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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Entschluß.«
    Psyche kämpfte sich in einen voluminösen Wollmantel. »Ich muß dringend die Beine hochlegen. Ich habe Fesseln wie ein Elefant. Romy, du mußt mich unbedingt bald mal besuchen und mich über Säuglingspflege aufklären. Ich hab keine Ahnung, wie ich das schaffen soll. Es klingt alles so kompliziert.«
    Sie verschwand im Gedränge. Auch Romy wandte sich zum Gehen.
    Caleb sagte unvermittelt: »Was hat Psyche gemeint, als sie sagte, du mußt sie über Säuglingspflege aufklären?«
    »Sie glaubt wahrscheinlich, ich hätte Ahnung davon, weil ich Danny großziehe.«
    »Du bist verheiratet?« fragte er scharf. »Dieser Mann – Patrick –«
    »Aber nein. Danny ist Jems Sohn.«
    Sie sah, wie er innehielt, als müßte er etwas neu bewerten. »Das Kind von Liz?«
    »Ja.« Er wußte es natürlich nicht. »Liz hat Ray Babbs geheiratet«, sagte sie.
    Er sah sie ungläubig an. »Großer Gott!«
    Sie hatte selbst noch immer Schwierigkeiten, es zu akzeptieren. »Sie hat offenbar gemeint, sie müßte unbedingt heiraten. Und Ray war zur Stelle, Jem nicht.« Es gelang ihr nicht, die Bitterkeit ganz aus ihrem Ton herauszuhalten. »Als sie mir sagte, daß sie das Kind zur Adoption freigeben wollte, habe ich beschlossen, den Kleinen zu mir zu nehmen, bis Jem wieder auf freiem Fuß ist. Das ist alles.«
    Wieder wollte sie gehen, aber der Weg wurde ihr von einem massigen Mann mit einem Saxophon versperrt. Sie hörte Caleb sagen: »Das Kind ist jetzt also bei Jem?«, und blieb stehen.
    »Nein. Danny lebt noch bei mir.« Wieder senkte Traurigkeit sich über sie wie eine dunkle Decke.
    »Jems Sohn – Danny …« Caleb runzelte die Stirn. »Wie alt ist er jetzt?«
    »Er ist im Oktober zwei geworden.«
    »Da hast du dir allerhand aufgebürdet.«
    »Danny ist keine Bürde«, entgegnete sie abweisend. »Er ist so ein braver kleiner Kerl.«
    Der Blick, mit dem er sie ansah, wühlte sie auf. Sie dachte daran, wie er zu ihr gesagt hatte: Ich wünschte, ich wäre dir nie begegnet , und mußte ein Frösteln unterdrücken. Sie zog die Mohairjacke fester um sich. »Ich muß rüber zu Jake«, sagte sie hastig. »Ich bin seit Monaten nicht dazu gekommen, mal richtig mit ihm zu tratschen.«
    »Ich hätte gedacht«, sagte er, ohne auf ihre Worte einzugehen, »daß deine Mutter sich um das Kind kümmern würde.«
    »Nein«, wehrte sie schroff ab. »Das kam für mich nie in Frage. Wegen meines Stiefvaters, verstehst du? Ich konnte nicht zulassen, daß er Danny das gleiche antut, was er Jem angetan hat. Dann wäre – ein Dauerzustand daraus geworden. Außerdem wäre es meiner Mutter gegenüber nicht fair gewesen, ihr schon wieder ein kleines Kind aufzuhalsen, wo Gareth gerade erst zur Schule gekommen ist.«
    Er neigte den Kopf, als akzeptierte er, was sie sagte. Dann wandte sie sich ab und drängte sich, über auf dem Boden stehengelassene Gläser hinwegsteigend, ins andere Zimmer durch.
    Sie war schon fast außer Hörweite, als sie seinen Ruf vernahm. Sie schaute zurück.
    Sie hatte sein Lächeln vergessen. Ihr Herz schlug einen merkwürdigen kleinen Zwischentakt. Er prostete ihr zu. »Ein gutes neues Jahr, Romy«, sagte er.
    »Da ist es«, sagte Patrick. »Das ist Whitewaters.«
    Whitewaters hieß Bunny Napiers Landsitz in Suffolk. Das Haus war ein Art-déco-Bau mit hellen Mauern und vielen Fenstern. Es hatte einen Glanz, fand Romy, wie das Meer, das nur etwa einen Kilometer hinter ihm lag.
    »Schön«, sagte sie.
    »Ja, nicht wahr?« Patrick zog den Jaguar um eine Straßenbiegung.
    Romy war plötzlich nervös. Prüfend sah sie an sich hinunter: Mantel, Handschuhe, Tasche, Strümpfe.
    Patrick bemerkte ihren Blick und lachte. »Mach dir keine Sorgen«, sagte er. »Die Wochenenden bei Bunny sind immer sehr locker. Und ich habe ihr schon eine Menge von dir erzählt. Sie ist sehr gespannt auf dich.«
    Er hielt den Wagen vor dem Haus an und sprang mit den Koffern in der Hand die breite Treppe hinauf. Wie ein Schuljunge, dachte Romy nachsichtig, der es nicht erwarten kann, seine Mama wiederzusehen.
    Die große, mit Stein gepflasterte Vorhalle des Hauses war leer. Patrick öffnete, nach seiner Mutter rufend, eine Tür nach der anderen. Schließlich kam eine kleine, magere Frau in einer geblümten Kittelschürze durch einen Korridor ins Foyer.
    »Mrs. Napier fühlt sich nicht wohl, Mr. Patrick. Sie hat sich hingelegt.«
    Patrick machte ein besorgtes Gesicht. »Dann will ich gleich mal nach ihr sehen. – Meine Mutter leidet an Migräne«,

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