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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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diesen Gemütszustand nicht aushalten konnte, diese Leere in ihrem Herzen, diese bodenlose Enttäuschung.
    Sie würde ihn sich ein für allemal aus dem Kopf schlagen. Vielleicht würde sie Patrick Napier heiraten. Wenn sie Patrick heiratete, würde sie ein bequemes und geordnetes Leben führen. Sie würde nicht mehr Tag für Tag mit Müdigkeit kämpfen müssen, sie würde nie wieder Geldsorgen haben. Als Patricks Ehefrau würde sie einer angesehenen Gesellschaftsschicht angehören und in den besten Kreisen verkehren. Es würde ihr an nichts fehlen. Sie würde in einem schönen Haus leben; sie würde in Südfrankreich Urlaub machen und das Skilaufen lernen können. Und – das Wichtigste! – wenn sie Patrick heiratete, würde sie nie wieder einsam sein.
    Am Montag bekam sie Besuch von Bunny Napier, elegant in einem schwarzen Kostüm. Seitlich auf den Kopf gedrückt trug sie einen kleinen Federhut, der aussah wie ein verletzter Vogel, und um den Hals eine Onyxkette in der Farbe ihrer Augen. Romy bemühte sich, ihre mißtrauische Überraschung über diesen unangemeldeten Besuch zu verbergen, und lud Bunny zum Mittagessen ins Hotelrestaurant ein.
    Bunnys Gabel blieb in der Luft über ihrem Krabbencocktail hängen, als sie zum Angriff ansetzte. »Diese Liaison zwischen Ihnen und Patrick – als Verlobung kann man es ja wohl kaum bezeichnen –«
    »Patrick hat mit Ihnen gesprochen?«
    »Ich sagte Ihnen doch bereits, Miss Cole, Patrick bespricht alles mit mir.«
    Romy war am Morgen mit Kopfschmerzen erwacht und hatte Mühe gehabt, die Augen aufzubekommen. Als sie jetzt zu ihren Krabben hinunterblickte, fand sie sie bleich und ekelhaft und merkte, wie ihr Magen revoltierte. Sie sagte: »Dann war Patrick etwas voreilig. Er hat mir einen Antrag gemacht. Aber ich habe ihm meine Antwort noch nicht gegeben.«
    Bunny spießte eine Krabbe auf. »Da kann ich eigentlich nur erleichtert sein. Sie werden den Antrag doch nicht annehmen, nicht wahr?«
    »Das geht Sie selbstverständlich gar nichts an.« Sie hatte Mühe, ruhig zu sprechen. »Aber wenn Sie es unbedingt wissen wollen, ich habe mich noch nicht entschieden.«
    »Dann lassen Sie sich von mir bei der Entscheidung helfen.« Bunny legte Messer und Gabel nieder und faltete die Hände. Sie hatte ihre Handschuhe ausgezogen, und die roten Nägel leuchteten. »Patrick braucht einen ganz besonderen Typ Frau –«
    »Ja. Das sagten Sie schon.«
    »Wenn Sie mich freundlicherweise aussprechen lassen würden, Miss Cole. Einen besonderen Typ Frau, der Sie, denke ich, nicht sind.«
    Romy schob Krabben und Salat auf ihrem Glasschälchen hin und her, als würden es dadurch weniger werden. »Vielleicht ist Patrick da anderer Meinung.«
    »Mag sein. Aber ich werde alles daransetzen, ihm gewisse – Realitäten vor Augen zu halten.« Bunny tupfte sich den Mund mit der Serviette. »Da wäre beispielsweise dieser Betrieb hier«, sagte sie mit einer geringschätzigen Geste.
    »Das Hotel?«
    »Richtig. Wenn Sie Patrick heiraten sollten, würde er nicht wollen, daß Sie weiterhin hier tätig sind.«
    »Das ist doch wohl meine und Patricks Angelegenheit.«
    »Es ist Tatsache.« Die graugrünen Augen waren voll kalter Selbstzufriedenheit. »Er würde es nicht wollen. Glauben Sie es mir.«
    Romy winkte dem Kellner, um die Teller abräumen zu lassen.
    »Dann«, fuhr Bunny fort, »wäre da Ihre Herkunft.«
    »Meine Herkunft?« Sie versuchte, sich von dem plötzlichen Erschrecken nichts anmerken zu lassen.
    Ein dünnes Lächeln. »Nun, Sie sind offensichtlich nicht – wie soll ich sagen? – oberste Schublade, Miss Cole. Natürlich bemühen Sie sich sehr, Sie geben eine gute Vorstellung – ginge es nicht um meinen Sohn, so könnte ich Sie beinahe bewundern. Aber Sie verraten sich in vielen Kleinigkeiten. Natürlich sind die Sitten seit dem Krieg lockerer geworden. Aber die Frau, die Patrick heiratet, muß ihm Ehre machen. Sie muß eine gute Gastgeberin sein und wissen, wie man sich in Gesellschaft benimmt. Sie muß ihm eine Hilfe sein – und sie muß ein Schmuckstück sein.«
    »Ein Porzellanpüppchen? Das man nach Bedarf aus dem Schrank nimmt und abstaubt?«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich.« Bunny zupfte mit ihren langen, schlanken Fingern gereizt an der Onyxkette. »Sie würden meinem Sohn keine Ehre machen, Miss Cole. Und ich werde nicht zulassen, daß Sie seinem Ansehen schaden.«
    »Da brauchen Sie keine Angst zu haben. Ich werde Patricks Ansehen gewiß nicht schaden.« Sie hörte, wie

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