    »Ich versuche, ein anderer Mensch zu sein.« Er sah sie mit weit offenen Augen an. »Aber das ist nicht immer leicht. Darum will ich von hier weg. Vor ein paar Tagen ist mir ein Kerl über den Weg gelaufen, den ich aus Brighton kannte. Er hat mir Arbeit angeboten – na ja, eine Art Arbeit. Für eine Menge Geld, Romy – das Doppelte von dem, was ich jetzt verdiene. Nein, keine Angst, ich habe abgelehnt«, sagte er hastig. »Ich habe ihm erklärt, daß ich versuche, mein Leben in Ordnung zu bringen. Aber was ist, wenn bei dieser neuen Arbeit jetzt was schiefgeht? Wenn ich am Ende wieder arbeitslos bin? Manchmal tue ich Dinge, die ich überhaupt nicht tun will. Kann ja sein, daß ich auf dem geraden Weg bleiben will, es aber nicht schaffe.«
    »Du wirst die Arbeit nicht verlieren, Jem. Es gibt überhaupt keinen Grund dafür.«
    »Es kann doch immer was schiefgehen«, entgegnete Jem. »Kann doch sein, daß ich es vermassele. Oder der Mann, für den ich arbeite, kriegt raus, daß ich im Knast war, und feuert mich. Und ich möchte nicht, daß Danny leidet, wenn ich wieder Mist baue.« Er wandte den Blick ab. »Daß man eine Frau schwängert, heißt noch lange nicht, daß man ein guter Vater ist. Denk an Dennis. Denk an unseren Vater.«
    »Unser Vater war überhaupt nicht wie Dennis«, protestierte sie empört.
    »Er hat uns im Stich gelassen. Er hat sich dafür entschieden, uns im Stich zu lassen!«
    Romy sagte nichts.
    Jem stand vom Sofa auf. »Es wäre mir lieber, Danny bliebe bei dir, Romy. Manchmal, wenn ich ihn ansehe, muß ich dran denken, was ihm alles passieren könnte. Daß ich ihn fallen lasse und er sich den Kopf aufschlägt. Oder daß er auf die Straße läuft und überfahren wird. Oder daß er krank wird –«
    »Jem«, rief sie, »jeder macht sich diese Sorgen. Jeder Vater und jede Mutter. Das ist ganz normal .«
    Er sah sie mit seinen dunklen, umschatteten Augen an. »Ich weiß, daß ich es nie zu was bringen werde. Aber ich möchte nicht, daß Danny wird wie ich. Ich möchte, daß er so wird wie du, Romy.«
    Am nächsten Tag brachten Romy und Danny Jem zum Zug. Ein schriller Pfiff, Dampf zischte, und aus dem Schornstein der Lokomotive stieg eine gewaltige weiße Rauchwolke auf, die Jems Gesicht verbarg, als der Zug sich in Bewegung setzte. Romy weinte und war sich einer entsetzlichen Leere bewußt, als hätte jemand ihr ein Loch ins Herz gerissen. Er würde sich schon besinnen, versuchte sie sich zu trösten. Ein paar Monate noch, dann würde Jem allmählich sein Selbstvertrauen wiederfinden und Danny zu sich holen.
    Neben Danny beschäftigte sie natürlich vor allem das Hotel. Die erste überschwengliche Freude über Mrs. Plummers Vermächtnis war bald von der Realität gedämpft worden. Mrs. Plummers Vermögen war zwischen verschiedenen wohltätigen Einrichtungen und den Schwestern, Neffen und Nichten, von deren Existenz kaum jemand gewußt hatte, aufgeteilt worden. Das hieß, daß das Trelawney mit Gewinn arbeiten mußte, wenn es überleben sollte. Im ersten halben Jahr fühlte sie sich oft von Schwierigkeiten überwältigt. Jack Starling

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