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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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wütend oder patschnaß gewesen war.
    In der Toilette des Fitzroy kämmte sie sich die Haare und frischte sorgfältig ihr Make-up auf. Sie trug einen langen schwarzen Rock, der nach unten hin glockig geschnitten war, und einen jadegrünen Angorapulli mit kurzen Ärmeln. Prüfend betrachtete sie sich noch einmal im Spiegel: keine Laufmaschen in den Strümpfen, die Schuhe geputzt. Wenn sie es schaffte, den Abend zu überstehen, ohne wütend zu werden oder Wein zu verschütten, würde sie die kurze Bekanntschaft mit Caleb Hesketh wenigstens mit einer gewissen Würde beenden können.
    Es war voll im Pub. Sie saß zwischen Jake und Tom, als sie Caleb an der Tür entdeckte. In seinen schmutzverkrusteten Stiefeln und der Kordjacke mit den Flicken wirkte er fehl am Platz. Sie hingegen fühlte sich befriedigend großstädtisch und schick.
    Sie machte ihn mit den anderen bekannt. »Wir feiern Magnus’ Geburtstag«, erklärte sie.
    Caleb lud Magnus zu einem Drink ein; Magnus sagte, er hätte gern einen doppelten Scotch. Als Caleb im Gewühl rund um den Tresen verschwunden war, sagte Tom: »Ein Freund von dir?«
    »Ein Bekannter.«
    »Du hast ihn nie erwähnt.«
    »Weil er nicht wichtig ist«, antwortete sie leichthin. Und das stimmte ja auch. Nach diesem Abend brauchte sie ihn nie wiederzusehen.
    Caleb kam mit den Getränken zurück. Magnus schaute mit viel demonstrativem Getue zu seinen schmutzigen Stiefeln hinunter. »Sind Sie Bauer?«
    »Ich bin Gärtner.«
    Magnus zog die Brauen hoch. »Na, so was!«
    »Ich habe nur einen Blumenkasten vor dem Fenster«, bemerkte Jake. »Romy kümmert sich um die Pflanzen. Sie schimpft wie ein Rohrspatz, wenn ich vergesse, sie zu gießen.«
    »Na ja, es ist doch wirklich nur ein lächerlich kleiner Kasten, Jake. Die armen Blumen waren schon ganz braun.«
    »Ich könnte Ihnen jetzt einen Haufen Quatsch darüber erzählen, daß ich viel zu sehr mit meiner Kunst beschäftigt bin, aber Tatsache ist, daß ich nie gelernt habe, für etwas zu sorgen. Ob Pflanzen oder Katzen – bei mir verkümmert alles. Wahrscheinlich bin ich zu vergeßlich.«
    »Zu egoistisch«, warf Camille bissig ein.
    »Da hast du wahrscheinlich recht, mein Schatz. Ich bin viel zu egoistisch. Mir ist die Malerei lieber als Gartenarbeit. Das Malen kann manchmal verdammt langweilig und nervtötend sein, aber wenigstens ist man die meiste Zeit im Haus und muß sich nicht irgendwo auf dem Feld den Hintern abfrieren.«
    »Aber du findest das Malen doch nicht wirklich langweilig?«
    Jake zündete sich eine Zigarette an. »Doch, Tom, du wirst es nicht glauben. Ich finde es sehr oft stinklangweilig.«
    Tom machte ein zweifelndes Gesicht. »Das meinst du nicht ernst. Ich dachte immer, es müßte etwas Wunderbares sein, sich durch seine Kunst ausdrücken zu können.«
    »Weil du jung bist und noch Ideale hast, mein Lieber. Ich war vermutlich genauso, als ich noch ein holder Jüngling war, aber ich kann mich nicht mehr erinnern, es ist schon so lange her. Sie sind also Gärtner«, fuhr Jake nachdenklich fort. »Da müssen Sie ja einiges erlebt haben. Klingt mir sehr nach Lady Chatterley .«
    »Wer ist das?« Psyche blickte auf.
    »Ein Schmuddelbuch, Schätzchen. Kann man hier nicht kaufen.«
    »Ich würde dir ja meins leihen«, sagte Magnus von oben herab, »aber du würdest wahrscheinlich nichts damit anfangen können. Es ist auf italienisch.«
    »Außerdem ist es sowieso ziemlich langweilig«, warf Jake ein. »Hast du eine Bettszene gelesen, hast du sie alle gelesen.«
    »Ich denke«, sagte Magnus, »daß die Gärtnerei in Wirklichkeit sowieso eine ziemlich nüchterne Beschäftigung ist.«
    »Oh, sie hat ihre faszinierenden Momente.« Caleb, der außerhalb des Kreises stand, sah Magnus in die Augen. »Eine Frau, bei der ich im letzten Jahr gearbeitet habe, hat sich immer nackt auf den Rasen in die Sonne gelegt, während ich mit den Blumenbeeten beschäftigt war.«
    Jake lachte prustend. »Na, das hat Sie doch bestimmt inspiriert.«
    Romy zog Caleb auf die Seite. »Ist das wahr?« fragte sie neugierig.
    »Das mit der Frau, die sich in die Sonne gelegt hat? Aber ja. Nur war sie siebzig Jahre alt und überzeugte Anhängerin der Freikörperkultur.« Sie drängten sich zur Tür durch. »Viele Leute reden so abschätzig von der Gärtnerei. Ich meine, ich kann ja verstehen, daß sie nicht jedermanns Sache ist, aber trotzdem … Meistens macht es mir nichts aus, aber hin und wieder ärgert es mich.«
    »Ach, Magnus macht sich über alles

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