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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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schien alles sonnenklar. Es reichte nicht, daß Romy Cole aus der Sozialsiedlung es zur Hotelbesitzerin gebracht hatte. Sie hatte immer hoch hinausgewollt, immer nach dem besseren Leben gestrebt. Nach einem Leben, wie Patrick Napier es ihr bieten konnte.
    »Sag mir, daß ich mich irre, Romy«, sagte er. »Sag mir in aller Aufrichtigkeit, daß ich mich irre.«
    Sie zitterte. »Das hast du gar nicht verdient«, sagte sie und riß die Tür auf. »Raus! Verschwinde einfach!«
    Als Caleb ins Haus trat, kam gerade Alison die Treppe herunter. Sie rief ihm ein »Hallo!« zu und sagte dann, nach einem näheren Blick auf ihn: »Alles in Ordnung?«
    »Ja, ja.« Er schob den Schlüssel ins Schloß seiner Wohnungstür. »Alles bestens.«
    »Wir können es auf einen anderen Abend verschieben, wenn du nicht in Stimmung bist«, sagte sie. »Das Glas Wein kann –«
    Ihm fiel ein, daß er ihr versprochen hatte, am Abend mit ihr ins Pub zu gehen.
    »Ich habe oben auch eine Flasche Wein«, fügte sie hinzu, »wenn du keine Lust hast auszugehen.«
    Ohne zu überlegen, sagte er: »Ach ja, das ist eine gute Idee. Bis gleich dann.« Damit ging er in seine Wohnung.
    Drinnen befreite er sich von einem Teil seines Zorns, indem er ein weiteres Stück aus der Speisekammerwand herausklopfte. Danach stieg er aus seinen schmutzigen Sachen und nahm ein Bad. Als er sich frisch angezogen hatte, ging er nach oben zu Alison.
    Sie hatte das elektrische Licht ausgemacht und Kerzen angezündet. Sie hatte eine Platte aufgelegt – langsame Jazzmusik – und trug nicht wie sonst Rock und voluminösen Pulli, sondern ein weites wallendes Gewand in Braun- und Goldtönen. Das lange Haar hing ihr lose auf die Schultern herab, und sie hatte sich geschminkt, zum erstenmal, soweit er sich erinnern konnte.
    Nachdem sie den Wein eingeschenkt hatte, setzte sie sich zu ihm aufs Sofa. Sie erzählte, was sie den Tag über erlebt hatte, worauf er ihr seinerseits eine stark zensierte Version der Ereignisse lieferte, die seinen Tag ausgemacht hatten. Die langsame Musik lullte ihn ein, und ein Teil seines Ärgers löste sich im Wein auf.
    Erst als ihre Hand zaghaft die seine suchte und ihr Kopf an seine Schulter sank, begriff er, was die Kerzen, die Musik, das ausgefallene Kleid und das Make-up zu bedeuten hatten. Alisons Lippen streiften seine Wange. Er brauchte nichts weiter zu tun, als sich ihr zuzuwenden und sie richtig zu küssen. Das wünschte sie sich ja. Und im ersten Moment war da auch eine flüchtige Versuchung, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen und darüber, zumindest für eine Weile, den Streit mit Romy zu vergessen, der in seinem Kopf unaufhörlich immer wieder von neuem ablief.
    Aber dies war Alison, nicht Diana. Die liebenswürdige, mütterliche Alison, die für ihn kochte und ihm seine Post hereinholte. Alison, die Pfarrerstochter. Alison, die etwas Besseres verdiente.
    Er sagte behutsam: »Alison«, und entzog ihr seine Hand.
    Sie sah zu ihm hinauf. Ihr Blick war etwas glasig. »Was ist?«
    »Ich glaube, ich gehe jetzt besser«, sagte er.
    »Du willst gehen?«
    »Ja.«
    »Aber das will ich nicht.«
    Er schob sie sachte weg und stand auf. »Es tut mir leid.«
    Er sah die Kränkung in ihrem Blick. »Magst du mich nicht?«
    »Doch, natürlich.«
    Sie runzelte die Stirn. »Aber das ist alles.«
    »Alison«, sagte er, »du bist einer der nettesten Menschen, die mir seit Jahren begegnet sind.«
    Sie sah an sich hinunter. »Nett!« wiederholte sie verächtlich. »Alison, die nette, dicke alte Jungfer.« Sie stand auf und kramte in ihrer Handtasche nach Zigaretten. Nachdem sie sich eine angezündet hatte, stellte sie sich mit dem Rücken zu ihm ans Fenster.
    »Alison«, sagte er, »ich hatte keine Ahnung –«
    »Ach nein? Dann kann ich nur sagen, wie dumm von dir.« Nach ein paar Sekunden sagte sie ruhiger: »Entschuldige. Das war nicht fair. Aber du mußt es doch gemerkt haben, Caleb!«
    Er wußte nicht, was er sagen sollte. Nichts fiel ihm ein, was nicht billig oder beleidigend gewesen wäre.
    Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt und stieß den Rauch durch die Nase aus. Nach einiger Zeit drehte sie sich zu ihm um und sagte müde: »Vielleicht hast du recht, Caleb. Vielleicht ist es besser, du gehst jetzt.« Der Blick, mit dem sie ihm nachsah, als er aus dem Zimmer ging, schien ihm die Treppe hinunterzufolgen.
    Die Jahre, dachte Romy, hatten an Caleb Heskeths schlechter Meinung von ihr nichts geändert. Sie hielt sich die Männer vom Leib, weil sie

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