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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Hodge findet dich sehr attraktiv.«
    »Ach ja?« Sie gingen den Highbury Grove hinunter. »Die gute alte Jenny Hodge. Welche war das denn?«
    »Pferdeschwanz und Sommersprossen. Rosa Pulli. Schüttet mir immer ihr Herz aus.«
    »Und worüber?«
    »Meistens geht’s um Männer. Sie kommen alle immer zu mir. Nina und Karen genauso wie Jenny.«
    »Weil du so eine verständnisvolle Person bist. Schüttet Mrs. Metcalf dir auch ihr Herz aus?«
    Sie kicherte. »Nein, Gott sei Dank nicht.«
    »Aber mir hat sie’s ausgeschüttet. Offenbar hat ihre Kamelie dieses Jahr keine Blüten getragen. Sie war sehr erbost – ich hatte beinahe das Gefühl, es wäre meine Schuld.«
    »Ja, das ist genau ihre Art«, sagte Alison. »Ganz gleich, ob man etwas angestellt hat oder nicht, sie schafft es immer, einem ein schlechtes Gewissen zu machen.«
    Sie hakte sich bei ihm ein, als sie am Bordstein stehenblieben, um eine Lücke im Verkehr abzuwarten. Etwas zaghaft sagte sie: »Wenn es dir heute abend tatsächlich gefallen hat, Caleb … na ja, dann könnten wir doch wieder mal etwas zusammen unternehmen. Keine Angst, ich denke nicht an weitere gesellige Abende mit Wein und Käse. Ich dachte, wir könnten einmal ins Kino gehen oder in die Kneipe. Ich meine – der Winter – es ist nur – das drückt auf die Stimmung, findest du nicht?«
    Sie war ins Stammeln geraten, und er kam sich plötzlich schlecht vor, daß er daran nicht selbst gedacht hatte. Die arme Alison, saß ganz allein da oben in ihrer kleinen Bude. Es gab viele Frauen, die nicht gern allein ausgingen. Er sagte: »Klar, warum nicht?«, und sie lächelte ihn strahlend an.
    Eine Zeitlang gingen sie schweigend nebeneinanderher. Nach einer Weile sagte sie: »Woran denkst du so intensiv?«
    »Entschuldige«, sagte er. »Mir geht etwas im Kopf herum.«
    »Erzähl.«
    »Es ist nur etwas, was jemand zu mir gesagt hat.« Der Regen wurde stärker. Er schob den Schirm ein Stück weiter zu ihr hinüber, damit sie nicht naß wurde.
    »Und worüber?«
    »Ach –« Er schnitt eine Grimasse. »Verlorene Träume, könnte man sagen.«
    Sie drückte seinen Arm. »Kopf hoch.«
    »Na ja, es ist einfach – da meint man, es klappt alles ganz ordentlich – du weißt schon, man kommt über die Runden –, und dann wird einem plötzlich bewußt, daß man das Ziel, das man ursprünglich hatte, völlig aus den Augen verloren hat. Und daran hat sie mich erinnert.«
    »Sie?«
    »Die Frau im Hotel, die mich engagiert hat.« Er warf Alison einen Blick zu. »Ich kenne sie von früher. Es ist eine Ewigkeit her. Ich war damals noch jung und unschuldig.«
    »Na, ein Greis bist du inzwischen nicht geworden«, versetzte sie neckend.
    »Was habe ich schon groß zustande gebracht? Zehn, zwölf wenig inspirierende städtische Kleingärten.«
    »Caleb«, sagte sie leise.
    In letzter Zeit hatte er des öfteren an den Garten der Rolands mit seinen Terrassen und dem Brunnen denken müssen. »Ich wollte etwas – etwas Wunderbares schaffen. Aber na ja, meine Gärten bringen Geld, und das ist ja auch nicht zu verachten, stimmt’s, Alison? Da kann ich wenigstens die Hypothek bezahlen.« Den bitteren Ton hatte er nicht beabsichtigt.
    »Caleb«, sagte sie wieder. »Du mußt dir Zeit lassen, das ist alles.«
    Sie hatten das Haus erreicht. Alison blieb stehen. Sie legte die Arme um ihn und drückte ihn.
    Romy verlief sich auf dem Weg vom Untergrundbahnhof Canonbury zu der Straße, in der Caleb wohnte. Wie hätte es auch anders sein sollen. Ich hätte ein Taxi nehmen sollen, dachte sie. Ich bin schließlich stolze Hoteleigentümerin und muß nicht mehr jeden Penny zweimal umdrehen. Aber es war eben schwer, alte Gewohnheiten aufzugeben.
    Schließlich fand sie die Canonbury Park Road doch noch und ging, unterwegs immer wieder die Hausnummern prüfend, die Straße entlang. Sie war etwa auf halber Höhe, als sie sie vor dem Haus stehen sah. Caleb und eine Frau. In enger Umarmung. Ein Regenschirm lag vergessen auf dem Gehweg neben ihnen. Das Licht der Straßenlampe erleuchtete das lange rötliche Haar der Frau, das in Wellen über ihre Schultern fiel. Calebs Hand, die dieses lange, feuchte Haar berührte, schien grünlichweiß.
    Romy drückte eine Faust auf den Mund. Wie hatte sie nur so dumm sein können! So unglaublich dumm, sich einzubilden, daß ihre Gespräche ihm ebensoviel bedeuten könnten wie ihr. So unglaublich dumm, nicht damit zu rechnen, daß er längst eine andere gefunden hatte.
    Sie machte kehrt und lief zum

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