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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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sagte sie mit neidvoller Bewunderung. »Anton ist gut, aber er hat nicht die gleiche Klasse. Und das Dekor – überall helles Holz und diese tollen Stoffe. So herrlich warme Farben.« Welch ein Gegensatz, dachte sie, zu der dunklen Mahagonitäfelung, den lebhaft gemusterten Teppichen und den schweren, volantbesetzten Vorhängen im Trelawney. Ungleich moderner.
    »Hörst du eigentlich nie auf, an deine Arbeit zu denken?«
    Sie überlegte. »Doch, wenn ich mit Danny zusammen bin. Sonst nicht oft, nein.«
    Er schwieg.
    Sie warf ihm einen Blick zu. »Patrick«, sagte sie, »du bist doch nicht etwa eifersüchtig? Du kannst doch nicht auf ein Hotel eifersüchtig sein!«
    Er winkte einem Taxi. »Wenn du es so formulierst – nein, wahrscheinlich nicht.«
    »Außerdem wette ich, daß du selber die meiste Zeit an Lungen und solches Zeug denkst.«
    »Nein, das tue ich nicht. Ich denke nie an meine Arbeit, wenn ich nicht im Dienst bin. Ich bin froh, wenn ich mal nicht an ›Lungen und solches Zeug‹ zu denken brauche. Und ganz sicher denke ich nicht an meine Arbeit, wenn ich mit dir zusammen bin, Romy.« Er sah sie an. »Wenn ich mit dir zusammen bin, denke ich nur an dich.«
    Sie stieg ins Taxi »Das nehme ich dir nicht ab«, sagte sie, als er neben ihr Platz genommen hatte. »Kannst du in aller Aufrichtigkeit behaupten, daß du nicht einmal flüchtig daran denkst – na ja, zum Beispiel, ob die vergangene Woche gut war …«
    »Ob die Gewinne gestiegen oder gefallen sind? Ganz so ist das nicht in unserem Beruf. Jedenfalls nicht auf so offenkundige Art. Obwohl es das Geschäft schon ein wenig verdirbt –« er starrte zum Fenster hinaus –, »daß es den richtigen dichten Londoner Nebel nicht mehr gibt.«
    Er nahm ihre Hand in die seine. Er hatte schöne Hände, lang und elegant, wie man sich Arzthände vorstellte. Sie waren mit das erste gewesen, was ihr an ihm aufgefallen war.
    »Was denkst du gerade?« fragte er, und sie antwortete lächelnd: »Ich denke gerade darüber nach, wie wenig wir zueinander passen. Wir haben nichts gemeinsam. Ich hasse Krankenhäuser, und du wohnst nie in Hotels.«
    »Nur weil ich das Glück habe, in Paris, Nizza und Rom Freunde zu haben. Da brauche ich nicht im Hotel abzusteigen.«
    Das Taxi hielt vor dem Trelawney. Sie lud ihn noch zu einem Drink ein, und er folgte ihr nach oben in ihr Appartement in der zweiten Etage.
    Nachdem sie ihm einen Scotch eingeschenkt hatte, entschuldigte sie sich einen Moment, um einen Blick ins Kinderzimmer zu werfen. Danny lag zusammengerollt in seinem Bettchen. Die Decken hatte er abgeworfen wie immer. Behutsam streichelte sie mit der Fingerspitze eine runde rote Wange. Ich muß ihm ein größeres Bett kaufen, dachte sie. Das Kinderbett wird ihm bald zu klein sein.
    Sie ging wieder ins Wohnzimmer. Patrick sah sich gerade die Photographien auf dem Kaminsims an. »Deine Familie?« fragte er.
    Sie blieb neben ihm stehen. »Das ist Danny, mein Neffe. Und das ist sein Vater, mein Bruder Jem.«
    »Sie sind sich sehr ähnlich.«
    »Ja, nicht wahr?« Sie strahlte. »Und das ist Carol, meine Stiefschwester, die hier im Büro arbeitet. Und das ist meine Mutter.«
    »Hast du auch einen Vater?«
    »Mein Vater ist gestorben, als ich noch ein Kind war.«
    »Das tut mir leid.«
    »Schon gut«, sagte es. »Es ist lange her.«
    »Vermißt du ihn noch?«
    Sie schüttelte den Kopf und fragte sich, ob sie ihm die Wahrheit sagte. Sie wußte, daß Patricks Vater erst vor drei Monaten gestorben war.
    »Aber du vermißt deinen Vater sicher noch.«
    Er stellte die Photographie beiseite. »Ja, obwohl ich es nicht erwartet habe – wir haben uns nicht besonders gut verstanden. Manchmal vermisse ich sogar die Auseinandersetzungen.« Er wandte sich ihr zu. »Komm her«, sagte er.
    Sie ließ sich von ihm in die Arme nehmen und küssen. Ihr Cocktailkleid war schulterfrei, und sie spürte, wie sein Mund der Biegung von Hals und Schulter folgte, spürte seinen Atem auf ihrer Haut. Sein weiches blondes Haar streifte sanft ihr Gesicht. Seine Hände umschlossen ihre Taille und glitten zu ihren Hüften hinunter.
    Sie entzog sich ihm. »Nein, Patrick. Es ist spät. Ich muß morgen sehr früh raus.«
    »Du könntest dir doch den Morgen mal freinehmen.« Er streichelte sie immer noch. »Du bist die Chefin.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Seine Hände fielen herab. »Worauf wartest du, Romy Cole?«
    »Auf nichts«, sagte sie. »Ich warte auf nichts.«
    Mit gerunzelter Stirn sah er ihr in die Augen.

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